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Der Witz der Saison Von Christoph Wurzel / Fotos von Monika Rittershaus Mit einem musikalischen Witz verabschiedet sich das Ensemble der Staatsoper aus dem alten Haus Unter den Linden. Verzapft haben ihn Dale Duesing als Regisseur und Simon Rattle am Dirigentenpult. Der Witz wird pausenlos erzählt und dauert knapp 2 Stunden. So kurz und knackig ist Emmanuel Chabriers opéra bouffe „L’Etoile“, die als letzte Premiere vor der Renovierung des Hauses im Mai Premiere hatte. Um eine Ausgrabung handelt es sich zwar nicht gerade, aber um die echte Entdeckung eines auf unseren Bühnen sträflich missachteten Werkes, einer musikalischen Farce von äußerst geschmackvoller Machart, voller Esprit, Ironie und hintersinniger Komik. „L’Etoile“ steht in bester Tradition der Offenbachschen Gesellschaftssatiren und wurde auch an derselben Stelle, im „Théatre des Bouffes-Parisiens“ im Jahre 1877 uraufgeführt. Magdalena Kožená ist Lazuli Es wäre fast
eine
Untertreibung, die Handlung als irrwitzig zu bezeichnen, denn es
handelt sich um einen Blödsinn der höheren Art, durch den
hier das
Personal mit solch sprechenden Namen wie König Uff, Prinzessin
Hieroderdort oder Fürst Igel zum Stachelschwein genudelt wird,
damit am
Schluss das eintritt, was es nur im Märchen (oder eben in
Operetten)
gibt, nämlich dass ein kleiner Straßenhändler
schließlich eine
Prinzessin bekommt. Ein
kleiner
Gernegroß: König Ouf I.
Zwar
ein
Gesandter, aber kein Geschickter: Fürst Hérisson de Porc
Èpic (
hinten: Douglas Nasrawi) mit (v.l.) seiner Gattin Aloés (Stella
Doufexis), Prinzessin Laoula (Juanita Lascarro) und dem Sekretär
Tapioca (Florian Hoffmann) Nicht nur die
kleinen
persönlichen Unzulänglichkeiten werden hier aufs Korn
genommen,
sondern auch die große Diplomatie – vertreten durch den
Botschafter des
Nachbarkönigreichs, Fürst Hérisson de Porc
Èpic, dessen diplomatische
Initiativen aber stets zum kompletten Gegenteil seiner Absichten
führen. Douglas Nasrawi gibt ihn als glänzende Parodie und
singt ihn
mit ausnehmend komödiantischem Temperament. Weiter gehört zu
dieser
komischen Delegation Stella Doufexis (mit tadellos sitzender Stimme) in
der Rolle seiner Ehefrau Aloés, die allerdings eher dem blassen
Sekretär Tapioca (rollenangemessen: Florian Hoffmann) zugeneigt
ist und
ihm dies im Kussquartett auch sehr anschmiegsam und schmachtend zu
vermitteln vermag, während sich auf der anderen Seite Lazuli schon
mit
der Prinzessin vergnügt. Ziemlich
ungefährliche
Liebschaften: Lazuli liebt Laoula
(v.l.: Magdalena Kožená und Juanita Lascarro) und Tapioca liebt Aloés (Florian Hoffmann und Stella Doufexis) Die ganze Chose geht natürlich gut aus, ein lieto fine, wie es im Buche steht beendet zum Leidwesen des Zuschauers diesen vergnüglichen Opernabend viel zu früh. Von derart witzigen Volten und komischen Verwicklungen hätte man sich ohne weiteres gern noch länger verwirren lassen, den ironischen Anspielungen auf ungezählte andere Opern wäre man lustvoll gern weiter gefolgt. Und über die haargenau gesetzten szenischen Pointen in Dale Duesings Regie in dem originellen Bühnenbild von Boris Kudlicka, der alles im „Hotel L’Etoile“ unterbringt, hätte man weiter gern gelacht. Man konnte es an diesem Abend so oft wie selten wohl in einem Opernhaus. Simon Rattle gab
in
„L’Etoile“ mit einem furiosen Dirigat seinen glänzenden Einstand
in der
Staatsoper. Die ironische Doppelbödigkeit der exzellent
instrumentierten Partitur kitzelte er mit hörbarem Vergnügen
heraus,
Chabriers musikalischer Witz kam so kongenial zu Gehör, wie er
auch
szenisch
über die Bühne kam. Und das Orchester folgte willig diesem
Programm.
Was musikalischer Humor auch hergibt, hier war es zu hören – ob in
der
Tristan-Parodie im eingefügten "Souvenir de Munich-Poule" bis hin
zum
likörseligen Glucksen, Hicksen und Schunkeln bei der
Chartreuse-Probe. Ein musikalisch-szenisches Vergnügen ersten Ranges. Das Stück ist eine Wucht, die Produktion trifft genau ins Schwarze. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
ProduktionsteamMusikalische
Leitung Inszenierung Bühnenbild Kostüme Licht Chorleiter Dramaturgie
SolistenKönig
Ouf
I. Lazuli,
ein
Straßenhändler Laoula,
Prinzessin
des
Siroco,
Wahrsager
des
Königs
Ouf
I. Fürst
Hérisson
de
Porc
Èpic,
Aloés,
seine
Frau Patacha Zalzal
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E-Mail: oper@omm.de
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