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Meisterklasse - Maria Callas Komödie von Terrence McNally Deutsch von Inge Greifferhagen und Bettina von Leoprechting Aufführungsdauer: ca. 2h (zwei Pausen) Premiere in der Komödie in der Steinstraße am 21. März 2012 Besuchte Aufführung: 2. Vorstellung am 22. März 2012 Komödie in der Steinstraße (Homepage)

Die Callas ist nicht zurück Von Thomas Tillmann / Fotos: Kai Schulz Susanne Tremper gibt Maria Callas. Masterclass aus dem Jahre 1995 ist eine wunderbare Komödie, zu der der bedeutende amerikanische Dramatiker Terrence McNally inspiriert wurde von den öffentlichen Meisterklassen, die Maria Callas auf Einladung von Peter Mennin, dem Präsidenten der Juilliard School of Music in New York City, zwischen Oktober 1971 und März 1972 jeweils montags und donnerstags in der Zeit von 17.30 bis 19.30 Uhr im Theatersaal des renommierten Instituts vor Publikum gehalten hat (unter den Zuhörern waren beispielsweise Licia Albanese, Tito Gobbi, Bidu Sayao, Placido Domingo, Tom Krause, Elisabeth Schwarzkopf, Alexis Weissenberg, Benny Goodman, Rudolf Bing, Thomas Schippers oder Franco Zefirelli). Zwölf Wochen lang hatte die Jahrhundertsopranistin mit 25 Sängerinnen und Sängern an ausgewählten Arien und Szenen gearbeitet - John Ardoins enorm lesenswertes, 1987 erschienenes Buch "Callas at Juilliard. The Master Classes", das viel von Callas' Analysen festhält und in einer Art Prolog vieles aufzeichnet, das die Sängerin über ihre eigene Karriere und ihr künstlerisches Credo mitgeteilt hat, und eine Zusammenstellung der Mitschnitte, an denen die EMI die Rechte hat, sind immer noch erhältlich und eindrucksvolles Zeugnis von der Ernsthaftigkeit, mit der die Künstlerin sich mit Fragen der Interpretation beschäftigt hat ("you could buy two hours of wisdom for $ 5.00 from Maria Callas", beschreibt Ardoin es durchaus treffend). Maria Callas (Susanne Tremper) schwelgt in der Vergangenheit. Die Schauspielbühne hat natürlich andere Gesetze und Erfordernisse als ein Unterrichtsraum an einer Musikhochschule (den Bodo Wallerath in der Produktion der Komödie durch schlichte Holzwände zurecht schmucklos auf die Bühne bringt), und so zeigt Terrence McNally dem Zuschauer nicht nur die Perfektionistin, die harte Arbeiterin im Dienste der Musik, sondern auch eine extrem eitle, selbstbezogene, brutale, despotische, verletzte und verletzliche Frau, die noch einmal die großartigen Höhepunkte ihrer Karriere an der Scala durchlebt, ihre Beziehung zu Aristoteles Onassis, ihre Kindheit im Schatten der hübscheren Schwester, den Konkurrenzkampf mit weniger talentierten, aber attraktiveren Sängerinnen und die verzweifelte, lebenslange Sehnsucht einer unsicheren Frau nach Bewunderung und Liebe, die Diskrepanz zwischen der öffentlichen und der privaten Person, zwischen Maria und "der Callas". Und daraus kann ein sehr packender Theaterabend werden, ich habe in den vergangenen Jahren einige bemerkenswerte Produktionen erlebt. Entscheidendes Kriterium ist dabei, ob man die richtige Hauptdarstellerin zur Verfügung hat. Maria Callas (Susanne Tremper) doziert über Interpretationsfragen. Susanne Tremper wagt sich in der Komödie in der Steinstraße an eine weitere große Diva der Vergangenheit heran: 2003 war sie bereits in Pam Gems Marlene zu sehen, als Ensemblemitglied des Düsseldorfer Schauspielhauses war sie enorm erfolgreich in einem Stück über Edith Piaf, in der aktuellen Spielzeit