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Andrea Chénier

Drama mit geschichtlichem Hintergrund in vier Bildern
Libretto von Luigi Illica
Musik von Umberto Giordano

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 45 min (eine Pause)

Premiere im Saarländischen Staatstheater
am 20. September 2003


Logo:  Theater Saarbrücken

Saarländisches Staatstheater
(Homepage)
Gelungener Saisonauftakt mit Giordanos "Andrea Chénier"


Von Sebastian Hanusa / Foto von Bettina Stöß


Umberto Giordanos André Chénier gehört zu den zu Unrecht ins Nebenrepertoire verbannten Stücken der Musikgeschichte. Das Stück um eine Dreiecksbeziehung, die vor dem historischen Hiintergrund der französischen Revolution ein tragisches Ende findet, wartet mit wirkungsvollen Tableuxs, aber insbesondere mit einer schlüssigen Dramaturgie und meisterhaften musikalischen Charakterzeichnung auf. Die Revolution ist insofern mehr als nur Kulisse, indem sie schicksalsentscheidend für das Leben der Protagonisten ist: Der Diener Gérard ist am Vorabend der Revolution in die Tochter seiner adeligen Herren, Maddalena di Coigny, verliebt. Im ersten Akt erscheint der Dichter Chénier auf einem Gartenfest der Coignys; statt mit Schäferlyrik die adelige Gesellschaft zu unterhalten, klagt er das Elend der Unterdrückten an. Außer Maddalena zeigt sich niemand wirklich beeindruckt. Am Ende des Bildes stürmen unter der Führung Gérards hungrige Bauern das Fest und lösen die Revolution aus.

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Der Adel vergnügt sich – bei Tanz und Schäferspielen.

Die drei anderen Akte stehen im Zeichen einer Mechanik des Terrors, die sich längst verselbständigt hat. Der gemäßigte Revolutionär Chénier ist 1794 selber auf einer Todesliste gelandet, Maddalena mußte untertauchen. Gérard ist zum Vertrauten Robespierres geworden. Zunächst bedient er sich des Spitzelapparats, um die begehrte Maddalena ausfindig zu machen, die mittlerweile bei Chénier Unterstützung gefunden hat. Letztlich muß er jedoch einsehen, dass er nicht nur Maddalena, sondern auch Chénier und sich selber der Guillotine ausgeliefert hat, während er zusehen muß, wie Maddalena und Chénier die Verklärung im Liebestod erfahren.

Vergrößerung in neuem Fenster Gérard: Die Revolution machte ihn zum Herren über Leben und Tod.

So wichtig auch die dramaturgische Rolle des historischen Rahmens ist, im Fokus von Giordanos Oper steht die Darstellung der Einzelschicksale – und die Psychologie der Protagonisten ist zugleich Ansatzpunkt für Christian Pöppelreiters brillante Inszenierung. In einem moderat historisierenden Bühnenbild konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die äußerst differenzierte Zeichnung von Figurenkonstellationen, Haltungen und Befindlichkeiten. Pöppelreiter kann dabei auf ein wunderbar schlüssig agierendes Ensemble zurückgreifen: Eine bezaubernde Barbara Gilbert als Maddalena, den mit ungeheurer Ausstrahlung agierenden Bariton Alan Cemore als Gérard und den für einen Tenor seiner Güte erfreulich spielfreudigen Stefan Vinke.

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Doch die Liebe Maddalenas gehört letztlich Chénier.

Musikalisch läßt die Produktion nichts zu wünschen übrig. Angefangen von den ohne Fehl und Tadel agierenden Protagonisten, über bestens besetzte Nebenrollen – hier fiel insbesondere der wunderbare schmierige "Incroable" Rupprecht Brauns auf – bis hin zu einem begeistert aufspielenden Staatsorchester unter der Stabführung von GMD Leonid Grin war es eine runde Sache. Die szenische Realisation bestach neben der wundervoll ausgearbeiteten Personenführung insbesondere mit einer trefflichen Lichtregie. Das Bühnenbild Jörg Koßdorffs ist ein weißer Rundbau, der je nach Szenario in ein Säulenrund oder - mit geschlossenen Außenwänden- in eine wuchtige Baumasse verwandelt werden kann. Hinzu kommt eine Ausleuchtung, die mit großer Suggestionskraft die Atmosphäre der jeweiligen Szene unterstützt und der es zudem gelingt, nur mit Licht- und Schattenspiel die Psychologie der Protagonisten auf einer zusätzlichen Ebene darzustellen.


FAZIT

Unbedingt sehenswert!




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Leonid Grin

Inszenierung
Christian Pöppelreiter

Bühnenbild
Jörg Koßdorff

Kostüme
Hanna Wartenegg

Choreographische Mitarbeit
Marlene Herrenleben

Chor
Andrew Ollivant

Dramaturgie
Alexander Jansen



Opernchor, Extrachor und
Statisterie des
Saarländischen Staatstheaters

Eleven der Ballettschule des
Saarländischen Staatstheaters

Das Saarländische Staatsorchester



Solisten

* Alternativbesetzung


Andrea Chénier
Stefan Vinke

Carlo Gérard
Alan Cemore

Maddalena di Coigny
Barbara Gilbert

Bersi
Naira Glountchadze* /
Manou Walesch

Roucher
Volker Philippi

Der Abbate / "Incroyable"
Rupprecht Braun* /
Algirdas Drevinskas

Contessa di Coigny / Madelon
Maria Pawlus*

Fléville / Fouquier-Tinville
Otto Daubner

Haushofmeister / Dumas
Manfred Bertram

Madelon
Marie-Helen Joel

Mathieu "Populus"
Stefan Röttig

Schmidt
Antoniy Ganev* /
Alto Betz

Fiorinelli
Randolf Stöck






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Saarländisches Staatstheater
(Homepage)




Da capo al Fine

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