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Kaiserschmarrn Reinhardt Friese inszeniert das "Weiße Rössel" in Krefeld als Volkstheater pur "Hollaheh jubidubideh hahaha, hollaheh jubidubideeeeh." (Heinz Erhardt)
Von Peter Bilsing
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Fotos von Matthias Stutte Benatzkys "Weißes Rössel" ist nicht unproblematisch zu inszenieren. Die berechtigte Frage, ob dieses Stück überhaupt auf die hochsubventionierte Bühne heutiger Theater noch paßt, hatte letztes Jahr die Bonner Oper mit einer geradezu grandiosen, lebendigen und witzig-ironisierenden Deutung höchst positiv und amüsant unterhaltsam beantwortet; man kann Benatzkys Erfolgsoperette also heute auch durchaus anspruchsvoll inszenieren. Einen anderen Weg gehen die Vereinigen Bühnen von Krefeld & Mönchengladbach; Regisseur Reinhardt Friese "beglückte" das niederrheinische Publikum mit Volkstheater pur. Eine 100-prozentige Platzauslastung bis zum Saisonende und die damit verbundene Verbesserung der Jahresstatistik ist somit garantiert.
Dies bewies schon am Premierenabend die Resonanz des Publikums, welches sich dem vermeintlichen Tenor dieser Operette schon in adäquat adretter Kleidung zu nähern versuchte: fesche Dirdeln, Trachtenjoppen und Jägerkleidung generierten zumindesten optisch einen bemerkenswerten Erwartungsdruck, der - welch ein Stein fiel allen vom Herzen - dann schließlich gut 110-prozentig erfüllt wurde. Wann war das zuletzt der Fall?
Das Regie-Team bediente diese Erwartungshaltung 200-prozentig. Es durfte mitgesungen, -geschunkelt und -geklatscht werden wie beim allerheiligen "Grand Prix der Volksmusik" im ZDF. Selten war soviel Fröhligkeit aus den heiligen Hallen des Krefelder Stadttheaters zu vermelden. Sic ! Vielleicht auch irgendwo verständlich, hatte die Direktion dem ehrenwerten Publikum in dieser Saison doch ziemlich harte Brocken (letztlich noch: "das Fest", ein "Frauenorchester von Auschwitz", den "Tod in Venedig" sowie den des "Handlungsreisenden", Schönbergs "Erwartung" + eine Barockoper in der Irrenanstalt) aufgetischt. So war die Reaktion meines süddeutschen Nachbarn "Jo mei - ach wär´s Theaterl doch immer so schön gscheit, wia heut´!" sicherlich auch mannigfacher Herzenswunsch gestresster Theaterbesucher zum Abschluß der Saison.
Alles war so richtig herzig. Die Bühne - welch selige Öde auf wonniger Almhöhe - ist putzig staffiert; kunstrasengrün saftig ist die Weide, blau der Strahlen-Himmel, fröhlich grinst die Sonne und die (Kaffee)-milchgebenden (Papp)-Kühe muhen fröhlich dazu; felsig sind die Faller-Styropor-Berge und niedlich witzig die unvermeidliche Märklin-Modelleisenbahn Spur Null. Ausgesprochen brüllend komisch und mit Sonderbeifall schon ohne Vorleistung bedacht sind die 8 Hornochsen (sprich: Musiker), wenn sie sich in dieser possierlichen Maskerade dem Publikum vorstellen. Es fehlte nur noch die Steinlaus, Bienen Maja, Heidi, der Almöhi und Kurt der Käfer.
Bei soviel traditionell Schönem erwartete man geradezu, daß jeden Moment auch noch Karl Moik um die Theater-Ecke gekommen wäre und die ganze Sache als neue Form des Musikantenstadls enttarnt hätte. Der Jubel hätte wahrlich nicht größer sein können.
Gesungen wird von den überwiegend sonst mehr im Schau- als im Singspiel besetzten Darstellern trotz Mikroport sehr lauthals, kehlig, kernig, durchaus textgetreu und -verständlich, aber stets notenirrelevant. Warum soll man auch singen, was in der von insbesondere Wagner bekannten Worttonsprache auch angenommen wird - außerdem kennt die alten Schlager doch ohnehin ein jeder der älteren Generation. Einzig Esther Keil als Wirtin verstößt gegen das Abendmotto; sie singt und spielt den Erwartungen eines geschulten Mörbischer Operettenohres adäquat, geradezu perfekt. Das Kritikerherz jubilierte!
Was könnte der Rezensent sonst noch bemäkeln bei soviel populärer - oder sollte ich sagen populistischer (?) - Glückseligkeit in der Volkskunst. Panem et circenses !
Mein Fazit endet mit Heinz Erhardt, der einmal sang: "Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn. Wenn ich dann noch traurig bin, trink ich noch´n Korn. Wenn ich dann noch traurig bin, trink ich noch´n Korn. Und wenn ich dann noch traurig bin, fang ich an von vorn. Jubideeh " Wenn Sie dann noch traurig sind, liebe Operettenfreunde, lassen Sie sich bitte unbedingt ins "Weiße Rössel" nach Krefeld kutschieren. Aber für den Rest des Abends übernehme ich dann keine Verantwortung mehr. Prost! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Dramaturgie
Solisten
Josepha Vogelhuber,
Leopold Brandmeyer,
Wilhelm Giesecke,
Ottilie,
Dr. Otto Siedler,
Sigismund Sülzheimer
Professor Dr. Hinzelmann
Klärchen,
Der Kaiser Franz Joseph II.
Der Piccolo
Kathi Weghalter, Briefträgerin
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