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Musiktheater
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Kiss me Kate
Eine musikalische Komödie von Samuel und Bella Spewack
Musik und Gesangstexte von Cole Porter
Deutsch von Günter Neumann

Aufführungsdauer: ca. 2,5 Stunden (eine Pause)

Premiere am 17.März.2007 in Mönchengladbach/Rheydt


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Theater Krefeld-Mönchengladbach
(Homepage)
So lebt Cole Porters Musik und begeistert das Publikum

Von Peter Bilsing / Fotos von Matthias Stutte


Was Regisseur Reinhardt Friese bisher an den Vereinigten Bühnen angefasst hat - ob das Klamauk-Stück "Non(n)sense", die Slapstick-Humoreske "Komödie im Dunkeln" oder die brillante Historien-Revue "Kleiner Mann, was nun" - alles entwickelte sich zum Renner beim niederrheinischen Publikum. Somit hat Generalintendant Jens Pesel wieder einen guten und sicheren Griff getan, indem er das junge Regietalent auch für diese Saison engagierte; jetzt "Kiss me Kate" und demnächst steht "Das weiße Rössel" auf dem Programm. Mit Ersterem war gestern wieder ein voller Premierenerfolg zu verkünden. Nun ist gerade das in aller Welt vielleicht beliebteste und bekannteste Musical in Konkurrenz zu den Stella-Produkten nicht unbedingt von Natur aus gleich heutzutage noch ein Selbstläufer, denn die Zeiten haben sich ja seit 1948 geändert, aber die Probleme von Zweierbeziehungen sind doch die Immergleichen.

Um den Reiz der Musik, die intelligenten Dialoge, die markanten Gesangsnummern und den doppelbödigen Handlungsstrang auch noch gewitzt im Jahr 2007 rüber zu bringen, bedarf es nicht nur der Einstudierung eines sicherer Szenenwechsel und einfühlsam zeitgemäßer Texteinrichtung (ein Präambulum, das in der Produktion der konkurrierenden Rheinoper Düsseldorf justament voll in die Hose gegangen war), sondern auch adäquater Choreografie-Arbeit, eines engagierten Musikarrangement und überzeugender - nicht übertreibender - Darsteller.

Vergrößerung in neuem Fenster Friedvolles Finale

Hier und heute stimmten an den Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach alle diese Prämissen. So muß Cole Porter inszeniert werden ! Hinzu kommt, daß es auch musikalisch funkt; Kenneth Duryea und die Protagonisten überzeugen allesamt: Fetziger Sound, passender Rhythmus, musikalischer Life-Drive und optimale Orchester- und Solistenprägnanz. Da kommt wirklich Freude auf; nicht nur beim Cole-Porter-Fan.

Diana Pähler hat für den engen Bühnenraum mit den sich ständig und prima zur Musik passenden drehbaren Bühnentürmen eine überzeugende Konzeption geschaffen, die Realität (Hinterbühne) und Showtime (Vorderbühne) genial miteinander verzahnt; der Szenenaufbau ist gut durchdacht, das Timing sehr gelungen und auch die Beleuchtung stimmt auf den Punkt. Bravo!

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Es ist viel zu heiß (Ensemble)

Keine Geringere als die mittlerweile durch viele interessante Bühnenproduktionen u.v.a. in Frankfurt, Dresden, Wiesbaden (vermehrt auch als Regisseurin) bekannte Iris Limbarth hat die Choreografie übernommen. Vielleicht die wichtigste Rolle im Regieteam bei der nicht leicht zu realisierenden Erarbeitung dieses Welthits. Sie hat nicht nur großartig mit den singend tanzenden und gelegentlich auch steppenden Solisten gearbeitet, sondern bringt auch die Damen und Herren von Chor und Statisterie mächtig in Schwung; ein Sonderlob gilt in diesem Zusammenhang den drei famosen Tänzerinnen in ihrer ebenfalls überzeugenden Mimik: Myriam Lifka. Susanne Mucha und Marisa de Stefanow-Plegge. Well done girls! Really great!

Vergrößerung in neuem Fenster Gleich wird's Blumentöpfe regnen

Die Kostüme von Annette Mahlendorf facettieren die Handlungsebenen exakt und einfallsreich. Vielseitig spiegelt sich der dauernde Ambiente-Wechsel beispielsweise vom West-Side-Story-Fieber des "Too Darn Hot" zum burlesken Shakespeare-Appeal bei "I Hate Men" und "Kiss Me Kate" - das ist optisch bezaubernd und selten sah man eine so anhimmelnd kitschig-schöne und bunte Kostümvielfalt, als wären alle frisch aus dem herrlichen Michael Curtiz Kostümschinken "The Adventures of Robin Hood" (1938 - mit Erroll Flynn) entsprungen.

