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Musiktheater
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Il ritorno d'Ulisse in patria
(
Die Heimkehr des Odysseus )

Dramma in musica in 2 Teilen und einem Prolog     
Libretto von Giacomo Badoaro
Musik von Claudio Monteverdi 
Musikalische Einrichtung von Christoph Spering


in überwiegend italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 45' (eine Pause)

Premiere im Großen Haus der Städtischen Bühnen am 25. September 2011

                    
Logo: Städtische Bühnen Münster

Städtische Bühnen Münster
(Homepage)
Ein ungewöhnlicher Blick auf die Anfänge der Oper   

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Michael Hörnschemeyer

Die Originalpartitur existiert nicht mehr. Die Quellenlage zur historischen Aufführungspraxis ist nicht eindeutig. Jeder Versuch einer historisch getreuen Aufführung der 1641 in Venedig uraufgeführten Monteverdi-Oper Il ritorno d'Ulisse in patria wird daher eine mehr oder weniger gelungene Annäherung bleiben.                                                                                                 

 SzenefotoDie Ankunft des Ulisse in Ithaka.  
 Ulrich Cordes, Plamen Hidjov und Tadahiro Masujima (Phäaken), vorne: Andreas Karasiak (Ulisse)

Andreas Baesler und Christoph Spering haben diesen Umstand in Münsters erster Opernpremiere der Spielzeit 2011/2012 als Chance genutzt, die Heimkehr des Odysseus in historischem Klanggewand darzubieten, zugleich umzugestalten, zu aktualisieren und auf gut 2 1/2 Stunden zu kürzen. Insbesondere der erste Teil der an der Homersage ausgerichteten Bühnenhandlung wird einfallsreich und lebendig - von vielen überraschenden Wechseln von Tragik und Komik getragen - erzählt.                    

Christoph Spering, der für die musikalische Einrichtung verantwortlich zeichnet, beschränkt die Instrumentalbegleitung auf zwei Theorben und eine Barockgitarre als Fundamentinstrumente nebst paarig besetzten Ornamentinstrumenten wie Streichern (mit historischen Bögen gespielt) und Cembalo. Weitere Überraschungen - Amor singt im Prolog in deutscher Sprache - , klangfarbliche Effekte wie das Blöken von Schafen und das Akkordeon beim Auftritt der Phäaken, eingespielter Chorgesang aus dem Hintergrund beleben unterhaltsam das Bühnengeschehen.                                                                                            

Szenenfoto

Iro reizt Eumete. Thomas Stückemann (Iro), Fritz Steinbacher (Eumete)

Einen großen historischen Bogen spannen auch Kostüme und Bühnenbild: Links sieht man das Ende eines riesigen Abflussrohres, aus dem sich im Prolog ein erschöpfter Odysseus auf die Bühne quälen wird. Meer bzw. Himmel im Prospekt weiten den Blick, während die rechte Bühnenhälfte mit großzügigen Treppenanlagen, antikem Säulengang und Odysseus-Memento der griechisch-römischen Götter- und Sagenwelt bzw. dem Zelt des Hirten vorbehalten ist. Die Mitte füllt ein gebrauchtes, auf drei unterschiedlich hohen Beinen stehendes, wie eine schiefe Ebene ausgerichtetes Bett sowie der erhöhte, auf die Größe eines Kammerensembles verkleinerte Orchestergraben, der hin und wieder ins Spiel miteinbezogen wird.

