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Ohne Netz und doppelten Boden
Von Silvia Adler
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Fotos von Thomas M. Jauk Weiße Sessel, ein Tischchen mit Flaschen und Gläsern, die Wände sparsam dekoriert mit japanischen Zeichnungen: die Bühnenkulisse in Christine Mielitz Dortmunder Butterfly-Inszenierung wirkt geradezu spartanisch schlicht - kaum ein Hauch fernöstlicher Exotik. Im ersten Bild dominieren matter Stahl und gerade geometrische Formen. Nichts, was das Auge ablenken könnte. Im ersten Duett des amerikanischen Marineoffiziers Pinkerton mit der japanischen Geisha Cio-Cio-San verengen sich Decke und Wände zu einem silbrig schimmerndem Trichter. Liebespaar auf Zeit.Timothy Richards (B.F. Pinkerton) und Elena Nebera (Madama Butterfly)
Als Puccini im Jahr 1900 bei einer Londonreise eine Aufführung von David Belascos Schauspiel Madame Butterfly erlebte, war er so beeindruckt, dass er den amerikanischen Bühnenautor unmittelbar danach aufsuchte und ihn um Erlaubnis bat, das Drama zur Grundlage seiner nächsten Oper zu machen.
Die Hoffnung stirbt zu letzt.
Wie Hartmut Schörghofers schnörkellos nüchternes Bühnenbild bereits im ersten Akt erkennen lässt, fokussiert auch Christine Mielitz Inszenierung vor allem die seelischen Konflikte der Protagonisten. Abgesehen von den in Rot- Orange- und Rosatönen leuchtenden Kostümen der japanischen Tänzerinnen und einigen angedeuteten Trippelschrittchen wird auf asiatischen Kulissenzauber weitgehend verzichtet. Konsequent ausgespart wird auch die theatralische Zuspitzung der Gegensätze westlicher und fernöstlicher Lebensart. Auch wenn sich die von Pinkerton verlassene Butterfly verzweifelt in den Stoff einer amerikanische Fahne hüllt, geht es in der Aufführung weniger um den Aufeinanderprall gegensätzlicher Kulturen, als um den fatalen Zusammenstoß miteinander unvereinbarer Liebesauffassungen. Während der amerikanische Marineoffizier, die arrangierte Ehe mit der japanischen Geisha nur als vorübergehendes Intermezzo ansieht, hält ihm Cio-Cio-San bis zur Selbstaufopferung die Treue. Ein bunter Hochzeitsreigen.Elena Nebera (Madama Butterfly) mit dem Opernchor.
Dass die Spannungskurve der Oper mit jedem Akt steigt, lag in erster Linie an der hervorragenden Personenregie. In Puccinis aufgewühltem Gefühlsdrama erlaubte die Regisseurin ihren Darstellern nicht die geringste Unaufrichtigkeit. Jeder Blick, jede Geste, erschienen glaubhaft motiviert. Besonders Elena Nebera als Butterfly erwies sich als echter Glücksfall für die Inszenierung. Nicht nur darstellerisch auch stimmlich schien ihr die Partie auf den Leib geschrieben. Trotz ihres kraftvollen Volumens behielt ihre dunkel timbrierte Stimme auch in der extremen Höhe eine verblüffende Leichtigkeit. Mit der strahlenden Durchschlagskraft ihres Soprans konnte es John Daneicki, der mit einem schlankgeführten Belcantotenor aufwartete, leider nicht aufnehmen. Auch wenn er die Partie des Pinkerton stimmlich solide über die Rampe brachte, fehlte seiner fokussierten Stimme die natürliche Veranlagung zum Dramatischen. Während er in den lyrischen Passagen mit strahlendem Tenorschmelz überzeugte, blieb sein Forte überwiegend stumpf.
Banges warten.
Ideal besetzt für Puccini war hingegen der neuengagierte Bariton Aris Argiris als Sharpless. In einer glänzenden Charakterstudie zeigte er den weltgewandten amerikanischen Botschafter als einen anteilnehmenden Beobachter, der die Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielt, kaum ertragen kann. Darstellerisch äußerst präsent war auch Maria Hilmes in der Rolle der Dienerin Suzuki. Während ihr dunkler Mezzosopran in der Höhe voll aufblühte, klang er im Brustregister leider etwas hart. Zum Sieden gebracht wurden das packende Bühnengeschehen vom präzise wie leidenschaftlich auftrumpfenden Orchester unter der Leitung von Dirk Kaftan. FAZIT Spannung pur auf hohem musikalischen Niveau. Neben dem ebenfalls von Christine Mielitz inszenierten Wozzek ein weiterer Höhepunkt auf dem Dortmunder Spielplan. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
Dramaturgie
Solisten* AlternativbesetzungCio-Cio-San, genannt Butterfly Elena Nebera
Suzuki, Cio-Cio-Sans Dienerin
*/ Karolina Gumos
Das Kind
Kate Pinkerton
*/ Marcie Ann Ley
B.F. Pinkerton, */ Timothy Richards
Sharpless, */ Mikael Babajanyan
Goro
*/ Hannes Brock
Fürst Yamadori
*/ Charles Kim
Bonze
*/ Assaf Levitin
Yakusidé
*/ Jae-Seok Lee
Kaiserlicher Kommissar
*/ Hanno Kreft
Standesbeamter
Mutter Cio-Cio-Sans
Tante
Cousine
12 Freundinnen
Branka Günes, Vera Fischer, Maria Hiefinger, Renate Höhne, Margarita Malevska, Manuela Meyer, Jutta Nigge, Andrea Rieche, Brigitte Schirlinger, Martina Vorsthove.
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