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Die Geschichte einer starken Frau
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Stefan Kühle
Die Figur der Manon Lescaut, basierend auf einem 1728 entstandenen Roman des Abbé Prévost (1697 1763), hat verschiedene bedeutende Komponisten zu Opern inspiriert. Prominente Beispiele sind neben Massenets Manon (urauifgeführt 1884) vor allem Giacomo Puccini (Manon Lescaut, 1893) und Hans Werner Henze (Boulevard Solitude, 1952). Gegenüber Puccinis konzentrierterer, dabei aber auch stärker vereinfachender Vertonung räumt Massenet Vertonung der psychologischen Entwicklung der Titelfigur vom naiven, nach Amüsement begehrenden Mädchen zur Edelprostituierten der Pariser Salons und dem Tod auf dem Weg in die Deportation mehr Raum ein. Während Puccini das Geschehen in exemplarische Szenen zusammenfasst, ist Massenets Erzählweise ausschweifender und hebt stärker die epische Breite hervor. Das setzt sich bis in die Musik fort, die neben die großen Szenen effektvoll kolorierte Genrezeichnungen setzt. In gewisser Hinsicht nimmt diese Manon in ihrer Bildhaftigkeit Elemente des Films vorweg. Erotisches Idyll: Manon (Johanna Krumin) und Des Grieux (Dominik Wortig)
Dieser Ansatz scheint auf den ersten Blick auch die Hagener Neuinszenierung zu prägen: Wie Zwischentitel bei Stummfilmen werden zwischen den Bildern die Aktbezeichnungen eingeblendet. Diese plausible Idee versandet jedoch schnell; in der insgesamt recht uninspirierten Regie von Wolfgang Quetes hätte ein solcher Ansatz viel deutlicher herausgearbeitet werden müssen. Statt dessen stehen die Akteure in hübschen und aufwendigen historischen Kostümen ziemlich unmotiviert zwischen stahlgrau lackierten, aber trotzdem recht klapprig wirkenden Bühnenbildelementen herum (Ausstattung: Manfred Kaderk) und agieren mit traditioneller, weitgehend unambitionierter Operngestik. Zwischen Abstraktion und filmisch genauer Nacherzählung kann sich das Regiekonzept nicht entscheiden und bleibt, von ein paar hübschen Momenten abgesehen, belanglos. Um die psychologischen Wendungen glaubhaft zu machen hätte es da schon einer zupackenderen Herangehensweise bedurft. Kostspieliges Leben - Lescaut (hier: Frank Dolphin Wong) erkauft die Gunst schöner Damen
Immerhin lenkt die Regie nicht von den Sängern ab, und die machen die Aufführung hörenswert. Beeindruckend ist vor allem Johanna Krumin, seit Saisonbeginn im Ensemble, die mit leuchtender und tragfähiger, für die junge Manon der ersten Aktes fast schon zu großer Stimme die Titelrolle singt eine wahrhaft luxuriöse Besetzung. Dominik Wortig als Chevalier Des Grieux glänzt mit schönem lyrischen, dabei standfestem und höhensicherem Tenor; seine beachtliche Entwicklung spricht für die Hagener Ensemblekultur, in der sich junge Stimmen ganz offensichtlich bestens entwickeln können. Mit dem jugendlich- schlagkräftigen, präsenten Peter Schöne ist auch Manons Vetter Lescaut ausgezeichnet besetzt; und Boris Leisenheimer gibt dem Guillot de Morfortaine imposante und klanglich voluminöse Gestalt. Ausgezeichnet harmoniert das Terzett Stefania Dovhan (Pousette), Tanja Schun (Javotte) und Marylin Bennett (Rosette) als kokette Damenriege der Pariser Halbwelt; Dennis Combe-Castel rundet als eleganter de Brétigny das durchweg überzeugende Ensemble ab. Gut präpariert (Einstudierung: Uwe Münch), aufmerksam und klangschön präsentiert sich auch der Chor. Mit dieser runden Sängerbesetzung braucht sich das kleine Hagener Theater auch vor großen Bühnen nicht zu verstecken. Tragisches Ende: Manon und Des Grieux
Mehr französischen Esprit hätte man sich vom Philharmonischen Orchester Hagen gewünscht, dass unter der Leitung von Chefdirigent Antony Hermus recht rustikal die knalligen Seiten der Partitur hervorhebt die harte Akustik des Hauses verstärkt dies noch. Die lyrischen und introvertierten Passagen dagegen sind insbesondere in den Streichern oft sehr ungenau und klanglich zu wenig durchgearbeitet. Erst gegen Ende der hier besprochenen (dritten) Aufführung stellt sich in etwa ein Klangbild ein, das dem Raffinement Massenets gerecht wird.
Ein Abend der Sänger, die sich, angeführt von der ausgezeichneten Johanna Krumin, durchweg hören lassen können. Die Inszenierung stört nicht. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Ausstattung
Choreographie
Choreinstudierung
Dramaturgie
Opernchor und Statisterie Solisten* Besetzung der rezensierten Aufführung
Manon
Chevalier Des Grieux
Pousette
Javotte
Rosette
Comte des Grieux
Lescaut
Guillot de Morfontaine
de Brétigny
Dienerin
Wirt
Gardisten
Pförtner
Sergeant
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