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Belcantissimo - Mozart lebt "Kann denn Liebe Sünde sein...." (Zarah Leander)
Von Peter Bilsing
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Fotos von Rudolf Majer-Finkes
Um es gleich vorwegzunehmen: Zu berichten ist von einer rundum gelungenen Mozart-Produktion. Es war einer jener seltenen Abende, an dem alles zufrieden stimmte. Claudia Braun (Fiordiligi), Anke Sieloff (Dorabella),Joachim G. Maaß (Don Alfonso), Günter Papendell (Guglielmo), und Clemens-C. Löschmann (Ferrando).
Während der Ouvertüre, bei sich öffnendem Vorhang, erleben wir unsere Paare beim Soft-Tennis Idyll - später werden die Bälle härter, und die Treffer schmerzen. Der sich kurz einstellende Déjà-Vue-Effekt des weißen Freizeitambientes (diesmal überdacht im großzügigen Marmorboudoir) ist hier nicht nur sinnleerer Bühnengag, sondern Basis für eine fein ausziselierte Bewegungs-Choreographie, die sich großartig an der musikalischen Linie des Mozart Meisterwerkes orientiert - eine optische Kongruenz von Bühne (Verena Hemmerlein), Aktion und Musik, wie ich sie selten erlebt habe.
Günter Papendell (Guglielmo), Claudia Braun (Fiordiligi),
Alles wirkt glaubwürdig; auch die zeitliche Verlegung in den Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Maske leistet großartige Arbeit. Endlich einmal keine karnevalistische Dümmlingsverkleidung mit Sonnenbrillen oder Pappnase, sondern die Veränderung vom tennisspielend, modebewussten Dandy (wohl eher Offiziere der nationalen Adels-Reserve) zum clochardartig aufgemachten Bohemien. Dies wirkt so überzeugend, als hätte man Guglielmo und Ferrando frisch aus dem Quartier Latin eingeflogen. Regisseur Baesler läßt keine Wertediskussion aufkommen. Auch wenn es - anfangs ja durchaus ernst gemeint - um Treue, Ehrlichkeit, Herz, Schmerz & Tod geht. Es halten sich Leichtsinn, Tiefsinn und Frohsinn beglückend die Waage. Claudia Braun (Fiordiligi) und Clemens-C. Löschmann (Ferrando).
Wenn auch der musikalische Teil, rundherum ohne Fehl und Tadel, alle Erwartungen mehr als erfüllt, dann darf von einem großen Theaterabend gesprochen werden. Claudia Braun (Fiordiligi) und Anke Sieloff (Dorabella). (MP3-Datei)
Anne-Kathrin Fetik (Despina), Joachim G. Maaß (Don Alfonso),
Die Sänger agieren alle auf hohem Qualitäts-Niveau mit sichtbarer Freude an der Sache; ausgeglichen, sicher und von der Regie natürlich geführt. Man harmoniert auch musikalisch beglückend schön - ein mehr als geschlossener Ensemble-Geist mit großartigem Einfühlungsvermögen. Die darstellerischen Leistungen standen unisono den Gesanglichen in nichts nach - gute Arbeit auch von Chorleiter Nandor Ronay. und Anke Sieloff (Dorabella).
Daß permanent bemühte Heraufschauen eines nicht geringen Teils der Zuschauer auf die wieder recht schlecht lesbaren Übertitel muß durchaus die Frage zulassen (Puristen "weghören" !) ob man nicht doch diese herrliche Oper einmal (wie in früheren Jahrzehnten) auf Deutsch bringt.
Jawohl, liebe Freunde der Italianita, ich gebe zu, daß die deutsche Sprache, vor allem im Secco-Rezitativ südliche Leichtigkeit kaum zulässt, aber bitte ehrlich sein ! Jenes vorwiegend an deutschen und englischsprachigen Häusern gesungene approximative Italie-nisch ist doch auch nicht der Weisheit des Belcanto letzter Schluß, oder ?
Claudia Braun (Fiordiligi)
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Chor
Dramaturgie
Solisten* AlternativbesetzungFiordiligi Claudia Braun
Dorabella
Ferrando
Guglielmo
Don Alfonso
Despina
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