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Alcina

Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel (HWV 34)
Nach einem Libretto von Antonio Fanzaglia


in deutscher Sprache
(Textfassung: Bettina Bartz und Werner Hintze)

Aufführungsdauer: ca. 4 Stunden (2 Pausen)

Premiere an der Komischen Oper Berlin am 6. März 2004
(rezensierte Aufführung: 4. März 2006)


Homepage

Komische Oper Berlin
(Homepage)
Ganz großes Kino?

Von Artie Heinrich / Fotos von Monika Rittershaus

Vergrößerung Geraldine McGreevy (Alcina)

Die Oper Alcina, ein in unserer Zeit viel gespieltes Meisterwerk Händels, bietet mit ihrer Handlung auf der Trauminsel der titelgebenden Zauberin zahlreiche Deutungsmöglichkeiten für das moderne Regietheater. David Alden hat sein Händchen für die Barockopern des Halleschen Genius schon mehrfach in glanzvollen und intelligenten Inszenierungen bewiesen. Für die Aufführung an der Komischen Oper in Berlin wählte er sich das Kino aus als die magische Traumwelt, die den Helden Ruggiero aus dem Alltag entführt, weg von der Verlobten Bradamante in die Arme der Diva Alcina.

Ein Konzept, das größtenteils aufgeht und ohne größere Probleme über die ganze Länge der Oper durchgehalten werden kann -- und vielfältige Möglichkeiten für allerlei Zitate der Popkultur bzw. Kinowelt liefert. Dies ist schön anzusehen, wenn es glamourt und glitzert, wogegen der graue Alltag in der Baufälligkeit des maroden Kinos (Ausstattung: Gideon Davy) karg, trist und ernüchternd trostlos daherkommt. Man versteht, warum jemand einer solchen Realität entfliehen möchte.

Vergrößerung Brigitte Geller (Morgana),
Ewa Wolak (Bradamante)

Die Beleuchtung (Franck Evin) passt sich oft dem schummrigen Halbdunkel eines Kinosaales an und lässt damit die Sänger gelegentlich im Dunkeln stehen. Und obwohl die Transformation des barocken Heldenmythos schlüssig und stimmig ist, scheint sie doch nicht vollends zuende geführt. Man hat das Gefühl, hier wäre noch mehr möglich gewesen - mehr Kinozauber etwa, oder doch mehr Konkretisierung? So aber befindet sich die Inszenierung in einem Schwebezustand zwischen Verfremdung und Versachlichung - verständlich allemal, aber auch mit diffusen Unschärfen.

Musikalischerseits liegt die Berliner Alcina beim Barockexperten Paul McCreesh in besten Händen. Straff in den Tempi, aber ohne gehetzt zu wirken, entlockt er dem Orchester der Komischen Oper Klänge, die keinesfalls staubig oder blutleer klingen, aber ebenso keinem allzu modernen Pathos verfallen - ein schön barocker Händel eben. Auf diesem soliden Fundament können sich die Sänger voll entfalten.

Vergrößerung

Ewa Wolak (Bradamante),
Annette Markert (Ruggiero)

Geraldine McGreevy bringt für die Titelpartie genau die dramatische Tiefe in der Stimme mit, die es hier braucht - ihr Sopran ist gut verankert, doch nicht schwerfällig, und verfügt auch in der tiefen Mittellage über genug Tragfähigkeit, um sämtliche Facetten der Alcina auszuloten. Ihren anfänglichen Geliebten und späteren Gegenspieler Ruggiero verkörpert Annette Markert, die als Interpretin barocker Kastratenpartien in Halle groß geworden ist, gewohnt souverän. Stimmlich hat man sie allerdings schon besser disponiert gehört und auch die Rolle blieb merkwürdig blass - aber beim fortwährenden Anhimmeln eines geschlossenen Kinovorhangs kann man auch keine große Charakterzeichnung vollbringen.

Bradamante, die Verlobte Ruggieros, die ihren Liebsten zurück in die Realität holen will, ist mit Caren van Oijens tief timbriertem Alt auch stimmlich die bodenständigste Rolle im Ensemble. Brigitte Gellers Morgana kommt im ersten Akt noch arg soubrettig daher, gewinnt aber im Laufe des Abends erfreulich an Nuancenreichtum. Der Tenor Markus Schäfer kann in der stellenweise fast karikaturenhaft angelegten Partie des Oberto stimmlich überzeugen. In den Nebenrollen Oberto und Melisso zeigen die Sopranistin Elisabeth Starzinger und der Bass Nanco de Vries eine solide Leistung.


FAZIT

Alles in Allem eine musikalisch ansprechende und inszenatorisch interessante Aufführung; und um im Bereich des Kinos zu bleiben: einen Oskar würde diese Alcina wohl nicht bekommen, aber vier Stunden gute Unterhaltung sind es allemal.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Paul McCreesh

Inszenierung
David Alden

Ausstattung
Gideon Davey

Licht
Franck Evin



Orchester der Komischen
Oper Berlin


Cembali
Joseph McHardy
Lutz Kohl

Solo-Violine
Mika Yonezawa

Blockflöten
Andrea Haubold
Annelie Neubert

Solo-Violoncello
Kleif Carnarius

Didgeridoo
Alex Blau


Solisten

Alcina
Geraldine McGreevy

Ruggiero
Annette Markert

Morgana,
Schwester der Alcina
Brigitte Geller

Bradamante,
mit Ruggiero verlobt
Caren van Oijen

Oronte,
verliebt in Morgana
Markus Schäfer

Oberto, ein Junge,
der seinen Vater sucht
Elisabeth Starzinger

Melisso,
Lehrer des Ruggiero
Nanco de Vries



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Komischen Oper Berlin
(Homepage)



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