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West Side Story
Musical
nach einer idee von Jerome Robbins
Buch von Arthur Laurents
Musik von Leonard Bernstein
Gesangstexte von Stephen Sondheim
Deutsche Fassung von Fran Thannhäuser und Nico Rabenald
Die Uraufführung wurde von Jerome Robbins inszeniert und choreographiert

Premiere am 31.1.2004
Rezensierte Aufführung: 1.2.2004

Aufführungsdauer: ca. 2 3/4 Stunden (eine Pause)


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Theater Dortmund
(Homepage)
Romeo und Julia in Manhattan

Von Silvia Adler / Fotos von Bettina Stöss

Abrissreife Straßenzüge, dreckiger Asphalt. Schauplatz: die West Side von Manhattan. Auf dem Bühnenvorhang ist die Großstadt ins Wanken geraten: taumelnde Hochhäuser, schreiende, angstverzerrte Gesichter. Albtraum New York. Mitten im Bild ein eng umschlungenes Paar, von dem man nicht weiß, ob es tanzt oder flieht.


Vergrößerung in neuem Fenster Im Dschungel der Großstadt.

Weit entfernt vom prachtvollen Verona der Renaissance erzählt die West Side Story die Geschichte von Romeo und Julia. Leonard Bersteins Version der Shakespeareschen Tragödie spielt in den Straßenschluchten des von Rassenunruhen geprägten New York.

Jets und Sharks, zwei rivalisierenden Jugendgangs unterschiedlicher Hautfarbe, liefern sich erbitterte Machtkämpfe um die Herrschaft des Viertels. Das aus feindlichen Lagern stammende Liebespaar Tony und Maria - er Amerikaner, sie Puertoricanerin - ist zwischen die Fronten geraten. Wie bei Shakespeare wird ihnen der blinde, selbst zerstörerische Hass der verfeindeten Gruppen zum Verhängnis.

Jeder Quadratzentimeter der heruntergekommen Straße scheint vermient. Doch der Hass auf alles Fremde überdeckt nur die dumpfe Langeweile. Im wirkungsvoll kargen Bühnenbild von Knut Hetzer beleuchtet der junge Regisseur Arthur Castro, der in Hamburg bei Götz Friedrich studiert hat, die lähmende Perspektivlosigkeit der Jugendlichen. Provozierend lungern sie vor einer eine abgewrackten Autowerkstatt herum. Ein kleinster Funke genügt, um das Pulverfass explodieren zu lassen.


Vergrößerung in neuem Fenster "Tonight, tonight, ..."
Jeffrey Treganza (Tony) und Elsa Tarraga (Maria).

Klangbeispiel Klangbeispiel: "Maria"
Jeffrey Treganza (Tony).
(MP3-Datei)


Als Leonard Bernstein 1957 mit der Komposition der West Side Story begann, wurde ihm geraten, nicht unnütz seine Zeit zu verschwenden. Eine Tragödie ohne obligatorisches Happyend, die dazu noch die heikle Rassenproblematik aufgreift, würde sich am Broadway niemals durchsetzen. Der durchschlagende, bis heute anhaltende Erfolg des Stücks belehrte die Skeptiker eines Besseren.

Auch wenn die Dortmunder Inszenierung den Unterhaltungscharakter des Musicals zu keinem Zeitpunkt verleugnet, interessiert den Regisseur vor allem der sozialer Sprengstoff des Stückes. Leider wird der schlüssige Ansatz, das Musical als Sozialdrama zu inszenieren, nicht immer konsequent durchgehalten.
Trotz rasierter Köpfe und abgerissener Kleidung wirken die Jugendlichen, die in Dortmund auf der Bühne stehen, weder besonders gefährlich noch wirklich authentisch. Schuld daran ist nicht zuletzt allzu weichgespülte Choreografie des Kaliforniers Marvin A. Smith, der sich zwischen kraftprotzend aggressiver Bewegungsqualität und harmlosen Ballettschrittchen nicht recht entscheiden kann. Etwas mehr Rap hätte auch den braven Fünfzigern sicher nicht geschadet.


