Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Cavalleria rusticana
Melodram in einem Aufzug
Musik von Pietro Mascagni
Dichtung von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci


I Pagliacci (Der Bajazzo)
Drama in zwei Akten und einem Prolog
Musik von Ruggero Leoncavallo
Dichtung vom Komponisten


In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere am 2. Februar 2008 im Theater Dortmund
(rezensierte Aufführung: 17.2.2008)

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)


Homepage

Theater Dortmund
(Homepage)
Die Komödie ist vorbei!

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Stage Picture GmbH

„La commedia è finita!” Kalt und unpoetisch wirkt der wie eine Bühne ausgestellte betonfarbene Dorfplatz im mediterranen Sizilien. Schwarz gekleidete Gestalten treffen sich zu einem mysteriösen Karfreitagsumzug und gruppieren sich anschließend rechts und links, nach Männern und Frauen getrennt, um die leere Mitte. Aus dem Orchestergraben lassen rührende Melodiepassagen die Herzen italienischer Belcanto-Liebhaber höher schlagen. Dann erklingt aus dem Bühnen-Off die Siciliana des verliebten Turridu, wunderbar, mit kleiner „tenorialer Träne“ und italienischem Schmelz interpretiert von Charles Kim. Das ist der eindrucksvolle Beginn des einaktigen Melodramas Cavalleria rusticana, das Christine Mielitz zusammen mit Leoncavallos I Pagliacci in Dortmund inszeniert.

Vergrößerung in neuem Fenster

Valérie Suty (Santuzza) und Charles Kim (Turridu)

Cavalleria rusticana, übersetzt mit „Ländlicher Ehrenhandel“ oder „Sizilianische Bauernehre“, ist eine 1890 uraufgeführte, von den Zeitgenossen weltweit bejubelte Tragödie, deren Hauptperson, die besessen liebende, entehrte junge Bäuerin Santuzza, sich an ihrem skrupellosen Liebsten rächt, indem sie ihn an den gehörnten Ehemann Alfio verrät. Dieser schwört blutige Rache. Nachdem Turridu von seiner Mutter Abschied genommen hat und sie bittet, sich um Santuzza zu kümmern, falls er nicht zurückkomme, stellt er sich dem Kampf auf Leben und Tod und wird getötet.

Vergrößerung in neuem Fenster

Simon Neal (Alfio) und Valérie Suty (Santuzza)

Auch wenn Eduard Hanslick schon die Passagen, in denen die Posaune stimmverdoppelnd eingesetzt wird, als „Aufdringlichkeit häßlicher Klänge“ empfand und als Musik mit „sozial-demokratischem Zug“ ablehnte, aus heutiger Sicht geht es nicht so naturalistisch zu. Typisch für den veristischen Opernstil ist die ein Geschehen illustrierende Harmonik und Instrumentation wie z.B. in der Osterchor-Szene. Cavalleria bleibt jedoch in den überwiegenden Teilen Opern-Bühnenmusik in Belcanto-Tradition, wo dramatisch erregte Szenen kontrastreich musikalischen Ruhepunkten gegenübergestellt sind gleich der Ruhe vor dem Sturm tragischer Ereignisse. Die Inszenierung von Christine Mielitz und das Bühnenbild von Harald Thor setzen die in der Musik ausbleibenden veristischen Akzente und damit einen szenisch eindrucksvollen Kontrapunkt.


Vergrößerung in neuem Fenster

Sylvia Koke (Nedda/Colombine)

Ob Streit oder liebevolle Umarmung, alles findet unter dem normativen Blick der in ansprechender Choreographie aufgestellten Chor-Öffentlichkeit (Dorfbewohner) statt. Verkörpert im Ehrbegriff des kräftig, markant, geradezu angsteinflößend von Simon Neal dargebotenen Alfio („Il cavallo scalpita“) lassen diese keine Andersartigkeit zu und sind zu einer ritualisierten, nach archaischen Gesetzen handelnden Masse zusammengeschweißt. Santuzza - sängerisch wie schauspielerisch expressiv und differenziert interpretiert von Valéry Suty - ist eine besessen liebende Frau und bleibt Außenseiterin, ohne die herrschenden Traditionen infrage zu stellen.

Auch in I Pagliacci (hierzulande bekannter unter dem deutschen Titel Der Bajazzo) geht es um Mord aus Eifersucht und Liebe. Allerdings wird hier die aus dem Leben der Schausteller erwachsene Dramatik mit der theatralen Scheinwelt der Commedia dell' Arte konfrontiert. Während das Bühnenbild die Gemeinsamkeiten der Opern betont - aus dem podestartigen Dorfplatz ist die betonfarbene Show-Bühne eines an ein Fußballstadion erinnernden Festgeländes geworden – inszeniert Christine Mielitz die Theaterwelt als marionettenhaftes, vordergründig burleskes, buntes Spiel. Entsprechend dem musikalischen Wechsel von leidenschaftlichen, freien Formen der Haupthandlung und den spielerischen, grazilen Melodien der Barocktänze in der Komödie werden Doppelbödigkeit und dramatische Wende auch durch geschickte Farb- und Lichtgestaltung hervorgehoben.

Vergrößerung in neuem Fenster Simon Neal (Tonio/Taddeo)

Silvia Koke überzeugt als facettenreiche Nedda insbesondere in der hohen Lage. Simon Neal ist vor allem im Prolog ein farbiger, ausdrucksstarker Tonio, während Jürgen Müller die Rolle des Canio ein wenig zu zurückhaltend interpretiert. Umso temperamentvoller singen und spielen der Chor und vor allem die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ekhart Wycik. „Singende“ Streicher, eindrucksvolle Soli und eine ausdrucksstarke Gestaltung in Tempo und Dynamik machen die Musik zu einem sinnlichen Erlebnis.


FAZIT

Sehenswerte Inszenierung der Verismo-Klassiker.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ekhart Wycik

Inszenierung
Christine Mielitz

Bühne
Harald Thor

Kostüme
Dorothee Schumacher

Choreographie
Adriana Naldoni

Choreinstudierung
Granville Walker

Einstudierung Knabenchor
Jost Salm

Dramaturgie
Christian Baier


Statisterie des Theater Dortmund

Kinder der
Chorakademie Dortmund

Opernchor und Extrachor des
Theater Dortmund

Dortmunder Philharmoniker


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Cavalleria rusticana

Santuzza
Milana Butaeva /
Valérie Suty*

Turiddu
Charles Kim 

Lucia
Ji Young Michel

Alfio
Simon Neal

Lola
Franziska Rabl /
Maria Hilmes*

I Pagliacci

Canio / Bajazzo
Jürgen Müller* /
Stefan Vinke

Nedda / Colombina
Sylvia Koke

Tonio / Taddeo
Simon Neal

Peppe
Tansel Akzeybeck /
John Heuzenroeder*

Silvio
Aris Argiris* /
Brian Dore

Erster Bauer
Martin Müller Görgner* /
Savo Pugel

Zweiter Bauer
Frederik Bergsma* /
Thomas Günzler 



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2008 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -