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Musiktheater
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Spuk im Händelhaus
Musiktheater für Kinder von Eberhard Streul
nach der Oper Alcina von Georg Friedrich Händel
für Kinder ab 6 Jahren


In deutscher Sprache
Aufführungsdauer: ca. 50 Minuten (keine Pause)

Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen
am 29. November 2003


Homepage

Musiktheater im Revier
(Homepage)
Ein Museum der besonderen Art

Von Stefan Schmöe / Fotos von Rudolf Majer-Finkes



In der Adventszeit entdecken die Theater regelmäßig ihr jüngstes Publikum. Unter den Kinderstücken, die vorweihnachtlich landauf, landab angeboten werden, ist allerdings selten einmal eine Oper. Eine rühmliche Ausnahme bildet das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier: Nach Mozarts Zauberflöte und Haydns Welt auf dem Mond hat Eberhard Streul für das in diesem Jahr Georg Friedrich Händels Alcina für Kinder bearbeitet. Ganz einfach ist der Stoff nicht, denn die Zauberin Alcina, die ihre langweilig gewordenen Liebhaber regelmäßig in Steine verwandelt, mag zwar im Unrecht sein, ist aber die eigentlich faszinierende gestalt der Oper: Wer da nur nach Recht und Unrecht urteilen mag, ist bei dieser Oper falsch. Streul hat stärker als bei seinen früheren Bearbeitungen in die Handlung eingegriffen und diese auf einige Grundideen zurückgestutzt, aber eine andere Geschichte sozusagen davorgebaut: Im Händelhaus, einem zum Museum gewordenen Haus des Komponisten (in London angesiedelt), betrachten Touristen das Bild der Alcina, und dieses wird lebendig und verzaubert den jungen Chris (im Original Ruggiero). Dessen Freundin Andrea (bie Händel Bradamante) versucht natürlich, den in das Bild entschwundenen Freund zu retten, was ihr mit Hilfe des trotteligen Policeman Bobby und des Museumsdirektors auch gelingt. So werden ein paar originale Handlungselemente beibehalten, aber verpackt in eine recht spannende und auch lustige Geschichte, mit der Kinder vom Grundschulalter an angesprochen werden.

Vergrößerung in neuem Fenster Der Besuch im Händelhaus fürhrt Andrea (hinten) in eine unerwartete Situation: Verärgert muss sie zusehen, wie Alcina unangemessen heftig mit Chris flirtet, wobei der Museumsdirektor in Folge eines Zauberspruchs untätig bleibt.

Wie bei den erfolgreichen Vorgängerproduktionen führt Bettina Lell in Zusammenarbeit mit Bühnenbildnerin Stephanie Nobis Regie, und dieses Stück ist vielleicht noch schöner geworden als die bisherigen. Mit viel Humor im Detail und ordentlichem Theaterzauber wird die Geschichte erzählt, und das Publikum darf auch diesmal (wenn auch nur in einer kurzen Szene) mithelfen, die Oper zu einem guten Ende zu bringen. Eindrucksvoll ist das „lebende Bild“ der Alcina, die hinter einem geheimnisvoll ausgeleuchteten Schleiervorhang steht. Die Balance zwischen gruseligem Schauer (schließlich soll der Titel Spuk im Händelhaus nicht umsonst sein) und Witz ist gelungen, und die Spielfreude der jungen Sänger, allen voran Ronald Naiditch als Bobby, sorgt für eine kurzweilige Aufführung, die ruhig ein wenig länger als die hier gespielten 50 Minuten dauern dürfte.

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Der Polizist Bobby erweist sich trotz engagierten Lesens in den Dienstanweisungen nicht als ernst zu nehmender Gegenspieler Alcinas.

So nett der Spuk im Händelhaus auch anzusehen ist: Gespart wird leider gerade da, worauf es in der Oper eigentlich ankommen sollte – an der Musik. Das mit Flöte, (recht konturlosem) Cello und Cembalo besetzte Trio ist doch etwas wenig für Händels Zaubermusik. Und die teils sehr virtuosen, mit Koloraturen gespickten Arien (über)fordern die jungen Sänger, sodass sich der musikalische Genuss in Grenzen hält. Dabei hätte gerade dieses Stück dem jungen Publikum den Reiz der Oper nahe bringen können, denn die Musik unterstreicht in Streuls Fassung den Einbruch des Zauberhaften in die banale Alltagswelt. Nur müsste sie dazu „zauberhafter“ gesungen sein, denn in den Arien steht die Handlung still und lässt der Musik den Vortritt. Zuletzt in Düsseldorf im angeblich kindgerechten Barbier von Sevilla habe ich mich geärgert, dass ein gutes, erfahrenes Sängerensemble in eine gedankenlose Inszenierung gestellt wurde. Hier ist es andersherum: Die Inszenierung – und das Publikum – hätten es verdient, auch die beste Sängerbesetzung des Musiktheater im Revier zu hören.

Vergrößerung in neuem Fenster Doch aller Zauber ist vergeblich: Dem Spuk der Alcina wird gleich ein Ende bereitet.


FAZIT

Spannende und unterhaltsame Inszenierung, die Händel einem jungen Publikum nahe bringen könnte – wenn man die adäquaten musikalischen Mittel dazu bereit stellen würde. Trotzdem amüsant.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Askan Geisler

Inszenierung
Bettina Lell

Bühne und Kostüme
Stephanie Nobis




Solisten

Alcina
Alexandra Rieger

Andrea
Angela Froemer

Chris
Stephan Boving

Museumsdirektor
Carlo Migy

Bobby
Ronald Naiditch



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Musiktheater im Revier
(Homepage)



Da capo al Fine

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