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La Calisto

Dramma per musica in drei Akten und einem Prolog
Libretto von Giovanni Faustini
Musik von Francesco Cavalli

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca 3 Stunden (eine Pause)

Koproduktion mit dem Theater Basel

Premiere der Neueinstudierung an der Oper Frankfurt
im Bockenheimer Depot am 23. Dezember 2011

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Oper Frankfurt
(Homepage)
Viel Vergnügen beim Geschlechterkampf

Von Christoph Wurzel / Fotos von Barbara Aumüller

Was am Theater Basel im Sommer 2010 bereits zum großen Entzücken des Publikums über die Bühne ging (siehe auch unsere Rezension aus Basel), funktioniert nun auch im Bockenheimer Depot, der alternativen Spielstätte der Frankfurter Oper für das nicht ganz konventionelle Repertoire. Francesco Cavallis La Calisto sorgte auch hier bei der vorweihnachtlichen Premiere für großes Opernvergnügen. Das Werk aus der Frühzeit der Oper über die unbändige Macht Amors entpuppt sich erneut als eine flotte Revue voller erotischer Kapriolen.

Auch im Bockenheimer Depot sitzt das Publikum zweigeteilt in Frauen- und Männerblock mit der Spielfläche dazwischen. So spielen sich die komischen Verwicklungen der Handlung  durchaus zum unterschiedlichen Plaisier der jeweiligen Geschlechter ab.  Jan Bosse jongliert in seiner Regie souverän mit allen Mitteln  inszenatorischer Kunst und hält stets die Waage zwischen Ernst, Ironie, Spektakel und tieferer Bedeutung. Liebeslust und Liebesleid liegen in dieser Inszenierung des mythischen Stoffes eng beieinander. Verwirrung erscheint als die treibende Kraft im Geschlechterverhältnis. Durch Komik wird diese Erkenntnis gemildert.

Bild zum Vergrößern Juppiter (links: Luca Tittoto) verführt als Diana verkleidet die erotisch noch unbedarfte Calisto (Christiane Karg).
 
Auch in Frankfurt steht dafür ein höchst spielfreudiges Ensemble zur Verfügung. Wenige Sängerdarsteller wurden aus Basel übernommen, die meisten kommen nun aus dem Frankfurter Ensemble. Da sind zuerst die drei „echten“ Frauenrollen: Christiane Karg singt eine schön intonierende  Calisto, deren erotische „Ahnungslosigkeit“ das ganze Verwirrspiel erst möglich macht. Als Diana, die Göttin der Keuschheit, singt Jenny Carlstedt ganz überzeugend von ihrer Bestimmung, verleugnet aber die tieferen, zarten Gefühle gegenüber dem Hirten Endimione durchaus nicht, dessen emphatisches Schwärmen sie allerdings nur platonisch erwidern darf. Diesen so unerfüllt Liebenden singt mit schöner, wenngleich kleiner Stimme der junge Counter  Valer Barna-Sabadus, der freilich auch mit der heiklen Akustik zu kämpfen hat, wenn er bisweilen zu einem Teil des Publikums abgewandt singen muss. Als Juppiter-Gattin Juno macht Brenda Rae beste Figur. Zwischen pathetischer Empörung über Juppiters Eskapaden und giftiger Rache an Calisto zeigt sie überzeugend ihre stimmlichen Farben.

„Ich will vernascht werden“ singt Linfea (links: Flavio Ferri-Benedetti), was sich der Satyr (Christopher Robson) nicht zweimal sagen lässt.

Drei Rollenträger sind aus Basel übernommen: Luca Tittoto als Juppiter, der nicht allein köstlich spielen kann und eine furiose Verkleidungskomödie in der Rolle der Diana hinlegt, sondern auch über die zwei dazu nötigen Stimmen verfügt: einen vollen, sonoren Bass als oberster Gott und zur stimmlichen Verkleidung als Diana ein kräftiges Falsett. Hinreißend komisch ist auch in Frankfurt wieder der italienische Counter Flavio Ferri-Benedetti in der Rolle der liebestollen Linfea. Alles nicht möglich wäre ohne den geflügelten Knaben Amor, dessen Pfeile hier ja Blockflötentöne sind. Anna Fusek ist auch in Frankfurt ständig präsent und auf der Suche nach Opfern für die erotischen Wirrungen.

Vergrößerung in neuem Fenster Stets auf der Suche nach neuen Opfern: Anna Fusek als Amor

Auch in den Nebenrollen kann Frankfurt hervorragende Kräfte aufbieten. Da ist der glänzend singende Daniel Schmutzhard in der Rolle Mercurios, des Sohnes und amourösen Ratgebers von Juppiter. Schließlich die drei bocksfüßigen Faune: Martin Mitterrutzner als stimmprächtiger Pan, Florian Plock als zickiger Silvano und (als Gast) Christopher Robson in der Rolle des deftig verliebten Satyrs.

Unter der Leitung des Barockspezialisten Christian Curnyn spielt ein gutes Dutzend Musikerinnen und Musiker des Opern- und Museumsorchesters ausgeprägt historisch informiert Cavallis Musik sensibel und klangschön. Auch hier also eine beeindruckende Leistung zumeist heimischer Kräfte.



FAZIT

Auch beim Wiedersehen in Frankfurt ist diese Version von Cavallis Calisto ebenso sehens- wie hörenswert. Fahren Sie hin und haben Sie viel Vergnügen beim Kampf der Geschlechter!



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
und Cembalo

Christian Curnyn

Inszenierung
Jan Bosse

Bühne und Raum
Stéphane Laimé

Kostüme
Kathrin Plath

Licht
Hermann Münzer

Dramaturgie
Ute Vollmar

Video
Ulrike Lindenmann



Ensemble
Barock Vokal
der Hochschule
für Musik Mainz

Frankfurter Opern- und
Museumsorchester



 

Solisten

Giove
Luca Tittoto

Mercurio
Daniel Schmutzhard

Calisto
Christiane Karg

Endimione
Valer Barna-Sabadus

Diana
Jenny Carlstedt

Linfea
Flavio Ferri-Benedetti

Pane
Martin Mitterrutzner


Silvano
Florian Plock

Giunone
Brenda Rae


Satirino
Christopher Robson

Amore
Anna Fusek




Weitere Informationen


Oper Frankfurt
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