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Viel Vergnügen beim Geschlechterkampf Von
Christoph
Wurzel / Fotos von Barbara Aumüller Was am Theater
Basel im Sommer 2010 bereits zum großen Entzücken des
Publikums über die Bühne ging (siehe auch unsere
Rezension aus Basel), funktioniert nun auch im Bockenheimer Depot, der alternativen Spielstätte der Frankfurter
Oper für das nicht ganz konventionelle Repertoire. Francesco
Cavallis La Calisto sorgte
auch hier bei der vorweihnachtlichen Premiere für großes
Opernvergnügen. Das Werk aus der Frühzeit der Oper über
die unbändige Macht Amors entpuppt sich erneut als eine flotte
Revue voller erotischer Kapriolen.
Juppiter
(links: Luca Tittoto) verführt als Diana verkleidet die erotisch
noch unbedarfte Calisto (Christiane Karg).Auch im Bockenheimer Depot sitzt das Publikum zweigeteilt in Frauen- und Männerblock mit der Spielfläche dazwischen. So spielen sich die komischen Verwicklungen der Handlung durchaus zum unterschiedlichen Plaisier der jeweiligen Geschlechter ab. Jan Bosse jongliert in seiner Regie souverän mit allen Mitteln inszenatorischer Kunst und hält stets die Waage zwischen Ernst, Ironie, Spektakel und tieferer Bedeutung. Liebeslust und Liebesleid liegen in dieser Inszenierung des mythischen Stoffes eng beieinander. Verwirrung erscheint als die treibende Kraft im Geschlechterverhältnis. Durch Komik wird diese Erkenntnis gemildert. Auch in
Frankfurt steht dafür ein höchst spielfreudiges Ensemble zur
Verfügung. Wenige Sängerdarsteller wurden aus Basel
übernommen, die meisten kommen nun aus dem Frankfurter Ensemble.
Da sind zuerst die drei „echten“ Frauenrollen: Christiane Karg singt
eine schön intonierende Calisto, deren erotische
„Ahnungslosigkeit“ das ganze Verwirrspiel erst möglich macht. Als
Diana, die Göttin der Keuschheit, singt Jenny Carlstedt ganz
überzeugend von ihrer Bestimmung, verleugnet aber die tieferen,
zarten Gefühle gegenüber dem Hirten Endimione durchaus nicht,
dessen emphatisches Schwärmen sie allerdings nur platonisch
erwidern darf. Diesen so unerfüllt Liebenden singt mit
schöner, wenngleich kleiner Stimme der junge Counter Valer
Barna-Sabadus, der freilich auch mit der heiklen Akustik zu
kämpfen hat, wenn er bisweilen zu einem Teil des Publikums
abgewandt singen muss. Als Juppiter-Gattin Juno macht Brenda Rae beste
Figur. Zwischen pathetischer Empörung über Juppiters
Eskapaden und giftiger Rache an Calisto zeigt sie überzeugend ihre
stimmlichen Farben.
„Ich will vernascht werden“ singt
Linfea (links: Flavio Ferri-Benedetti), was sich der Satyr (Christopher
Robson) nicht zweimal sagen lässt. Drei
Rollenträger sind aus Basel übernommen: Luca Tittoto als
Juppiter, der nicht allein köstlich spielen kann und eine furiose
Verkleidungskomödie in der Rolle der Diana hinlegt, sondern auch
über die zwei dazu nötigen Stimmen verfügt: einen
vollen, sonoren Bass als oberster Gott und zur stimmlichen Verkleidung
als Diana ein kräftiges Falsett. Hinreißend komisch ist auch
in Frankfurt wieder der italienische Counter Flavio Ferri-Benedetti in
der Rolle der liebestollen Linfea. Alles nicht möglich wäre
ohne den geflügelten Knaben Amor, dessen Pfeile hier ja
Blockflötentöne sind. Anna Fusek ist auch in Frankfurt
ständig präsent und auf der Suche nach Opfern für die
erotischen Wirrungen. Auch in den
Nebenrollen kann Frankfurt hervorragende Kräfte aufbieten. Da ist
der glänzend singende Daniel Schmutzhard in der Rolle Mercurios,
des Sohnes und amourösen Ratgebers von Juppiter. Schließlich
die drei bocksfüßigen Faune: Martin Mitterrutzner als
stimmprächtiger Pan, Florian Plock als zickiger Silvano und (als
Gast) Christopher Robson in der Rolle des deftig verliebten Satyrs.
Unter der Leitung des Barockspezialisten Christian Curnyn spielt ein gutes Dutzend Musikerinnen und Musiker des Opern- und Museumsorchesters ausgeprägt historisch informiert Cavallis Musik sensibel und klangschön. Auch hier also eine beeindruckende Leistung zumeist heimischer Kräfte. FAZIT Auch
beim Wiedersehen in Frankfurt ist diese Version von Cavallis Calisto ebenso sehens- wie
hörenswert. Fahren Sie hin und haben Sie viel Vergnügen beim
Kampf der Geschlechter! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
ProduktionsteamMusikalische Leitungund Cembalo Christian Curnyn Inszenierung Jan Bosse Bühne und Raum Stéphane Laimé Kostüme Kathrin Plath Licht Hermann Münzer Dramaturgie Ute Vollmar Video Ulrike Lindenmann Ensemble SolistenGiove |
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http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de
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