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A Midsummer Night's Dream
(Ein Sommernachtstraum)


Oper in drei Akten
Text nach William Shakespeares gleichnamiger Komödie
eingerichtet von Benjamin Britten und Peter Pears
Deutsche Übertragung von A. W. Schlegel (eingerichtet von Ernst Roth)
Musik von Benjamin Britten


in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere im Theaterzelt der RheinOperMobil in Düsseldorf am 25. November 2006
(rezensierte Aufführung: 1. Dezember 2006)


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Deutsche Oper am Rhein
(Homepage)
Nächtliche Komödie im Geiste Shakespeares

Von Stefan Schmöe / Fotos von Eduard Straub

Shakespeare hält Einzug in die „RheinOperMobil“: Im Theaterzelt vor dem Landtag, das Shakespeares Londoner „Globe Theatre“ nachempfunden ist und der Düsseldorfer Oper während der Sanierung des Theaters als Ausweichquartier dient, erklingen die Worte des englischen Dramatikers (wenn auch in Schlegels Übersetzung) ganz original. Benjamin Britten hat Shakespeares Drama A Midsummer Night's Dream auf Operndimensionen zurechtgestutzt, den Text aber ansonsten wörtlich übernommen – und das Kunststück vollbracht, eine Musik dazu zu erfinden, die dem Text seine Wirkung lässt und trotzdem eine eigene Ebene hinzufügt. Nach den Produktionen in Essen (2005) und Bonn (Juni 2006) ist dies die dritte Inszenierung innerhalb kurzer Zeit in der Region – mehr und mehr wird diese Oper als eines der bleibenden musikdramatischen Werke des 20. Jahrhunderts anerkannt.

Vergrößerung Puck (Jhane Hill, links) und Oberon (Gunter Schmid)

Aus der Not, auf eine Theatermaschinerie verzichten zu müssen, macht Regisseur David Walsh eine Tugend und inszeniert das Stück mit leichter Hand nah am Libretto. Ein paar Bäumchen, flugs von den Elfen auf die Bühne gestellt, reichen aus, um den nächtlichen Wald mit seinem Zauber zu imaginieren und gleichzeitig mit feiner Ironie Distanz zu halten. Dazu ein Podest, das mit ein paar Handgriffen zur veritablen Spielfläche für die Handwerker erweitert werden kann – viel mehr braucht Walsh nicht, um die eigenartige Stimmung einzufangen, die von diesem Werk ausgeht. Er vertraut auf die Kraft Shakespeares und Brittens und zeigt viel Gespür für die Balance zwischen den verschiedenen Ebenen der Handlung.

Vergrößerung

Konfliktträchtige Paarkonstellation im nächtlichen Wald: von links Helena (Anke Krabbe), Demetrius (Dmitri Vargin), Lysander (Corby Welch) und Hermia (Laura Nykänen)

Poesie und Komik liegen nah beieinander. Die Elfen etwa sind von Tänzerinnen dargestellt, eine Mischung aus zartflügeligen Insekten und Dienstmädchen. Die Choreographie von Eva Zamazalová, die grazile Elemente bewusst mit tumben Bewegungen unterwandert, dürfte allerdings noch prägnanter und ausgefeilter sein. Das betrifft auch den Tänzer Jhane Hill, der den Puck ein wenig orientierungslos tanzt - aus der Rolle haben andere Regisseure mehr gemacht. Hill ist der einzige, der in englischer Originalsprache redet, was seine Ausnahmestellung noch unterstreicht. Dabei ist die Entscheidung für die deutsche Textfassung nicht ganz nachvollziehbar, weil der Gewinn an Unmittelbarkeit mit dem Verlust des spezifisch englischen Sprachklangs (der durchaus auch für die Komposition eine Rolle spielt) erkauft wird.

Vergrößerung Von Elfen umgeben: Zettel (Tomasz Konieczny) mit Eselsohren und Titania (Sylvia Hamvasi, oben rechts)

Allzu viel Romantik lässt Walsh nicht zu; dem Oberon hätte Ausstatterin Barbara Pral aber ein wenig mehr Aura des Phantastischen verleihen dürfen – die Fönfrisur von Gunter Schmid, als sei der Feenkönig direkt vom Starcoiffeur auf der Königsallee in die Aufführung geeilt, wirkt unfreiwillig komisch. Schmids schmaler Countertenor ist sehr akkurat und sauber, aber ein wenig mehr Zauber wäre auch musikalisch nicht schlecht. Ähnliches gilt für die ebenfalls recht irdische Titania von Sylvia Hamvasi, die für die Rolle etwas zu viel Vibrato mitbringt. Ein stimmlich schlanker aber dennoch kraftvoll markanter Theseus ist Sami Luttinen, dazu von imposanter körperlicher Gestalt – ein vergleichsweise moderner Herrscher, den man sich auch als Berliner Diplomaten vorstellen könnte. Bei seiner Gattin Hippolyta (solide: Monique Simon) hätte die Schneiderei die Konfektionsgröße allerdings ruhig eine Nummer größer wählen dürfen.

