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Semele
Opera after the manner of an Oratorio
Libretto von William Congreve
Musik von Georg Friedrich Händel


Gesungen in englischer Sprache

Premiere am 14. Januar 2007 im Opernhaus Zürich
(rezensierte Vorstellung: 21. Januar 2007)


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Opernhaus Zürich
(Homepage)
A "baudy opera" mit Witz und Poesie

Von Rainhard Wiesinger

„’Semele’ ist bezaubernd; je mehr ich sie höre, um so mehr liebe ich sie, und da ich eine Subskribentin bin, werde ich keinen Abend versäumen.“ So begeistert wie die Händel-Verehrerin Mary Delany äußerte sich kaum ein Zeitgenosse über das im April 1744 in London uraufgeführte Werk. Nach nur vier Vorstellungen wurde die Novität abgesetzt, und als man zu Jahresende eine Wiederaufnahme wagte, war das Fiasko perfekt: Vor allem die Londoner Vertreter der italienischen Opernfraktion verübelten Händel, dass er, dessen Opernkarriere man längst für beendet hielt, unter dem Deckmantel des Oratoriums eine Oper auf die Bühne brachte, ohne sich die Kosten für die Szenerie und die teuren italienischen Sänger aufzubürden. Bereits in der frühen Rezeption des Werks schwankt die gattungsgeschichtliche Einordnung zwischen Oper und Oratorium. Semele, so charakterisierte Händels Biograph John Mainwaring schon 1761, „ist eine englische Oper, heisst aber Oratorium und wird als solches aufgeführt“, während der Textbearbeiter des „Messiah“ Charles Jennens , konzis notierte: „No oratorio, but a baudy opera“ – „Kein Oratorium, sondern eine obszöne Oper.

Vergrößerung Jupiter (Charles Workman) und Semele (Cecilia Bartoli)

Händel selbst hatte das Stück mit dem eigentümlichen Untertitel „Opera after the manner of an Oratorio“ – „Oper nach Art eines Oratoriums“ – angekündigt und damit auf den besonderen Charakter dieses Werkes in seinem Gesamtschaffen hingewiesen. Der Text zu „Semele“ basiert auf dem 3. Buch von Ovids Metamorphosen, das der Schriftsteller William Congreve 1705/06 zu einem englischen Opernlibretto umformte. Es war ursprünglich für John Eccles bestimmt, der es 1707 vertonte. Die Handlung lässt sich schnell erzählen: Göttervater Jupiter liebt die sterbliche Semele, die Tochter des thebanischen Königs Cadmus, und unterhält mit ihr ein heimliches Verhältnis. Die rechtmässige Gattin Jupiters, Juno, kommt jedoch dahinter. Eifersüchtig sinnt sie auf Rache. In Gestalt von Semeles Schwester Ino redet sie Semele ein, sie würde göttliche Ehren erlangen, wenn sie Jupiter dazu veranlasste, sich ihr in seiner göttlichen Gestalt zu zeigen. Jupiter, der geschworen hat, Semele jeden Wunsch zu erfüllen, erscheint ihr beim nächsten Mal mit den Zeichen seiner göttlichen Macht, den Wolken, dem Regen, den Winden, dem Donner und mit seinem unentrinnbaren Blitzstrahl. Semele vermag der göttlichen Gewalt nicht stand zu halten und verbrennt an dem Blitz. Ovid berichtet außerdem, wie Jupiter der schwangeren Semele das Kind aus dem Leib schnitt und es sich in seinen Schenkel einpflanzte, um es dort bis zur Geburt auszutragen. Dieses Kind war der Gott Dionysos (Bacchus), der Semele aus der Unterwelt befreite und mit ihr, der unsterblich Gewordenen, zum Götterhimmel emporstieg. Mit der Komposition hatte Händel am 3. Juni 1743 begonnen, er beendete sie einen Monat später. Die Uraufführung im Londoner Covent Garden Theatre am 10. Februar 1744 wartete mit einer hochkarätigen Besetzung auf, zu der neben Elisabeth Duparc in der Titelpartie und dem Tenor John Beard als Jupiter/Apollo auch der Countertenor Daniel Sullivan gehörte, für den Händel die ursprünglich für einen Tenor bestimmte Partie in die Altlage versetzte und dabei stark überarbeitete.

Vergrößerung

Semele (Cecilia Bartoli) und Chor

Robert Carsen schiebt in seiner Inszenierung alle Mythologie zur Seite und verlegt die Handlung in das England der Gegenwart, in dem die Queen „not amused“ in der Zeitung von dem Verhältnis ihres Gatten mit Semele lesen muss. Doch neben all dieser subtilen Komik gelingen der Produktion auch Bilder von poetischem Reiz, etwa wenn Semele und Jupiter unter einem unendlichen Sternenhimmel aufeinander treffen. Dass der Abend so viele berührende Augenblicke hat, ist in erster Linie Cecilia Bartoli zu verdanken, die die Titelrolle mit einer kindlichen Naivität spielt und in ihrer Sterbeszenen tatsächlich zu erschüttern versteht. Vom vokalen Standpunkt gesehen bewältigt Bartoli die Sopranrolle ohne gröbere Probleme, in wie weit man das Gurren ihrer Stimme goutiert, muss jeder Hörer letztendlich für sich entscheiden. Birgit Remmert und Isabel Rey fügen sich als erzürnte Juno und deren Sekretärin hervorragend in das Regiekonzept ein und machen auch stimmlich eine gute Figur. Zu dem stimmigen Gesamteindruck tragen auch Liliana Niketeanu (Ino) und Thomas Michael Allen (Atahamas) bei. Charles Workman kann als Jupiter mehr überzeugen als in seinen Rossinirollen. William Christies Dirigat betont den repräsentativen Charakter der Musik, ohne bei den dramatischen Stellen mit übertriebenen Akzenten nachzuhelfen. Das hervorragend spielende hauseigene Originalklangensemble La Scintilla verhilft auch den solistischen Passgen zu deren Recht.


FAZIT

Eine Neuproduktion die die Kompetenz der Züricher Oper im Bereich der Barockoper erneut beweist.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
William Christie

Inszenierung
Robert Carsen

Bühnenbild
Patrick Kinmonth



Orchester „Scintilla“ des
Opernhauses Zürich


Solisten

Semele
Cecilia Bartoli

Jupiter
Charles Workman

Juno
Birgit Remmert

Ino
Liliana Niketeanu

Cadmus/Somnus
Anton Scharinger

Athamas
Thomas Michael Allen

Iris
Isabel Rey



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Opernhaus Zürich
(Homepage)



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