Bei einer so ausgefeilt qualifizierten Regie-Equipe sollte der Begriff "Dreamteam" nicht unangemessen erscheinen; daß man sich dabei mit diesem Abo-Renner keinesfalls allzu billig und anbiedernd ans Publikum verkauft, sondern vorlagenadäquat auch noch durchaus anspruchsvolles Musiktheater liefert, ist erfreulich und bringt nicht nur die Zuschauer, sondern sicherlich auch den alten William Shakespeare, so er denn von oben mal reinschaut, zum Schmunzeln.

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Fred Graham (Petrucchio), Christoph Erpenbeck,
Lilli Vanessi (Katharina) und Kerstin Brix

Wie der junge Errol Flynn mit Zwirbelbärtchen legt auch Christoph Erpenbeck (mit Peitsche à la Indiana Jones) seine Rolle an - ein "Beau" in allen Lagen; ihm zur Seite für mich die Idealbesetzung eines Kätchens, die wunderbare Kerstin Brix. Als talentierte Schauspielerin, seriöse Opernsängerin mit Faible für Jazzmusik und gleichzeitig leuchtender Musical-Star - ein solches Talent muß der Wunsch-Traum eines jeden Intendanten sein ! - dazu mit einer Barbara-Streisand-Stimme (wie vor Jahren mal ein Kollege treffend schrieb) versehen, erfüllt sie alle Facetten dieser Doppelrolle in idealer Weise. Man wird noch viel von ihr hören.

Auch das zweite Liebespaar, Tina Podstawa (Ann) und Dominique Bals (Bill), überzeugte tänzerisch, wie auch gesanglich im Cole Porterschen Sternenhimmel. Nicht zu vergessen das Gangsterduett: Markus Heinrich und Tobias Wesseler; ihren Dacapo-Auftritt "Brush up your Shakespeare" hätten sie - wäre es nach dem Jubel der Anwesenden gegangen - noch bis Mitternacht ausdehnen können.

Ebenfalls muß allen nicht erwähnten Künstlern uneingeschränktes Lob gezollt werden, denn eine so riesige Produktion und in dieser Qualität (sie stößt schon an die Grenzen der Realisierbarkeit eines mit Marginaletat ausgestatteten 4-Sparten Theaters) kann ohne euphorischen Teamgeist kaum umgesetzt werden. Es ist eine Freude am Stück spürbar, die sich dem Besucher direkt vermittelt. Fröhlich summend geht Mann, Frau Kind, Opa & Oma nach hause. Kann Theater schöner sein?

Diese mitreißend schwungvolle Produktion ist ein weiteres Plädoyer für die lebendig und zeitlose Aktualität von Cole Porters Musikproduktionen, welche die vielen Jahrzehnte nicht ohne Grund überlebt haben. Hier findet die hohe Qualität des Stücks nahtlose Entsprechung in der szenischen Umsetzung.


FAZIT

Ein herrlich nostalgischer Abend im trüben Einerlei des sonst so austauschbaren und einseitigen Musical-Dunstes hochpreisiger Konserventöne. Lang lebe die Musik von Cole Porter! Quod erat demonstrandum in Mönchengladbach-Rheydt.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kenneth Duryea

Inszenierung
Reinhardt Friese

Choreografie
Iris Limbarth

Bühne
Diana Pähler

Kostüme
Annette Mahlendorf

Dramaturgie
Ulrike Aistleitner


Chor und Statisterie der
Vereinigten Städtischen Bühnen
Krefeld und Mönchengladbach

Die Niederrheinischen Sinfoniker


Solisten

Fred Graham (Petrucchio)
Christoph Erpenbeck

Lilli Vanessi (Katharina)
Kerstin Brix

Ann Lane (Bianca)
Tina Podstawa *

Bill Calhoun (Lucentio)
Dominique Bals *

Harry Trevor (Baptista)
Reiner Roon

Hattie
Debra Hays

Gremio, 1. Freier
Thomas Schweins

Hortensio, 2. Freier
Luis Lay

Harrison Howell
Peter Lüthke

1. Ganove
Markus Heinrich

2. Ganove
Tobias Wessler



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Da capo al Fine

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