Vergrößerung

Der Herzog nebst Gattin: Theseus (Sami Luttinen) und Hippolyta (Monique Simon)

Laura Nykänen als Hermia und Anke Krabbe als Helena, beide blond und groß gewachsen, erscheinen als ausgesprochen attraktives, wenn auch mitunter zickiges Schwesternpaar. Anke Krabbes glockenreiner, mädchenhaft klarer Sopran passt dabei besser als Laura Nykänens schwerere und vibratoreichere Stimme. Corby Welch singt den Lysander mit schwärmerisch lyrischem, in der Tongebung etwas ungenauem Tenor; der noch sehr junge Dmitri Vargin ist ein smarter Demetrius mit schönem und geradliniegem, sehr sauberem Bariton, der noch an individueller Farbe gewinnen dürfte. Was bei diesen Paaren Ernst und was Spiel ist, hält die Personenregie geschickt in der Schwebe.

Derb komisch im Sinne Shakespeares sind die Handwerker gezeichnet. Bruce Rankin (Flaut), Michail Milanov (Schnock), Markus Müller (Schnauz) und E. Lee Davis (Schlucker) geben mit viel komödiantischem Talent liebevoll überdrehte Charakterzeichnungen ab. Thorsten Grümbel ist mit schönem Bariton ein sachlicher, schnörkellos singender Peter Squenz. Heimliche Hauptfigur des Abends ist durch seine überragende musikalische Präsenz Tomasz Konieczny als Zettel, den er mit beeindruckend großer Stimme (er hat auch Alberich und Wotan im Repertoire) singt. Dabei trifft er den komödiantischen Tonfall bestens, überzeichnet die Rolle, wo es notwendig ist, und gestaltet die Partie ebenso beweglich wie nuancenreich.

Vergrößerung Die Handwerker spielen Komödie: (von links) Squenz (Thorsten Grümbel), Schnock als Löwe (Michail Milanov), Schnauz als Wand (Markus Müller), Schlucker als Mond (E. Lee Davis), Flaut als Thisbe (Bruce Rankin) und Zettel als Pyramus (Tomasz Konieczny)

Dirigent Robert Reimer ist an impressionistischer Stimmungsmalerei wenig gelegen. Die geheimnisvollen Streicherglissandi des ersten Aktes nimmt er kurz und trocken, lässt sie als kleine Motive aufblitzen und wieder verschwinden. So fügt sich die Musik aus kleinen Bausteinen zusammen, die sich überzeugend zu großen Spannungsbögen verbinden, scharf pointiert vor allem in den sehr präsenten Blechbläsern – ein aufgerauter Britten, der deutlich im 20. Jahrhundert angesiedelt ist. Musik und Regie befinden sich in ihrer grundsätzlich "unromantischen" Haltung in guter Übereinstimmung. Die vorzüglichen Düsseldorfer Symphoniker erweisen sich in der sehr direkten und dadurch nicht unproblematischen Akustik des Theaterzelts als versierte Solisten. Problematisch erweist dagegen die Koordination mit dem sehr schön sauber singenden Düsseldorfer Mädchenchor, der hinter der Bühne steht – und nur selten das gleiche Tempo hat wie das Orchester.


FAZIT

Eine unprätentiöse und kurzweilige Inszenierung auf musikalisch gutem, teilweise sehr gutem Niveau.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Robert Reimer

Inszenierung
David Walsh

Ausstattung
Barbara Pral

Choreographie
Eva Zamazalová

Licht
Volker Weinhart

Choreinstudierung
Justine Warnat

Dramaturgie
Steffi Turre



Düsseldorfer Mädchenchor

Die Düsseldorfer
Symphoniker


Solisten

Oberon, der König der Elfen
Gunter Schmid

Titania, Königin der Elfen
Sylvia Hamvasi

Puck
Jhane Hill

Theseus, Herzog von Athen
Sami Luttinen

Hippolyta, Königin der Amazonen
Monique Simon

Lysander
Corby Welch

Demetrius
Dmitri Vargin

Hermia
Laura Nykänen

Helena
Anke Krabbe

Zettel
Tomasz Konieczny

Peter Squenz
Thorsten Grümbel

Flaut
Bruce Rankin

Snchnock
Michail Milanov

Schnauz
Markus Müller

Schlucker
E. Lee Davis

Edelknabe
Luca Foley

Tänzer
Beate Arndt
Yi Cheng
Melanie Köpper
Birgit Mühlram
Monica Moranelli
Sarah Schwenk
Karin Trotler
Sarah Weber






Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Deutsche Oper am Rhein
(Homepage)



Da capo al Fine

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