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Tödlicher LiebeskummerVon Rainhard WiesingerDie Handlung von „Werther“ ist trotz des zeitlosen Themas wie kaum eine andere Geschichte mit ihrer Epoche verbunden, so dass eine Transferierung in eine andere Zeit immer die Gefahr der Unglaubwürdigkeit in sich birgt, wie etwa Serbans Produktion an der Wiener Staatsoper beweist. Jürgen Rose entschied sich bei seiner Neuinszenierung an der Bayrischen für eine behutsame Modernisierung, wobei er den neuralgischen Kern, die idyllische Atmosphäre der Familienszenen sowie die Charaktere der Hauptpersonen unangetastet ließ. Ein Felsen mit einem Schreibtisch im Zentrum der Bühne symbolisiert Werthers Welt, die Wände rings um ihn sind mit Brief- und Literaturzitatenzitaten beschrieben. Der naturalistische Teil der Dekoration ist in den hinteren Teil der Bühne verlegt. In diesem dank der Lichteffekte durchaus poetisch wirkenden Raum kann sich Roses Personenführung entfalten, wobei er das Glück hatte, mit Sophie Koch eine Charlotte zur Verfügung zu haben, die mit ihrer optischen Erscheinung und darstellerischer Präsenz den fatalen Verlauf der Geschichte logisch erscheinen lässt. Ivor Bolton, vor allem als Mozart- und Barockinterpret bekannt, legte die Produktion bereits mittelfristig zurück. An seiner Stelle dirigierte Daniel Oren, der der Partitur einen veristischen Stempel aufdrückte und ein durchaus spannungsgeladenes Wechselbad zwischen kammermusikalischen Passagen und geradezu ohrenbetäubenden Fortissimoausbrüchen bereitete. Die eher handfeste Herangehensweise an Massenets Musik stand im Einklang mit Marcelo Alvarez’ Interpretation der Titelrolle. Er ist nach wie vor um Legatobögen und Differenzierung bemüht, kann aber nicht mehr kaschieren, dass er mittlerweile Rollen wie Manrico, Cavaradossi und Gustavo in sein Repertoire aufgenommen hat, was die Stimme naturgemäß unflexibler werden lässt. Keine für sie ideale Partie hat Sophie Koch mit der Charlotte gefunden, Teile der Rolle liegen für ihren Mezzosopran zu tief, im dritten Akt stieß sie immer wieder an ihre dramatischen Grenzen. Weitgehend blass der Albert Christopher Maltmans. Die rundeste Leistung bot Adriana Kucerova, bei ihrer Sophie verbinden sich eine geradezu ideale „physique du role“ mit dem leuchtenden Sopran zu einem erstklassigen Rollenporträt.
Eine Produktion mit keiner optimalen Besetzung, die aber dennoch sehenswert ist. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung, Bühne, Lichtkonzept und Kostüme
Solisten
Werther
Albert
Der Amtmann
Schmidt
Johan
Charlotte
Sophie
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- Fine -