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Nur ein Traum?
Von Joachim Lange
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Fotos von Sébastien Forthomme
Gioachino Rossinis Aschenputtel geht natürlich im Grunde immer. So eindeutig, wie da die Heldin die Sympathien auf ihre Seite zieht, der Prinz wirklich ein Märchenprinz ist und wie ein Traum wahr wird. Vor allem aber, wie da die Musik des kulinarischen Italieners effektvoll lossprudelt, sich ins Publikum ergießt und es mit unverzüglich wirkendem Wellnesseffekt überrollt. Das überschaubare Personal, das sich mit seinem flotten Parlando samt einer Prise Inkognito-Verwicklungen als Comedyvorlage wie in einem offen liegenden Uhrwerk aufs Happyend zu schnurrt. Besonders gut geht das natürlich, wenn ein Turbodirigent wie Marc Minkowski die Partitur aufmischt wie jetzt mit dem hauseigenen Orchester in der Brüsseler Oper La Monnaie.
Da macht es dann auch fast nichts, wenn die Bühne in der Inszenierung von Joan Font aussieht wie ein knallbunter Comic und die Figuren geradewegs aus Alices Wunderland entflohen zu sein scheinen. Mit einem halben Dutzend Großmäusen als Verbündete Cenerentolas. Mit einem Dandini Prinzenimitator im barocken Format. Mit großer zweiflügliger Tür hinter dem Kamin und schnellem Wechsel zwischen Küche und Ballsaal. Und der klitzekleinen Pointe am Ende, bei der offen bleibt, ob Angelina nicht doch alles nur geträumt hat. So ist Oper eine familientaugliche Veranstaltung. Und ein koproduktions- bzw. reisekompatibles Unternehmen – in dem Falle von Housten bis Cardiff, von Barcelona bis Genf. Dieses Maß von komödiantischer Ironie, das hier verlangt wird, kriegt noch jede flotte Gurgel und jeder strahle Tenor auf die Reihe.
Für das heuer durchaus anspruchsvolle Brüssler Programmmenü ist sie jetzt der Prosecco. Szenisch ein leichtes Durchatmen, bevor sich Stefan Herheim hier die Rusalka vornimmt. Ein „prima la musica“-Argument aber immerhin, weil ein ausgewogen gutes Ensemble die eigene Spielfreude nachvollziehbar machte: Silvia Tro Santafé als immer noch geerdete Cenerentola, Javier Camarena als tadellos strahlkräftiger Don Ramiro, Lional Lhote als seine fürstliche Vertreterrolle genießender Dandini, der würdige Zauberermantelträger Ugo Guargliardo als Alidoro, Donato di Stefano als Don Magnifico, und die Schwestern Raffaella und Giorgia Milanesi als böse Märchenschwestern Glorinda und Tisbe.
Diese quietsch vergnügte Cenerentola in Brüssel ist ein Opernvergnügen ohne Widerhaken. Mit einem Dirigenten, der zeitweise loszufliegen schien, als Star. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Ausstattung
Choreographie
Chor
SolistenAngelina (Cenerentola)Silvia Tro Santafé
Clorinda
Tisbe
Don Ramiro
Dandini
Don Magnifico
Alidoro
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