stand sie dort als Gast etliche Male im selbst konzipierten Piaf: Das Konzert auf der Bühne - und enttäuschte den Rezensenten in einem nur 75 Minuten langen, sich aber endlos ziehenden, szenisch uninspirierten Abend mit nicht durchgängig idiomatischem Französisch und erheblichen vokalen Problemen mit den raffiniert orchestrierten, den stimmlichen Möglichkeiten aber nicht ausreichend angepassten Arrangements der bekannten Chansons. In Sabine Weber-Schallauers elegantem schwarzen Hosenanzug mit weiß abgesetztem Kragen und raffiniertem schwarz-weißen Tuch, das sie später auch als Requisit benutzt, Callaskomma und leuchtend rot überschminktem Mund hatte die in Düsseldorfer lebende Schauspielerin wenig überraschend einige Ähnlichkeit mit "La Divina", die allerdings zur Zeit der Meisterklassen noch keine 50 war, aber deren Charisma und Präsenz, wie man es selbst in Interviewschnipseln beobachten kann, wusste sie kaum nachzuzeichnen. Mir war Susanne Tremper zu komödiantisch, zu oberflächlich unterwegs, zu sehr am Servieren der durchaus vorgesehenen Pointen interessiert, aber besonders in den dramatischen, ernsten Momenten entwickelte sie mit ihrer etwas heiseren, monotonen Stimme wenig Zwischentöne und Tiefgang, wobei sie meinem Eindruck nach auch nicht viel Unterstützung durch Susanne Altwegers ausgesprochen diskrete, kaum eine (über McNallys Vorgaben hinausgehende) Idee hervorbringende Regie erfahren hat. Wirklich gut gelangen der Künstlerin indes die gesungenen Passagen. Die zweite Sopranistin (Agnes Lipka) singt unter Anleitung der Callas (Susanne Tremper) die Briefszene der Lady Macbeth (am Flügel: Klaus-Lothar Peters). Ansprechend besetzt waren die übrigen Rollen: Désirée Brodka gab als einfältige Sophie de Palma in kurzem grünen Gewande und mit schlankem Sopran Bellinis Amina, Agnes Lipka war mir bereits bei einem Konzert der Gesangsklasse von Prof. Konrad Jarnot in der Robert Schumann Hochschule aufgefallen, und auch an diesem Abend überzeugte sie als zweite Sopranistin mit einer vollmundigen, natürlich noch nicht restlos ausgefeilten Interpretation der Briefszene der Lady Macbeth. Michael Kurz durfte Amerika- und Tenorklischees bedienen und schmetterte ordentlich, aber ohne allzu großen Farbenreichtum Cavaradossis erste Arie (dass die Protagonistin sich im Stück überwältigt zeigt, hat dramaturgische Gründe). Klaus-Lothar Peters war der versierte Pianist, Alexander Kurczyk hatte die undankbare Aufgabe, als Hausmeister den Flügel zu polieren und die bescheidenen Wünsche der Diva nach Fußbänkchen und Kissen zu erfüllen. FAZIT Schön, dass die Düsseldorfer das bemerkenswerte Stück wieder einmal zu sehen bekommen, auch wenn Susanne Tremper der Rolle der Callas einiges schuldig bleibt. Manch einer wird die Platten des Ausnahmesoprans wieder hervorholen und sich an ihre Bedeutung erinnern oder sie neu entdecken. Dass bereits in der zweiten Vorstellung mehr als die Hälfte der Plätze frei blieben, wird sich nach den positiven Kritiken in der Lokalpresse hoffentlich bald ändern. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Produktionsteam Regie Susanne Altweger Bühnenbild Bodo Wallerath Kostüme Sabine Weber-Schallauer Darsteller Maria Callas Susanne Tremper 1. Sopranistin Désirée Brodka 2. Sopranistin Agnes Lipka Der Tenor Michael Kurz Der Pianist Klaus-Lothar Peters Der Hausmeister Alexander Kurczyk Weitere Informationen erhalten Sie von der Komödie in der Steinstraße (Homepage)