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Die Lustige Witwe

Operette in drei Akten
Text von Viktor Léon und Leo Stein
Musik von Franz Lehár


Aufführungsdauer: ca. 2h 15 (eine Pause)

Premiere: 17. Juni 2006 in der Berliner Staatsoper Unter den Linden

Rezensierte Aufführung: 23. Juni 2006


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Staatsoper Unter den Linden
(Homepage)
Spritzige Unterhaltung mit originellen Ideen

Von Annika Senger / Fotos von Monika Rittershaus

Spritzige, schwungvolle Unterhaltung kann man seit dem 17. Juni 2006 in der Berliner Staatsoper Unter den Linden erleben: Peter Mussbachs originelle Inszenierung von Franz Lehárs Operetten-Klassiker „Die Lustige Witwe“ beginnt mit einer Bruchlandung: Während der lebendigen Ouvertüre wird das Flugzeugunglück mit Hilfe einer Videoprojektion angedeutet. Über eine Notrutsche poltern die Darsteller in Schwimmwesten auf die Bühne – oder sie verirren sich auf den Tragflächen des Flugzeugwracks, das zentraler Bestandteil des Bühnenbilds ist. Die Lachmuskeln werden auf Anhieb trainiert, obwohl die Gestaltung der Bühne erst einmal Rätsel aufgibt. Schließlich ist das 101 Jahre alte Werk ursprünglich in der aristokratischen Pariser Gesellschaft angesiedelt. Aber rasch kristallisiert sich heraus: Das Bühnenbild symbolisiert das zentrale Thema der Operette – Liebe und das damit einhergehende, oft so komplizierte Werben um das Objekt der Begierde.

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Bei ihrer Ankunft in Paris landet Hanna Glawari (Nadja Michael)
als kecke Fallschirmspringerin auf einem Flugzeugwrack.

Bruchlandungen sind bekanntlich nach Höhenflügen der Verliebtheit nicht ausgeschlossen, wie die Handlung eindeutig unter Beweis stellt: Bis zum lang auf sich wartenden Happy End „stürzt“ Graf Danilo Danilowitsch immer wieder „ab“ bei seinen Versuchen, die Gunst der frisch verwitweten Pontevedrinerin Hanna Glawari zu gewinnen. Bevor sie sich in den Hafen der Ehe begeben hat, war es ihm wegen Adelsdünkel in seiner Familie nicht erlaubt, die damals schon von ihm angebetete Landschönheit zu heiraten. Als Ausgleich zu seinem anstrengenden Diplomatenleben vergnügt er sich in Paris mit Prostituierten: „Da geh' ich zu Maxim, dort bin ich sehr intim...“

Als er Hanna bei einem Ball der pontevedrinischen Botschaft (die sich in Mussbachs Inszenierung vor und auf dem Flugzeugwrack befindet) wieder trifft, hat er den Auftrag, sie wegen ihrer millionenschweren Erbschaft fürs Vaterland zu ehelichen: Auf keinen Fall darf nämlich das Geld bei einer möglichen Heirat mit einem Franzosen dem Kleinstaat Pontevedro verloren gehen. Allerdings entflammt Danilos Liebe erneut...

Vergrößerung Die Inszenierung besticht mit originellen, wenn auch manchmal absurden Ideen wie etwa diese Pinguinkostüme.

Neben dem Bühnenbild sorgt auch die Auswahl einiger Kostüme für einen Überraschungseffekt. Die bewegungsorientierte Choreographie lässt Musik, Gesang und Tanz zu einem in sich geschlossenen Ganzen verschmelzen: Vor ihrer ersten Arie „Hab' in Paris mich noch nicht ganz so akklimatisiert“ schwebt die lustige Witwe Hanna als Fallschirmspringerin an Seilen durch die Luft. Auf der Tragfläche landet sie und becirct die Männerwelt zu ihren Füßen in einem hautengen roten Lack-Catsuit. Außerdem trägt sie bei ihrer Ankunft eine wasserstoffblonde Perücke und ruft so in Kombination mit dem aufreizenden Outfit Assoziationen mit Madonnas Auftritten in den 80er Jahren hervor – mit dem gravierenden Unterschied, dass Nadja Michael auch gesanglich überzeugt: Ihrem leicht geführten lyrischen Sopran verleiht sie einen frivolen, lebenslustigen Ausdruck, der ganz der intelligenten, raffinierten Hanna entspricht. Als sie den imner ein wenig näselnden Danilo (Siegfried Jerusalem) Anfang des zweiten Akts neckisch als „Dummer, dummer Reitersmann“ begrüßt, wirbelt sie ein zweites Mal an Seilen durch die Luft. Da die Arie allerdings rasante Wechsel von Höhen und Tiefen enthält, fällt es ihr hin und wieder schwer, auch im Fluge, ohne die Stütze des Bodens, die hohen Töne sauber zu treffen. Die pfeilschnellen Bewegungen der Szene gleichen dies aber für das Auge des Betrachters aus. Der Chor der Staatsoper ist tänzerisch als Gruppe von Stewards und Stewardessen in die Handlung integriert. Warum einige Chormitglieder im dritten Akt in Pinguinkostümen oder mit wirren weißen Perücken auftreten, erscheint dagegen schleierhaft, wirkt aber absurd komisch...

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Der Chor ist choreographisch fest in die Inszenierung integriert. Hier einige Chor-Mitglieder als Stewards.

Zwei brilliante gesangliche Glanzlichter schmücken die Inszenierung mit einem zusätzlichen I-Tüpfelchen: Wenn Sylvia Schwartz als Valencienne ihrem Verehrer Camille erklärt: „Ich bin eine anständ'ge Frau...“, blüht ihre perlende lyrische Sopranstimme auf wie eine zarte, aber bunte Blume. Ihre Stimmfärbung hat einen ganz eigenen Charakter, der sich abhebt und sich am besten mit glänzendem, silbrigen Metall vergleichen lässt. Stephan Rügamers fröhlicher, warmer Tenor transportiert in der Rolle des Camille ein inneres Lächeln, das wunderbar mit der Darbietung der Valencienne harmoniert.


FAZIT

Es lohnt sich auf jeden Fall, ins Maxim der Berliner Staatsoper Unter den Linden zu gehen und sich dort bei leichter, vergnüglicher Kost zu amüsieren.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Max Renne

Inszenierung
Peter Mussbach

Bühnenbild
Erich Wonder

Kostüme
Andrea Schmidt-Futterer

Licht
Alexander Koppelmann

Choreographie
Thomas Stache

Choreinstudierung:
Eberhard Friedrich



Chor und Orchester



Solisten

Baron Mirko Zeta
Bernd Zettisch

Valencienne, seine Frau
Sylvia Schwartz

Graf Danilo Danilowitsch

Hanna Glawari
Nadja Michael

Camille de Rosillon
Stephan Rügamer

Vicomte Cascada
Edwin Crossley-Mercer

Raoul de St. Brioche
Florian Hoffmann

Bogdanowitsch
Reiner Goldberg

Sylviane, seine Frau
Andrea Chudak

Kromow
Peter-Jürgen Schmidt

Olga, seine Frau
Uta Priew

Pritschitsch
Peter Menzel

Praskowia, seine Frau
Borjana Mateewa

Njegus
Franz Mazura

Stewards, Grisetten
Robert van den Dolder
Nicola Mascia
Christopher Matt
Grayson Millwood
Enrico Nawrath
Norbert Steinwarz
Matan Zamir



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Staatsoper Unter den Linden
(Homepage)



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