Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
London, als sächsische Metropole
Von Gerhard Menzel
/
Fotos von Milena Holler
Regisseur Johannes Weigand zeigt in seiner Inszenierung von My Fair Lady, dass nicht nur in London und Berlin sehr unterschiedliche und auffällige Dialekte lebendig sind, sondern auch in Sachsen. So spricht das "gewöhnliche" Volk nicht berlinerisch, wie es sonst in den Inszenierungen von My Fair Lady meist zu hören ist, sondern ein angesächseltes Kauderwelsch (ist das vielleicht eine bewusste Anspielung auf Dresden, wohin es Wuppertals ehemaligen Schauspielchef Holk Freytag gezogen hat?). Anja Barth (Eliza) mit Ensemble. Warum allerdings Eliza schon gleich zu Beginn ihr erstes Lied an Covent Garden - noch vor der Spracherziehung durch Professor Higgins - trotzdem in nahezu perfektem Hochdeutsch singt, bleibt ein Rätsel. Auch sonst wirkt die Entwicklung vom Straßen- bzw. Blumenmädchen zur "vornehmen" Frau nicht recht ausgearbeitet. Aber das sind nur einige der vielen Kleinigkeiten, die nicht so recht passen wollen. Ansonsten begnügt sich die Personenführung auf einen möglichst reibungslosen Ablauf des Geschehens. Allerdings gibt es auch einige (wenige) Details, die wirklich einfallsreich sind (z.B. der Fahrradfahrer vor dem Hause Higgins).
Bernd Kuschmann (Oberst Pickering), Das recht einfache, aber völlig ausreichende Bühnenbild von Moritz Nitsche (man muss ja nicht immer klotzen, vor allem wenn nur wenig finanzielle Mittel zur Verfügung stehen), sorgt für das jeweils benötigte Ambiente und ermöglicht schnelle Umbauten, die geschickt musikalisch überbrückt werden. Um so erstaunlicher wirken die vielen, teilweise prunkvollen und schwelgerischen Kostüme von Judith Fischer. Die Choreographie von Rosita Steinhauser sorgt in den Ensembleszenen für turbulentes Treiben und abwechslungsreiche Unterhaltung. Musikalisch bleibt die Aufführung allerdings über weite Strecken recht blass, was bei der Besetzung aus den Reihen der Schauspielensembles auch nicht verwundert. Es darf den Protagonisten noch nicht einmal verübelt werden, wenn sie weder die Routine, noch die nötigen stimmlichen Voraussetzungen dafür mitbringen. My Fair Lady ist allerdings ein "klassisches" Musical mit einem erheblichen Anteil an musikalisch anspruchsvollen Szenen, die alleine durch darstellerischen Einsatz nicht einfach überspielt werden können. Eine Spur von musikalischer Qualität erklang aus dem Orchestergraben, auch wenn die Musik von Frederick Loewe unter der musikalische Leitung von Scott Lawton und dem Spiel des Sinfonieorchesters der Wuppertaler Bühnen meist recht sinfonisch-kompakt klang. Auf jeden Fall gelang es Scott Lawton hervorragend, die Solisten behutsam zu begleiten und die (meist) recht kleinen Singstimmen nicht zu übertönen (die Technik hielt sich bei der Verstärkung der Stimmen erfreulich zurück!).
Thomas Braus (Prof. Henry Higgins) Anja Barth (Eliza) mit dem höchst persönlich erscheinenden König Georg V. (Arthur Friesen). (MP3-Datei)
Darstellerisch sehr engagiert und präsent war Anja Barth in der Titelpartie eine kecke Eliza Doolittle. Thomas Braus als ihr Lehrer und Kontrahent Professor Henry Higgins war ihr zwar ein adäquater Partner, seine Gestaltung wirkte allerdings - trotz sehr prägnanter sprachlicher Präsenz - sehr auf seinen Text konzentriert und "einstudiert". Andreas Möckel als Alfred P. Doolittle wirkte kaum älter als seine Tochter Eliza und machte daher eher den Eindruck eines unglücklichen Liebhabers, als den eines durch das Leben gezeichneten Vaters, während Cornel Frey einen nett-schusseligen Freddy Eynsford-Hill mimte. Als Darsteller von wirklichem Format und mir großer Ausstrahlung erwiesen sich eigentlich nur Bernd Kuschmann als Gentleman Oberst Pickering und Ingeborg Wolff als vollendete Lady Mrs. Higgins. Klangbeispiel: aus: "Kann eine Frau nicht sein wie ein Mann..."Thomas Braus (Henry Higgins), Bernd Kuschmann (Oberst Pickering) und Andrea Witt (Mrs. Pearce). (MP3-Datei)
Die vielen kleinen Partien waren durchweg treffend besetzt und auch der Chor, die Tänzer und die Statisterie sorgten für viel Atmosphäre und kurzweilige Unterhaltung.
Eine nette Produktion, die beim Publikum überwiegend gut ankam. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreographie
Dramaturgie
Choreinstudierung
Licht
SolistenEliza Doolittle Anja Barth
Prof. Henry Higgins
Oberst Pickering
Freddy Eynsford-Hill
Mrs. Eynsford-Hill
Mrs. Higgins
Mrs. Pearce
Alfred P. Doolittle
Harry
Obsthändler, Butler,
Polizist
Schuhputzer
Zeitungsjunge
Solo-Tenor
Barmixer
Ärgerliche Frau
Mrs. Hopkins
Lord Boxington
Lady Boxington
Blumenmädchen
Mrs. Higgins Zofe
Königin von Transsylvanien
Erstes Dienstmädchen
Zweites Dienstmädchen
Prinzgemahl
König Georg V.
Zoltan Karpathy
Lakai
George, Kneipenwirt
Tänzer
Christiane Heckersbusch Sarah Klee Eva-Patricia Klosowski Denise Matthey Daniela Siegmund Jakob Creutzburg Daniel Höft Michael Laforme Tobias Richter Manuel Schugt Kristopher Zech
|
- Fine -