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Musiktheater
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Xerxes (Serse)
von Georg Friedrich Händel
Unbekannter Librettist nach einem von Silvio Stampaglio
bearbeiteten Operntext Nicolò Graf Minatos
In der Fassung von Sir Charles Mackerras und Noel Davies

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 4 Stunden (zwei Pausen)

Premiere am 26. Februar 1996
Besuchte Aufführung am 30. Dezember 2005

Logo: Staatsoper München

Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Händeltainment gross und bunt

Von Artie Heinrich / Fotos von Wilfried Hösl

Neben den Festspielstädten Halle, Karlsruhe und Göttingen hat sich auch München in den letzten Jahren zu einem Standort der Händelopernpflege entwickelt - allein fünf Produktionen zierten den Spielplan im Jahre 2005 und die Münchner Opernfestspiele 2006 versprechen auch für den Barockopern-Enthusiasten ein wahres Fest zu werden. Nun darf man freilich nicht den Fehler machen und die Münchner Produktionen eins zu eins mit den spezialisierten Festivals vergleichen. Ein öffentliches Mehrspartenhaus mit ganzjährigem Programm kann sich im Normalfall beispielsweise gar kein auf historischen Instrumenten musizierendes Extra-Ensemble leisten und auch die Informiertheit in punkto Aufführungspraxis bei den Interpreten ist natürlich nicht so hoch anzusetzen wie bei Barockspezialisten. Unter diesen Voraussetzungen jedoch ist die Bayerische Staatsoper deutlich am oberen Rand des Qualitätsspektrums einzuordnen, so dass der reguläre Opernbesucher auf jeden Fall, aber auch der Alte-Musik-Purist den Händel-Produktionen des Hauses durchaus einen angenehmen Genuss abgewinnen kann; vor allem weil sich München mit dem Dirigenten Harry Bicket schon seinen eigenen Händel-Spezialisten herangezogen hat.

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Ann Murray (Serse), Christopher Robson (Arsamene)

Händels erst in unserer Zeit zu einem Erfolgsstück gewordene Oper Serse (Xerxes) ist dabei inzwischen seit mehr als acht Jahren ein regelmäßiger Gast auf dem Münchner Spielplan. Die Inszenierung von Martin Duncan wirkt dabei kaum in die Jahre gekommen - ist sie doch pures Unterhaltungstheater: alles ist groß, optisch laut, glitzernd und bunt. Zwar erreicht sie nicht ganz den Esprit der Alden-Inszenierungen der letzten Jahre, liegt aber noch weit über so manch unsäglicher Modernisierung, die man sogar bei den einschlägigen Händel-Festivals inzwischen zu sehen gezwungen ist.

Auf der musikalischen Seite wird der barocke Meister angemessen, wenn auch nicht streng historisch, interpretiert und die notwendige Phrasierung und Agogik etwa ist beim Bayerischen Staatsorchester durchaus vorhanden, soweit man es von einem modernen "Allzweck-Opernorchester" eben verlangen kann. Für Ann Murray ist die Titelpartie eine Paraderolle, in der sie ein ums andere Mal souverän glänzen kann; man hat sie allerdings schon stimmgewaltiger gehört - an diesem Abend drohte sie einige Male im Orchesterklang unterzugehen. Ihr zur Seite steht in der Rolle des Königsbruders Arsamenes das Countertenor-Urgestein Christopher Robson - seine Stimme ist strahlend wie eh und je und in den zahlreichen Lamenti, die die Partie bietet, kann er zu gewohnter Höchstform auflaufen: das Publikum stets so gebannt, dass man die berühmte Stecknadel fallen hören könnte. Enttäuschend (zumindest in der gehörten Aufführung) die französische BaRock-Röhre Natalie Stutzmann; in der zugegeben sehr tief liegenden Partie der Amastris kann sie das Orchester kaum übertönen - man hört vielleicht ein Drittel aller Töne, die sie singt; hier hatte man sich mehr erhofft. Auch Umberto Chiummo zeigt leider einmal mehr, dass er absolut kein Händel-Bass ist: seine Koloraturen sind allesamt rhythmisch unsauber, die Stimme schwer und unbeweglich.

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Chor der Bayerischen Staatsoper,
Umberto Chiummo (Ariodate), Ann Murray (Serse)

Als positive Überraschung des Abends hingegen muss eindeutig die Sopranistin Banu Böke genannt werden, die mit der Interpretation der Romilda ihren Einstand in München gibt. Ihre sanft schwebende Stimme ist der Musik sehr zuträglich und sie vermag die Rolle der prima donna angenehm und überzeugend zu gestalten. Als kokette Atalante kann Margarita De Arellano darstellerisch durchaus punkten - ihre Stimme ist für ein Barockpartie leider etwas zu vibratolastig. Von Christian Rieger (Elviro) würde man gerne mehr hören; er verleiht der winzigen Nebenrolle des dummen Dieners eine erstaunliche Stimmpräsenz.


FAZIT

Alles in allem eine gelungene und unterhaltsame Händel-Interpretation, die auf jeden Fall als ein Eckpfeiler der Münchner Händel-Tradition gelten muss.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Harry Bicket

Inszenierung
Martin Duncan

Bühne und Kostüme
Ultz

Choreographie
Jonathan Lunn

Licht
Alan Burrett

Choreinstudierung
Andrés Máspero


Chor der Bayerischen
Staatsoper

Bayerisches Staatsorchester


Solisten


Serse
Ann Murray

Arsamene
Christopher Robson

Amastre
Nathalie Stutzmann

Ariodate
Umberto Chiummo

Romilda
Banu Böke

Atalanta
Margarita De Arellano

Elviro
Christian Rieger


Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Bayerischen Staatsoper München
(Homepage)





Da capo al Fine

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