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Musiktheater
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Don Giovanni

Dramma giocoso in zwei Akten
Text von Lorenzo Da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart


In italienischer Sprache mit deutschen Seitentiteln    
Aufführungsdauer: ca. 3 Stunden 10' (Pause nach dem 1. Akt)   


Premiere im Theater am Domhof am 8. Oktober 2011

Logo: Theater Osnabrück

Theater Osnabrück
(Homepage)

Ich habe dich zum Fressen gern   

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Jörg Landsberg


Eine analytisch durchdachte, humorvolle, mitunter leicht surreale Inszenierung der 1787 in Prag uraufgeführten "Opera buffa" Don Giovanni präsentiert das Theater Osnabrück als Auftakt der Spielzeit 2011/1012. Regisseur Walter Sutcliffe zeigt den unermüdlichen Charmeur nicht als getriebenen, besessenen, Freiheit liebenden Eroberer oder prinzipientreuen Schurken sondern als jungen, Gewalt nicht ausschließenden, genussfreudig verspielten, erfolglosen Liebhaber, an dem Donna Anna, Donna Elvira und Zerlina mehr als Gefallen finden.
SzenenfotoZerlina und Don Giovanni  (Daniel Moon)    

In seiner auch im Detail stimmigen Personenregie nimmt Sutcliffe vor allem Sexualität und weibliches Begehren in den Blick. Die Kostüme unterstreichen die Entwicklung der Protagonisten. Schon bei der ersten - in Text und Musik von Mozart und da Ponte gegensätzlich gestalteten Begegnung zwischen Donna Anna und Don Giovanni - spielt Sutcliffe auf die Reize einer widersprüchlichen, doppelbödigen Leidenschaft an. Als der Vater Donna Annas die Beiden dann auf der Straße trifft, flieht sie. Don Giovanni erwehrt sich des väterlichen Angriffs, indem er mit dem zurückgebliebenen roten Stöckelschuh Donna Annas auf ihn eindrischt. Sie wird infolge der schweren seelischen Erschütterungen, die sie durch den psychisch nicht verarbeiteten Tod ihres Vaters erlebt, beziehungsunfähig und im weiteren Verlauf nur nach Strafe und Rache sinnen.
Zerlina, die eigentlich schon im Duett "Là ci darem la mano" den musikalischen Verführungskünsten Don Giovannis erliegt, kann das Gelernte letztlich bei ihrem Massetto umsetzen. Und Donna Elvira? Verführt, verlassen, ist sie dem Geliebten rachelüstern nach Sevilla nachgereist. Zerrissen von Hass und Liebe mutiert sie zur Liebenden, die - sich erotisch anbiedernd - noch in der vorvorletzten Szene (während des festlichen Abendmahls) versucht, den Geliebten für sich zu gewinnen.

giovanni 2

die Hochzeitsgesellschaft mit Zerlina (links stehend) und Masetto (rechts stehend)  

Den Rahmen des wechselnden, gesellschaftspsychologisch anschaulich gestalteten Beziehungsgefüges bildet eine Art mittelalterliches Mysterienspiel. Zu Beginn und im 1. Finale treten mahnende, mit großen Tiermasken ausgestattete Höllenfiguren auf. Bevor sie am Ende der Oper, nach Don Giovannis Höllenfahrt triumphierend die Bühne erobern, schließt eine weihrauchschwenkende, in kostbarem, goldgewirktem Gewand auftretende Gestalt die Tore.

Passend dazu das Bühnenbild. Das Geschehen findet überwiegend in - je nach Szene verschiedene Blickwinkel einfangenden - dreidimensionalen, nackten Straßenlandschaften statt, deren fensterlose Häuserwände verschiedene Pflasterarten ziert. Wunderbarer, surrealer Höhepunkt des nächtlichen Vexierspiels ist das Finale des 1.Aktes, wo mithilfe der Drehbühne die ausgelassene, von Don Giovanni und Leporello bewusst angeheizte Stimmung der Gäste in Orientierungslosigkeit mündet.

Sieht man einmal von deutlich hörbaren Startschwierigkeiten während der Ouvertüre ab, so bleibt ein musikalischer Eindruck, dem das bruchlose Ineinandergreifen von Spiel, Gesang und Musik überwiegend gelingt, wobei vor allem das junge Solistenensemble mit einer textverständlich singenden, engagiert schauspielenden Darbietung überzeugt.

giovanni 3

Leporello und Donna Elvira während der Registerarie

Genadijus Bergorulko charakterisiert Leporello zwar stimmlich nicht mit der notwendigen Beweglichkeit, dafür aber umso mehr mit Witz und schauspielerischer Begabung. Daniel Wagner verkörpert einen mit klarer, strahlender Höhe ausgestatteten, jugendlichen Don Ottavio. Marco Vassalli ist ein stimmlich überzeugender, junger Masetto, der sich von dem warmen, schlanken, lyrischen Sopran Marie-Christine Haases verführen lässt. Daniel Moons weicher, lyrisch klangvoller Bariton kommt vor allem in der Canzonetta des 2. Aktes zur Geltung, das atemberaubenden Tempo der Champagner-Arie lässt zu wenig Zeit für Gestaltung und Artikulation.

Astrid Kessler steigert ihre dramatische Gestaltungskraft im Laufe des Abends. Musikalisch differenziert und anrührend gelingt ihr die Darbietung der Zerrissenheit und Liebessehnsucht Donna Elviras in der Arie "Mi tradi quell' alma ingrata". Herausragend ist Lina Liu als Donna Anna. Sie weiß von der ersten Szene an mit ihrem warm timbrierten, vollmundigen Stimmklang und dramatisch aufblühenden Koloraturen das Publikum zu verzaubern.



FAZIT

Eine trotz orchestraler Einschränkungen sehr sehenswerte, schlüssige Inszenierung.     



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hermann Bäumer 

Inszenierung
Walter Sutcliffe

Bühnenbild und Kostüme
Okarina Peter, Timo Dentler  

Dramaturgie
Kathrin Liebhäuser,
Ralf Waldschmidt

Chor
Holger Krause



Chor des Theaters Osnabrück
Osnabrücker Sinfonieorchester

Statisterie des Theaters Osnabrück


Solisten
* Besetzung der Premiere

Don Giovanni
Jan Friedrich Eggers/     
*Daniel Moon     

Donna Anna
Lina Liu   

Don Ottavio
Daniel Wagner

Il Commendatore
Mark Sampson   

Donna Elvira
Astrid Kessler    

Leporello
Genadijus Bergorulko

Masetto
Marco Vassalli     

Zerlina
Marie-Christine Haase







Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Osnabrück
(Homepage)





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