Vergrößerung in neuem Fenster Das Broadway-Musical bleibt das Happyend schuldig. Jeffrey Treganza (Tony) und Elsa Tarraga (Maria).

Klangbeispiel Klangbeispiel: "I feel pretty"
Elsa Tarraga (Maria).
(MP3-Datei)


Bestens aufgelegt sorgten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Timor Oliver Chadik für die nötige Mischung aus Gefühl und Tempo. Mit glockenhellem Sopran und mädchenhaftem Charme gestaltete Elsa Tarraga die Partie der Maria. Typmäßig ideal besetzt war auch der wegen einer Erkältung stimmlich indisponierte Tenor Jeffrey Treganza. Trotz markierter Spitzentöne nahm er mit einer warm timbrierte Mittellage für sich ein. Temperament und Sexappeal verströmte die mit sattem Mezzosound ausgestattete Heike Susanne Daum.

Anders als im Original blieb das Herzstück des Musicals, das berühmte Duett "Somewhere" in der Dortmunder Inszenierung nicht dem tragischen Liebespaar vorbehalten. Der Traum von einer besseren, friedlichen Welt wurde im Wechselgesang von allen Jugendlichen gemeinsam heraufbeschworen. Das Solo teilten sich Tina Postawa und die stimmlich etwas unsicher wirkende Diane Blais.
Nicht nur Tony und Maria, auch die hartgesottensten Mitglieder der Gang träumten von einem Leben ohne Gewalt. Die Liebe zwischen dem Amerikaner und der Puertoricanerin erschien als ferne, aber richtungsweisende Utopie. Ob das Lebensgefühl amerikanischer Straßenkids, dieser sozialromantischen Sichtweise tatsächlich entspricht, bleibt allerdings fraglich.


FAZIT

Bernsteins Erfolgsmusical als Sozialdrama: Temperamentvoll, düster, pathetisch - jedoch nicht wirklich gefährlich.


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Produktionsteam


Musikalische Leitung
Timor Oliver Chadik

Inszenierung
Arthur Castro

Choreographie und Co-Regie
Marvin A. Smith

Bühne und Kostüm
Knut Hetzer



Philharmonisches
Orchester Dortmund


Solisten

Die Jets
Riff
Rico Villavert

Tony
Jeffrey Treganza

Action
Philippe Ducloux

A-Rab
Ivica Novakovic

Baby John
Philip Woodman

Snowboy
Gregor Thieler

Big Deal
Sergej Vanaev

Diesel
Bernhard Modes

Professor
Thomas Günzler

Deren Mädchen

Anybodys
Diane Blais

Graziella
Birgit Scheefe

Velma
Grit Bardowicks

Minnie
Wen-Hua Chang

Clarice
Sveta Grozowski

Pauline
Denise Churchward

Jane
Sumie Oya

Judy
Risa Tateishi

Die Sharks

Bernardo
Nigel David Casey

Chino
Ivaldo de Castro

Pepe
Dino Baksa

Indio
Justo Moret Ruiz

Luis
Marko Omerzel

Anxious
Christian Gerdts

Juano
Kevin Hale

Toro
Mark Radjapov

Deren Mädchen

Maria
Elsa Tarraga

Anita
Heike Susanne Daum
/ Gilda Rebello

Rosalia
Gilda Rebello

Consuelo
Tina Podstawa

Teresita
Nerea Perez

Francisca
Manuela Meyer

Estella
Michelle Haugen

Margarita
Rosa Hernandez

Chita
Monica Fotescu Uta

Die Erwachsenen

Doc
Peter Zintner

Schrank
Jost Krüger

Krupke
René Zimmermann

Glad Hand
Eric Visser

Pas de Deux "Traumsequenz"
Monica Fotescu Uta
und Mark Radjapov

Solo "Somewhere"
Tina Postawa
und Diane Blais



Weitere
Informationen

erhalten Sie vom
Theater Dortmund
(Homepage)



Da capo al Fine

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