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Musiktheater
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L'Italiana in Algeri

Dramma giocoso per musica in zwei Akten
Libretto von Angelo Anelli
Musik von Gioacchino Rossini


Aufführungsdauer: ca 2h 45' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Köln am 17. November 2007

Besuchte Aufführung: 7. Dezember 2007 (Gala)

Logo: Oper Köln

Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)

Klassenunterschiede

Von Thomas Tillmann

Für die mittlerweile fünfte Vorstellung der an dieser Stelle ausführlich besprochenen, köstlichen Jean-Pierre Ponnelle-Inszenierung der Italiana in Algeri war es der Intendanz der Kölner Oper gelungen, Tenorstar Juan Diego Flórez an den Rhein zu locken, der die berühmte Produktion natürlich aus Wien kannte und daher mit wenigen Proben ausgekommen sein wird. An keiner Stelle ließ er dabei unnötige Allüren erkennen (er reagierte beispielsweise weder auf den angedeuteten Auftrittsapplaus noch auf Bis-Rufe nach dem zweiten Solo), sondern spielte den Part des Lindoro mit dem ihm eigenen jungenhaften Charme (und in delektabler Optik). Charmant ist auch sein Singen in jedem Moment, man bewundert und bestaunt die Leichtigkeit, mit der er die vertracktesten Koloraturen, Verzierungen, Rouladen und nicht wenigen Töne über dem System souverän und mit beinahe instrumentaler Präzision zum Leben erweckt, die perfekte Atemkontrolle und das exemplarische Legato, die Strahlkraft und die makellose Schönheit dieser gewiss nicht riesigen, aber gut projizierten, leicht ansprechenden und über erstaunlich viele unterschiedliche Farben verfügenden Stimme (ich mochte besonders die elegische Färbung für den ruhigen Beginn der Auftrittsarie), das Malen mit dem feinen Pinsel, der sorgfältige Umgang mit dem italienischen Text auch im kleinsten Rezitativ (und er ist auch kein native speaker), die dezente Komik seines Vortrags etwa in der Erklärung des Begriffs "Pappataci", sein entzückendes Mienenspiel, seine Beweglichkeit auf der Bühne.

Auf den Boden der inzwischen wirklich traurigen Tatsachen, die am Rande von vielen in- und ausländischen Gästen mit nachdenklichem Kopfschütteln diskutiert wurden, wurde man einmal mehr durch das beklagenswerte Niveau des Kölner Ensembles geholt, und es ist vielleicht das erstaunlichste an der Leistung des prominenten Gastes, dass er sich von der Inkompetenz seiner Mitstreiter in gemeinsamen Auftritten nicht beeindrucken ließ und gute Miene zum bösen Spiel machte (und zum erneut wenig inspirierten, undisziplinierten, Brillanz und wirkliche Spielfreude vermissenden des Gürzenich-Orchesters mit dem wiederum sehr beschäftigten Enrico Delamboye). Über Reinhard Dorns unzulänglichen Mustafà habe ich alles gesagt, Shannan Chad Foley vom Opernstudio fiel ab gegenüber dem arrivierten Kollegen, Johannes Beck polterte sich diesmal durch die Partie des Taddeo und hatte überhaupt einen schwachen Abend (oder einen guten in der im November besuchten Vorstellung), Katharina Leyhe und besonders Adriana Bastidas Gamboa machten da auch vokal die bessere Figur, ohne natürlich den Abend retten zu können. Viola Zimmermann hat zwar etwas mehr Stimme als ihre Vorgängerin Kristina Wahlin, aber keinesfalls eine angenehmere, mehr als Comprimariopartien wie Zulma nahelegende, und auch sie tut sich nicht leicht mit der Lage der (tiefen) Partie, sie beweist wenig Kreativität in den Kadenzen und klingt vom ersten bis zum letzten fahlen Ton gleich, hat aber wenigstens etwas mehr Temperament und überzeugt manchen durch ihr plakatives Spiel. So sehr man sich anfangs über den Umstand begeistern mag, dass die Oper Köln die meisten Partien zweimal besetzen kann, so fand man spätestens an diesem Abend heraus, dass sie die meisten Partien überhaupt nicht angemessen besetzen kann.


FAZIT

Mancher wird den "Hype" vielleicht nicht verstehen, der um Juan Diego Flórez gemacht wird (die Schlangen bei der Autogrammstunde und die unzähligen Fotos am Ende der Vorstellung und beim Signieren verraten etwas davon), aber anders als mancher Kollege und manche Kollegin hält der Peruaner die Versprechen, die seine hervorragenden Tonkonserven machen, auch unter schwierigen Live-Bedingungen auf bemerkenswerte Weise ein.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Enrico Delamboye

Inszenierung, Bühne
und Kostüme
Jean-Pierre Ponnelle

Regie
Grischa Asagaroff

Licht
Wolfgang Schünemann

Chor
Irina Benkowski


Herrenchor und Statisterie
der Oper Köln

Gürzenich-Orchester Köln

Siro Battaglin, Continuo


Solisten

Mustafà, Bey von Algier
Reinhard Dorn

Elvira, seine Gattin
Katharina Leyhe

Zulma, ihre Dienerin
Adriana Bastidas Gamboa

Haly, Oberster der Wachen
Shannon Chad Foley

Lindoro, Sklave Mustafàs
Juan Diego Flórez

Isabella, seine Geliebte
Viola Zimmermann

Taddeo, ihr Verehrer
Johannes Beck


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)





Da capo al Fine

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