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Die Zauberflöte

Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Emanuel Schikaneder


In deutscher Sprache

Premiere im Pfalztheater Kaiserslautern am 29. November 2003
(rezensierte Vorstellung: 3. Dezember 2003)


Logo: Pfalztheater Kaiserslautern

Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)
Vogelfang missglückt!

Von Sebastian Hanusa / Fotos von Klaus Baqué

Das Haus ist voll – was will man mehr. Die Zeiten sind schlecht und eine gute Auslastung liefert das einzige numerisch-handgreifliche Argument für die Existenz des öffentlich finanzierten Theaters. Da ist es ein probates Mittel, auf Selbstläufer zu setzen, auf Stücke, deren Popularität allein schon ausreicht, die Massen scharenweise ins Theater zu locken. Ganz oben auf der Hitliste steht Mozarts Zauberflöte. Familiengerechtes Volksstück, zugleich freimaurerndes Welttheater und wie keine andere Oper reich an Arien mit Ohrwurm-Qualität.
Wie man einen vermeindlichen Selbstläufer wie die Zauberflöte demontieren kann, war in Kaiserslautern zu erleben. Sicher macht es die Zauberflöte einem Regisseur nicht leicht. Irgendwie ist mit dem vielgespielten Stück alles schon versucht worden, während gleichzeitig die diversen Unebenheiten des Librettos ein durchdachten Konzept verlangen. Dies gilt besonders, wenn man gerade dem weniger informierten Zuschauer den Gang der Handlung und die Motive der einzelnen Personen schlüssig darstellen will. Urs Häberli war von beidem meilenweit entfernt.

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Schön bunt! Papageno Daniel Böhm zusammen mit drei Damen, Tamino...

Schon die Ausstattung war mehr als ungeschickt gewählt. Das Einheits-Bühnenbild – eine Mischung aus gründerzeitlicher Fabrik und Spukhaus – war nett anzusehen, verschleierte jedoch die dramaturgisch wichtige Situierung des Geschehens völlig. Es war zum Beispiel nicht ersichtlich, wann etwas vor oder in Sarastros Sonnentempel stattfand. Er wurde nicht klar, wo der Auftritt der Königin der Nacht im zweiten Akt stattfindet – augenscheinlich war dies im Sonnentempel, womit die gesamte Handlung ad absurdum geführt wäre. Die wenig markante Kostümierung des Personals sah als Figurine im Programmheft wieder einmal besser aus, als an den leibhaftigen Sängerinnen und Sängern. Die ließ man augenscheinlich nach gusto agieren, ergänzt durch reichlich unmotivierte Regieeinfälle: Mal waren es wilde Tiere, aufgemalt auf Pappe, dann ein chinesischer Drache, bewegt von den drei Damen – die Schlange im ersten Bild. Mal fuhren die drei Damen in einer venezianischen Gondel herein, mal mußte Papageno einen Hubwagen besteigen, als es galt, der "schnöden Welt" ade zu sagen. Augenscheinlich sollte all dies witzig sein, eine klare Linie jedoch war nicht zu erkennen.

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... und Papagena Adelheid Fink.

Das musikalische Niveau ließ mehr als zu wünschen übrig. Das eigentlich gut geführte Pfalzorchester richtete Mozarts Musik geradezu hin. Es ist schwer zu sagen, ob es einzig am Dirigat Ekhart Wyciks lag, der schon die Ouverture viel zu langsam begonnen hatte und selten das rechte Tempo fand, oder ob das gesamte Orchester einem Gemisch aus zunehmendem Unwohlsein und spieltechnischen Schwierigkeiten erlegen war: Bühne und Orchester hatten wenig gemein und rechte Freude wollte sich nicht einstellen.

Neben dem intonationsschwachen Chor war insbesondere Maraile Lichdi als Königin der Nacht, die zum wenig erquicklichen Gesamteindruck betrug. Sie war der Partie schlicht und ergreifend nicht gewachsen. Daniel Lewis Williams als Sarastro bot eine ebenso ordentliche Vorstellung wie Steffen Schantz als Tamino. Nur hätte man sich bei letzterem eine etwas geschmeidigere Interpretation und ein weniger steifes Spiel gewünscht. Den angenehmen Eindruck seiner Stimme machte Daniel Böhm leider durch eine Interpretation des Papageno zunichte, die sich augenscheinlich an die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen richtete. Aber hier – wie im Falle Taminos – ist der Anteil des Regisseurs an der unerfreulichen szenischen Darstellung schwer einzuschätzen. Der einzige wirklich berührende Moment der Vorstellung war eine Einzelleistung: Die einfühlsam gestaltete Arie "Ach ich fühls, er ist verschwunden!" von Pamina Adelheid Fink.

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Erst müssen die Prüfungen bestanden sein!

Leider konnten diese schönen fünf Minuten den insgesamt mehr als ärgerlichen Gesamteindruck der Produktion nicht vergessen machen. Die Zauberflöte der absolute Tiefpunkt innerhalb der an Regie-Katastrophen nicht armen Ära Johannes Reitmeiers am Pfalztheater. Traurig ist, wie mit Konzeptionslosigkeit und reichlich dürftigem Handwerk derzeit in Kaiserslautern Musiktheater inszeniert wird. Von den durch das OMM besuchte Produktionen der letzten 15 Monate konnte einzig Urs Häberlis Macbeth in Teilen ü:berzeugen (und dies in erster Linie Dank überzeugender Einzelleistungen!)


FAZIT

Von einem Besuch der Zauberflöte ist dringenst abzuraten!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ekhart Wycik

Inszenierung
Urs Häberli

Bühne
Thomas Dörfler

Kostüme
Annette Heraeus

Choreinstudierung
Ulrich Nolte

Dramaturgie
Andreas Bronkalla


Orchester, Chor,
Extrachor und Statisterie
des Pfalztheaters Kaiserslautern


Solisten

* Solisten der rezensierten Aufführung

Sarastro
Egbert Herold /
Daniel Lewis Williams*

Königin der Nacht
Carmen Acosta /
Maraile Lichdi*

Tamino
Stefen Schantz

Pamina
Adelheid Fink

Erste Dame
Anette Yasmin Glaser

Zweite Dame
Laurie Gibson

Dritte Dame
Silvia Fichtl

Papageno
Daniel Böhm

Papagena (Ein altes Weib)
Arlette Meißner

Sprecher
Peter Kovacs* /
Alexis Wagner

Priester
Bernhard Schreurs

Monostratos
Mario Podrecnik

Drei Sklaven
Jacek Jacunski /
Shin Nishino /
Alexandru Popenscu /
Markus Monnerjan

Erster Geharnischter
Anatoli Botscharnikow* /
Hae Sung Park

Zweiter Geharnischter
Dan Cioroianu / Eric Erlandsen*

Drei Knaben
Lars Gerlach / Lars Neeb* /
Peter Allard / Manile Macsenaere*
Thomas Leicht* / Percy Millard
(Mitglieder des Mainzer Domchors)




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)




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