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Musikalisches Festspielniveau
Von Rainhard Wiesinger / Fotos von Suzanne Schwiertz Die Marschallin (Nina Stemme) Richard Strauss zählt zu den Komponisten, bei denen Wiens designierter Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst am meisten zu sagen hat: Schon im stürmischen Vorspiel findet er die ideale Balance zwischen analytischer, motivorientierter Partiturauslegung und orchestralem Klangbad. Welser-Mösts Tendenz zu straffen Tempi und kalkuliertem Ausdruck ist hier ideal aufgehoben, der Strauss'sche Orchesterklang gerät so nie in die Gefahr, Selbstzweck zu werden oder ins Sentimentale abzugleiten. Die kommende Spielzeit wird Welser-Mösts letzte in Zürich sein. Es ist sicherlich nicht einfach, einen Nachfolger zu finden, der ein so breit gefächertes Opernrepertoire beherrscht wie der 1960 geborene Oberösterreicher. Auch vokal bot der Abend hohe Qualität: Nina Stemme ist eine wortdeutliche Marschallin mit strahlendem Sopran. Michelle Breedt ist neben Sophie Koch, Elina Garanca und Susan Graham ein weiterer exzellenter Octavian der heutigen Opernszene. Julia Kleiter erweist sich als eine rollendeckende, mitunter etwas soubrettenhaft klingende Sophie. Alfred Muff als Ochs bringt nicht die Tiefe mit, die ihn zu einer idealen Besetzungsvariante machen würde. Hoch anzurechnen ist ihm die Seriosität, mit der er die Rolle singt. Rolf Haunstein ist ein verlässlicher Faninal. Mit Piotr Beczala hat man im Züricher Ensemble einen optimalen Tenor für die italienische Arie des ersten Akts, allerdings erklang sie an diesem Abend nicht so mühelos, wie man es von Beczala sonst gewohnt ist. Octavian (hier: Vesselina Karasova) und Ochs (Alfred Muff) Szenisch hinterlässt die Produktion einen zwiespältigen Eindruck: Der Schauspieler Sven Eric-Bechtholf interpretiert Hofmannsthals Text wie ein Theaterstück, was zu einer unglaublich differenzierten Charakterisierung der Personen führt. Alle Figuren sind befreit von Klischees, so wird der Baron Ochs zum ernstzunehmenden, berechnenden Aristokraten, man versteht auch, dass sein Diener Leopold -wie er der Marschallin ja auch erklärt- sein Sohn ist. Unaufdringlich jugendlich naiv agieren Octavian und Sophie, und dank der attraktiven Marschallin Nina Stemmes wirkt plötzlich auch die Beziehung zu dem 17-jährigen glaubhaft. Dieses reale Interagieren geschieht in einem kühlen, weitgehend naturalistischen Bühnenbild Rolf Glittenbergs, das anfangs noch durchaus seinen Reiz hat, spätestens zu Beginn des zweiten Akts aber ratlos macht. Weshalb überreicht Octavian die Rose in einer Küche? Hätte der geldadelige Faninal dafür keinen repräsentativeren Raum in seinem neuen Stadtpalais? Mit dem gemeinen Beisl des dritten Akts wusste das Regieteam offenbar nichts anzufangen und arrangiert im Zimmer der Marschallin eine gruselige Spukgeschichte mit diversen Skeletten. Dank des sensibel musizierten und gespielten Schlusses lässt sich diese Entgleisung leicht vergessen.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Solisten
Die Feldmarschallin
Der Baron Ochs auf Lerchenau
Herr von Faninal
Sophie
Jungfer Marianne Leitmetzerin
Valzacchi, ein Intrigant
Annina, seine Begleiterin
Ein Polizeikommissär
Haushofmeister bei der Feldmarschallin
Haushofmeister bei Faninal
Ein Wirt
Ein Sänger
Eine Modistin
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