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Musiktheater
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A streetcar named desire

Oper in drei Akten (1998)
Libretto von Philip Littel
nach dem gleichnamigen Schauspiel von Tennessee Williams
Musik von André Previn

in englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3h 45' (eine Pause)

Österreichische Erstaufführung im Theater an der Wien am 28. Februar 2007
(rezensierte Aufführung: 9. März 2007)


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Theater an der Wien
(Homepage)
Zeitgenössisches Erfolgsstück

Von Rainhard Wiesinger / Fotos von Rolf Bock

Sir André Previn kennt man in Europa vor allem als Dirigent und Pianist. Dass der 1929 in Berlin geborene Musiker in den USA bei mehr als 50 Filmen als Komponist und Arrangeur beteiligt war und gleich viermal mit dem Oscar ausgezeichnet wurde übersieht man hierzulande gern, oder man nimmt dieses künstlerische Wirken als Vorwand, um Previns Kompositionen gleich von vorneherein zu schubladisieren. Und dies nicht im positiven Sinn.

Angesichts von Previns Affinität zur darstellenden Kunst verwundert es beinahe, dass sein Oeuvre nur eine einzige Oper umfasst. Es hat bis 1994 gedauert, bis endlich ein ihn inspirierender Stoff gefunden war. Der Vorschlag, Tennessee Williams' A streetcar named desire auf die Opernbühne zu bringen, kam von Lofti Mansouri, dem damaligen Chef der San Francisco Opera. Die Partitur war bereits nach einem halben Jahr vollendet und die Uraufführung vor neun Jahren ein großer Erfolg. Dieser ermöglichte dem Stück eine für zeitgenössische Werke schon beinahe ungewöhnlich rasche Verbreitung. Die österreichische Erstaufführung im Theater an der Wien war nun bereits die 16. Produktion. Philip Littels Libretto orientiert sich streng an Williams' am Broadway überaus erfolgreichem Schauspiel, dessen elf Szenen zu drei Akten zusammengezogen wurden.

Vergrößerung Janice Watson (Blanche DuBois)

Die Lehrerin Blanche DuBois ist seit dem Selbstmord ihres homosexuellen Ehemanns ständig auf der Suche nach Liebe: Die Aufrechterhaltung all ihrer unerfüllten Illusionen, die ihre Wurzeln in einer vornehmen Herkunft haben, verzehren zunehmend ihre Kräfte. Selbstzerstörerisch und dem Alkohol verfallen versucht Blanche sich ihren stetigen Abstieg schön zu reden. Ihre letzte Station führt sie in die beengende Wohnung ihrer Schwester Stella, wo sie hofft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch die vitale Stella vermag ihr diesen Halt nicht zu geben. Noch dazu durchschaut Stellas polnischer Mann, der brutale Macho Stanley Kowalski, Blanches Lebenslügen und Ausflüchte. Nachdem er sie betrunken und von Verachtung und Hass angetrieben vergewaltigt hat, bringt dieser Schock die fragile Blanche vollends zum Zusammenbruch. Sie flieht in den Wahnsinn, der zur Endstation ihrer Sehnsucht wird.

Vergrößerung

Janice Watson (Blanche DuBois), Teddy Tahu Rhodes (Stanley Kowalski) & Mary Mills (Stella Kowalski)

Previns Musik ist natürlich von seiner Arbeit beim Film beeinflusst, auch Jazz-Elemente sind in die Partitur verwoben und so nimmt der europäische Hörer verwundert zur Kenntnis, wie sangbar zeitgenössische Musik sein kann. Auch die Orchesterbesetzung nimmt von avantgardistischen Experimenten Abstand und ist lediglich um eine größere Schlagwerk-Batterie erweitert. Eine beinahe leitmotivische Funktion erhält das Altsaxophon, das wie das akustische Signal des Triebwagens erklingt. Bei aller Qualität und Raffinesse dieser oft deskriptiven Musik, sie allein könnte die Spannung nicht drei Akte lang aufrechterhalten. So hat die Österreichische Erstaufführung ihren Erfolg auch Stein Winges psychologisch ausgeklügelter Regie zu verdanken. Unterstützt wird diese noch zusätzlich von der typengerechten Besetzung aller Partien. Aus dem qualitätsvollen Ensemble ragen vor allem Teddy Tahu Rhodes als brutaler Stanley Kowalski und Janice Watson als traumverlorene, zerrüttete Blanche. Mit dem Einfühlungsvermögen von Sänger und Regie nicht mithalten konnten die Wiener Symphoniker unter der Leitung Sian Edwards. Wie auch im Konzertbetrieb klangen hier wieder viele Passagen polternd und wenig ausbalanciert.


FAZIT

Eine lohnenswerte Begegnung mit einer Form der zeitgenössischen Musik, die im deutschen Sprachraum oft unter ihrem Wert beurteilt wird.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Sian Edwards

Inszenierung
Stein Winge

Ausstattung
Johannes Schütz

Licht
Franz Peter David



Wiener Symphoniker


Solisten

Blanche DuBois
Janice Watson

Stanley Kowalsky
Teddy Tahu Rodes

Stella Kowalski
Mary Mills

Harold Mitchell
Simon O' Neill

Eunice Hubbell
Christa Ratzenböck

Steve Hubbell
Erik Arman

A young collector
Ulfried Haselsteiner



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater an der Wien
(Homepage)



Da capo al Fine

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