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Stefan Lux choreographiert einen bezaubernden Ballettabend
Von Peter Bilsing
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Fotos von Bettina Stöss Das Essener Aalto-Theater macht auch mit seinem Ballett überregional auf sich aufmerksam (jüngst sogar in Wien). Es gibt sicherlich nur wenige Häuser, die in einer Saison gleich alle drei großen Tschaikowsky-Ballette ihrem Publikum präsentieren können und dies mit einer Compagnie, die keine 30 Tänzer ausmacht; das ist kaum fassbar. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Durchaus interessant ist - im Gesamtrepertoire der Aalto-Compagnie unter Prof. Martin Puttke - dabei das Nebeneinander von Moderne und Klassik: War der letzte "Schwanensee" (Stefan Thoss) noch modern choreographiert, so bietet die neue Produktion von "Dornröschen" jetzt wieder viel Freude und opulenten Tanz für die Anhänger klassischer Inszenierungskunst.
Choreograph Stefan Lux, der auch für einen bezaubernden "Nussknacker" schon am Aalto verantwortlich zeichnete, hat unter Einbeziehung und Nacharbeitung vieler Originalpassagen der berühmten Originalchoreografie von Petipa einen formvollendet charmanten Abend gestaltet. Er erzählt das phantasiereiche Märchen ohne jeden psychologisierenden Firlefanz, voll von Poesie und ganz im Sinne klassischer Tanzästhetik. Dazu hat ihm Renée Listertal bezaubernde Kostüme geschaffen; sehr witzig gestaltet, besonders bei den Feen (alle von Männern getanzt), deren bauschende Kleider die Füße nicht erkennen lassen, so daß es aussieht, als ob sie auf Schienen/Rädern laufen, oder gar schweben. Wirklich geschwebt hat allerdings Gasttänzerin Iana Salenko in der Titelpartie. Ihre Leichtfüßigkeit, Grazie und zierliche Körperlichkeit empfahlen sie als geradezu Idealbesetzung für diese schwierige Rolle. Mit der Illusion der Leichtigkeit einer Feder betörte sie geradezu, besonders in den Hebefiguren nicht nur das Publikum, sondern auch und besonders ihre Partner. Ihre Arabesques und Attitudes sind absolute Weltklasse. Iana Salenko (Dornröschen)
Die geschickt arrangierten Ensembles mit teilweise der kompletten Compagnie wurden prächtig ergänzt durch als Pagen, Stick- und Spinnerinnen kostümierten Schüler-Laientänzer vom Gymnasium Essen-Werden, die sich bemerkenswert gut und konzentriert hier einfügten und so den Gesamteindruck eines eigentlich viel größeren Ensembles höchst professionell suggerierten. Die Musikalische Leitung eines Ballettabends gehört nicht nur zu den wirklich schwierigen, sondern auch undankbarsten Aufgaben eines Dirigenten; er muß sprichwörtlich auf den Punkt, sprich Schwung, dirigieren und hat absolut exakte Tempi zu halten; gelegentlich haben sich auch mal die Notenwerte nach den Tänzern zu richten, daher ist er einzig für den inneren Zusammenhalt des großen Bogens zwischen Bühne und Orchestergraben verantwortlich womit eine gute Aufführung steht und fällt. Der junge Pietro Rizzo hatte die Sache großartig im Griff, wenngleich ich mir vom Orchesterklang, besonders in den Streichern, doch einen durchaus voluminös süffigeren, weniger entschlackten, Klang versprochen hätte. Tschaikowsky muss überwältigen, sollte überrumpeln, da kann es, nach des Rezensenten persönlicher Meinung, an Orchesterpracht niemals zuviel sein. Iana Salenko & Denis Veginy(Dornröschen und ihr Traum-Prinz)
Dirk Becker hat mit seinen weiß rankenden Jugendstilröschen auf braunem Grund ein perfektes Ambiente für diese nette Produktion geschaffen. Ein besonderes Lob muss bei solchen riesigen Arrangements auch der Arbeit der Ballettmeister (neben dem Chef des Hauses: Mia Johansson, Raul Raimondo Rebeck) gelten; alle Tänzerinnen und Tänzer waren superb an diesem Premieren-Abend aufeinander eingespielt und eingetanzt. Ein zusätzliches Lob gilt dem sehr gut und informativ übersichtlich - insbesondere für jüngeren Theaterbesucher - gestalteten Programmheft; es enthält nicht nur beide Märchenfassungen (Perrault & Brüder Grimm), sondern auch jede Menge ausgesuchte Informationen und Bilder (teilweise sogar farbig).
Das war ein herrlicher Theaterabend so richtig zum Schwelgen in den Blüten nicht nur des klassischen Tanzes, sondern auch stilvoller Kostüme, Dekoration, Licht und Musik. Hier stimmte alles und war alles stimmig. Kann Ballett schöner sein? Für den Kritiker und die jubelnden Premierengäste kaum. Da lacht das Herz des Tanzfreunds geradezu überschwänglich. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Choreograhpie
Bühnenbild
Kostüme
Solisten
Dornröschen
Prinz Desiré
Carabosse
Gute Fee
Catalabutte
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