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Les Paladins

Comédie lyrique in drei Akten
Text vermutlich von Jean François Duplat de Monticourt
Musik von Jean Philippe Rameau


in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere am 28. Januar 2010 im Opernhaus Düsseldorf
(rezensierte Vorstellung: 31. Januar 2010)


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Rheinoper
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Ein Opernaquarell

Von Roberto Becker / Fotos: Gibt's nicht

In Düsseldorf sind die Sachsen zwar nicht unter sich – das wäre dann doch übertrieben. Aber der vom Leipziger Operndirektor zum Generalintendanten der Deutschen Oper am Rhein avancierte Christoph Meyer hat gerade eine ziemlich verdienstvolle, hoffentlich das Barockrepertoire erweiternde, deutsche Erstaufführung in zumindest aus Dresden stammende Hände gelegt. Denn sowohl die Choreographin und Regisseurin Arila Siegert, als auch der dem Genre der improvisierenden Livemalerei sehr zugetane Maler Helge Leiberg stammen aus Dresden.

Leiberg steht bei Jean Philippe Rameaus (1683-1764) Les Paladines in der ersten Reihe des Zuschauerraumes der Düsseldorfer Oper am Overhead-Projektor und vervollständigt Frank Philipp Schlößmanns Bühnenbild jeden Abend von Neuem mit seinen Aquarell- Assoziationen. Mal werden die großen beweglichen Schiebewände im ansonsten fast leeren Bühnenraum fröhlich bunt überblendet, mal in düstere Farben getaucht, mal mit witzigen Figuren die Handlung kommentiert. Unaufdringlich, aber dazugehörig und integriert. Die am 12. Februar auf den Tag genau 250 Jahre alte und bislang noch nie in Deutschland aufgeführte sogenannte comédie lyrique des großen französischen Zeitgenossen Händels ist ohnehin eine Melange aus orchestraler Eigenständigkeit, ausschweifender Balletteinlage und arioser Beredsamkeit. Mag sein, dass diese eigentlich ziemlich moderne Genrevielfalt den französischen Beitrag zum Barockboom der letzten Jahrzehnte (selbst in Frankreich) nicht über Pflichtübungen hinauswachsen ließ. Dabei ist Rameau keineswegs nur eine mehr oder weniger raffiniert opulente französische Variante von Händel (wie manche von dessen deutschen Zeitgenossen), sondern ein Erbe Lullys, der originär französisch und zugleich mit einigem Reformeifer ausgestattet war. Jean Philippe Rameaus Opern ließen sich heute also mit Gewinn neben den längst wieder etablierten Händel setzten.

Und wenn man sie so auf die Bühne bringt, wie jetzt in Düsseldorf, dann funktionieren sie auch als lebendige Bühnenereignisse. Hier nämlich kann die Palucca-Schülerin Arila Siegert ihre Profession als Choreographin nicht nur als Zugabe oder Beiwerk, sondern strukturell einbringen. Und das gelingt ihr höchst überzeugend und zur Freude des Publikums sowohl mit dem jungen, beweglichen Sängerensemble als auch mit ihrer Truppe von zehn Tänzern, die Marie-Luise Strandt zudem in ausnehmend schöne Kostüme gesteckt hat. Die Regisseurin führt dabei den stets spürbaren Bewegungsimpuls von Rameaus delikater Musik bis in die Gegenwart. Wenn sie allesamt zu den barocken Tönen tanzen, dann wirkt das nie historisierend oder aufgesetzt modernisiert, sondern kommt durchweg als Bewegung gewordene Musik daher.

So erzählt Siegert mit leichter Hand eine Liebesgeschichte mit Hindernissen inklusive opulenter Zauber-Einlage. Der heftigen Zuneigung zwischen Argie (Anna Virovlansky) und ihrem Atis (Anders J. Dahlin) kommen die Ambitionen von Argies Vormund Anselme (Adrian Sampetrean) in die Quere. So ähnlich wie in Rossinis Barbier will er das Mädchen selbst heiraten und so ähnlich wie dort scheitert er damit. Bei Rameau haben die Freunde der jungen Leute allerdings die Zauber Fee Monto (Thomas Michael Allen) auf ihrer Seite. Als Höhepunkt ihrer Einmischung ins Liebesleben der Protagonisten gaukelt sie dem Alten ein Schloss vor und verwickelt in eine Orgie. Obwohl die hier allzu brav ausfällt, reicht sie immerhin, um ihn bloßzustellen und als Heiratskandidaten unmöglich zu machen. Dass das in einem furiosen finalen Jubel mündet, daran hat natürlich auch das Barockensemble Neue Düsseldorfer Hofmusik unter Leitung von Konrad Junghänel entscheidenden Anteil, der ja derzeit auch in Berlin mit Glucks Armida Furore macht.


FAZIT

Die Deutsche Oper am Rhein hat sich mit einer in jeder Hinsicht furiosen Produktion um Jean Philippe Rameaus bislang noch nie in Deutschland aufgeführten Oper Les Paladins verdient gemacht. Und dem Publikum obendrein ein Vergnügen!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Konrad Junghänel

Inszenierung und Choreographie
Arila Siegert

Bühne
Frank Philipp Schlößmann

Kostüme
Marie-Luise Strandt

Live-Malerei und Video
Helge Leiberg

Licht
Volker Weinhart

Chor
Gerhard Michalski

Dramaturgie
Hella Bartnig



Neue Düsseldorfer Hofmusik


Solisten

Argie
Anna Virovlansky

Nérine 
Iulia Elena Surdu

Orcan 
Laimonas Pautienius

Atis / Dämon 
Anders J. Dahlin

Anselme 
Adrian Sampetrean

Manto, Fee / Paladin 
Thimas Michael Allen

Tänzerinnen und Tänzer 
Patrizia Cina
Photini Meletiadis
Anna Roura-Maldonado
Robina Steyer
Farid Baroug
Joeri Burger
Ricardo Diaz
Mack Kubicki
Gregory Le Blanc
Sören Swart



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Rheinoper
(Homepage)



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