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Ein Opernaquarell
Von Roberto Becker / Fotos: Gibt's nicht
In Düsseldorf sind die Sachsen zwar nicht unter sich das wäre dann doch übertrieben. Aber der vom Leipziger Operndirektor zum Generalintendanten der Deutschen Oper am Rhein avancierte Christoph Meyer hat gerade eine ziemlich verdienstvolle, hoffentlich das Barockrepertoire erweiternde, deutsche Erstaufführung in zumindest aus Dresden stammende Hände gelegt. Denn sowohl die Choreographin und Regisseurin Arila Siegert, als auch der dem Genre der improvisierenden Livemalerei sehr zugetane Maler Helge Leiberg stammen aus Dresden. Leiberg steht bei Jean Philippe Rameaus (1683-1764) Les Paladines in der ersten Reihe des Zuschauerraumes der Düsseldorfer Oper am Overhead-Projektor und vervollständigt Frank Philipp Schlößmanns Bühnenbild jeden Abend von Neuem mit seinen Aquarell- Assoziationen. Mal werden die großen beweglichen Schiebewände im ansonsten fast leeren Bühnenraum fröhlich bunt überblendet, mal in düstere Farben getaucht, mal mit witzigen Figuren die Handlung kommentiert. Unaufdringlich, aber dazugehörig und integriert. Die am 12. Februar auf den Tag genau 250 Jahre alte und bislang noch nie in Deutschland aufgeführte sogenannte comédie lyrique des großen französischen Zeitgenossen Händels ist ohnehin eine Melange aus orchestraler Eigenständigkeit, ausschweifender Balletteinlage und arioser Beredsamkeit. Mag sein, dass diese eigentlich ziemlich moderne Genrevielfalt den französischen Beitrag zum Barockboom der letzten Jahrzehnte (selbst in Frankreich) nicht über Pflichtübungen hinauswachsen ließ. Dabei ist Rameau keineswegs nur eine mehr oder weniger raffiniert opulente französische Variante von Händel (wie manche von dessen deutschen Zeitgenossen), sondern ein Erbe Lullys, der originär französisch und zugleich mit einigem Reformeifer ausgestattet war. Jean Philippe Rameaus Opern ließen sich heute also mit Gewinn neben den längst wieder etablierten Händel setzten. Und wenn man sie so auf die Bühne bringt, wie jetzt in Düsseldorf, dann funktionieren sie auch als lebendige Bühnenereignisse. Hier nämlich kann die Palucca-Schülerin Arila Siegert ihre Profession als Choreographin nicht nur als Zugabe oder Beiwerk, sondern strukturell einbringen. Und das gelingt ihr höchst überzeugend und zur Freude des Publikums sowohl mit dem jungen, beweglichen Sängerensemble als auch mit ihrer Truppe von zehn Tänzern, die Marie-Luise Strandt zudem in ausnehmend schöne Kostüme gesteckt hat. Die Regisseurin führt dabei den stets spürbaren Bewegungsimpuls von Rameaus delikater Musik bis in die Gegenwart. Wenn sie allesamt zu den barocken Tönen tanzen, dann wirkt das nie historisierend oder aufgesetzt modernisiert, sondern kommt durchweg als Bewegung gewordene Musik daher. So erzählt Siegert mit leichter Hand eine Liebesgeschichte mit Hindernissen inklusive opulenter Zauber-Einlage. Der heftigen Zuneigung zwischen Argie (Anna Virovlansky) und ihrem Atis (Anders J. Dahlin) kommen die Ambitionen von Argies Vormund Anselme (Adrian Sampetrean) in die Quere. So ähnlich wie in Rossinis Barbier will er das Mädchen selbst heiraten und so ähnlich wie dort scheitert er damit. Bei Rameau haben die Freunde der jungen Leute allerdings die Zauber Fee Monto (Thomas Michael Allen) auf ihrer Seite. Als Höhepunkt ihrer Einmischung ins Liebesleben der Protagonisten gaukelt sie dem Alten ein Schloss vor und verwickelt in eine Orgie. Obwohl die hier allzu brav ausfällt, reicht sie immerhin, um ihn bloßzustellen und als Heiratskandidaten unmöglich zu machen. Dass das in einem furiosen finalen Jubel mündet, daran hat natürlich auch das Barockensemble Neue Düsseldorfer Hofmusik unter Leitung von Konrad Junghänel entscheidenden Anteil, der ja derzeit auch in Berlin mit Glucks Armida Furore macht.
Die Deutsche Oper am Rhein hat sich mit einer in jeder Hinsicht furiosen Produktion um Jean Philippe Rameaus bislang noch nie in Deutschland aufgeführten Oper Les Paladins verdient gemacht. Und dem Publikum obendrein ein Vergnügen! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung und Choreographie
Bühne
Kostüme
Live-Malerei und Video
Licht
Chor
Dramaturgie
Solisten
Argie
Nérine
Orcan
Atis / Dämon
Anselme
Manto, Fee / Paladin
Tänzerinnen und Tänzer
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