Szenenfoto Die drei Freier bestürmen Penelope.
Ulrich Cordes (Anfinomo), Plamen Hidjov (Antinoo), Maria Rebekka Stöhr (Penelope), Tadahiro Masujima (Pisandro), Suzanne McLeod (Ericlea)

Baesler reduziert alle Bühnengestalten auf einen Kern, der uns weniger die symbolträchtige, komplexe, tragik-komische Opernweltsicht der italienischen Renaissance näher bringen will, sondern den Blick auf die unterhaltsamen, komischen Momente lenkt. Da gleitet ein kleines, gefaltetes orangefarbenes Segelschiffchen an der Schnittstelle von Horizont und Meer, um die Ankunft der trunkenen, sich selbst mit dem Akkordeon begleitenden Phäaken einzuleiten. Da quetscht sich der stattliche, eine Schaffellweste tragende Eumete, die Beschaulichkeit seines Hirtenlebens besingend mit blökenden, lebensgroßen Kuscheltieren in sein Minizelt. Da schießt Amor mit einer Schreckschusspistole auf Odysseus, während die von der griechisch-römischen Götterwelt ebenso übriggebliebene Minerva die Todespfeile des Odysseus lenkt, Telemaco auf einem Wölkchen einfliegen, die drei Freier von homoerotischen Sexspielen träumen lässt. Die trauende Penelope wird einsam strickend auf dem Bett präsentiert. Die ihr im Libretto an die Seite gestellten, das tragische Warten  kontrastierenden Diener Melanto und Eurimaco fehlen. Den trotz des Happy Ends eher tragischen Gestalten Odysseus und Penelope werden neben ihrer Amme vor allem komische Figuren gegenübergestellt: der unablässig Essen und Bier in sich hinein stopfende, in Ballonseide gewandelte Iro sowie die aufgehübschten, Hüften wiegenden, schmalzlockigen drei Freier.

Gesangs- und Instrumentalsolisten, sowie die Musiker des Sinfonieorchester Münster spielen und singen unter der Leitung Christoph Sperings engagiert. Tempo- und klangfarbliche Instrumentalgestaltung unterstreichen die musikalische Affektdifferenzierung. Was der gesanglichen Darbietung an historischer Interpretationskunst fehlt - besonders auffällig die Lamento-Karikatur des Iro - wird durch schauspielerisches Bemühen und komische Effekte wettgemacht. Musikalisch überzeugen vor allem die Terzette und Duette der Oper.

Ulisse wird als Einziger seinen Bogen aufziehen und spannen. Fritz Steinbacher (Eumete), Andreas Karasiak (Ulisse) Szenenfoto

Fritz Steinbacher stellt mit seinem hell timbrierten, klaren, jugendlichen Tenor die muntere Karikatur des Hirten Eumete dar. Henrike Jakob ist eine mit dem Schicksal spielende, mit schillernden Koloraturen ausgestattete Minerva, bzw. Amor. Von den drei Freiern überzeugt vor allem Plamen Hidjovs in klangvolle Tiefen hinabsteigender Bariton, mit dem er einen vor Autorität und Selbstbewusstsein strotzenden Antinoo verkörpert. Maria Rebekka Stöhrs warm klingender, leicht vibrierender Mezzosopran stellt auch bei langsamen Tempi eine in gebundenem Lamentogesang verharrende Penelope dar. Andreas Karasiak lotet zwischen verhaltener Klage und dramatischen Zornesausbruch die unterschiedlichen Gefühle des Odysseus stimmlich aus.                                                                               

FAZIT

Trotz musikalischer Einschränkungen ist es ein unterhaltsamer Abend.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Christoph Spering/
Peter Meiser

Inszenierung
Andreas Baesler

Bühne
Hermann Feuchter

Kostüme
Caroline Dohmen

Dramaturgie
Jens Ponath


Musiker des Sinfonieorchesters
der Stadt Münster und Gäste


Solisten

* Besetzung der Premiere

L'Humana fragilità/ Ulisse
Andreas Karasiak

Penelope
Maria Rebekka Stöhr

Fortuna/ Telemaco
Tijana Grujic

Ericlea
Suzanne McLeod

Amore/ Minerva
Banu Böke/ *Henrike Jacob

Eumete
Fritz Steinbacher

Pisandro/ Phäake
Tadahiro Masujima

Anfinomo/ Phäake
Ulrich Cordes

Antinoo/ Phäake
Plamen Hidjov

Iro
Thomas Stückemann





Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Städtische Bühnen Münster
(Homepage)



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