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Musiktheater
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Die Welt auf dem Mond
Musiktheater für Kinder
nach der Oper Il mondo della luna (Die Welt auf dem Mond) von Joseph Haydn
von Eberhard Streul und Markus Karch


In deutscher Sprache
Aufführungsdauer: ca. 1h (keine Pause)

Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen
am 30. November 2002


Homepage

Musiktheater im Revier
(Homepage)
In den Mond geschaut

Von Stefan Schmöe / Fotos von Rudolf Majer-Finkes



Wem auf Erden kein Glück beschieden ist, der muss nach den Sternen greifen: So ähnlich argumentiert der Astronom Ecclitico, den der Vater seiner Angebeteten nicht als Schwiegersohn akzeptieren will. Dem nicht übermäßig intelligenten, dafür aber mondsüchtigen Kaufmann Bonafede wird deshalb eine derbe Farce vorgespielt, in der man ihm vorgaukelt, er sei auf dem Mond. Mit Erfolg, denn Bonafede blamiert sich nach Strich und Faden, und die Angst, dem Spott der Gesellschaft ausgesetzt zu werden, lässt Bonafede schließlich in die Hochzeit einwilligen, damit die Beteiligten die peinliche Angelegenheit nicht öffentlich machen. Das Libretto (dessen Autor nicht bekannt ist) folgt einem Schauspiel von Goldoni, aber trotz mancher schöner Einfälle hat sich Haydns Il mondo della luna, zu deutsch: Die Welt auf dem Monde, nicht im Repertoire durchsetzen können. Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier präsentiert jetzt in Koproduktion mit dem Théatre National du Luxembourg ein „Musiktheater für Kinder nach der gleichnamigen Oper von Joseph Haydn“, eingerichtet von Eberhard Streul und Markus Karch.

Vergrößerung in neuem Fenster Countdown zur Mondfahrt: Mario r.) und Vater Sperling bewegen sich schon in anderen Sphären, Hausmädchen Lisa (l.) und Tochter Clara schauen betroffen zu.

Die Handlung ist geschickt gestrafft, eine der beiden Töchter samt Liebhaber gestrichen und das Orchester auf drei Musiker (Flöte, Cello und Klavier) reduziert. Schwierig aber bleibt die Grundkonstellation des Stückes: Der Vater, der seine Tochter partout nicht an den Mann kommen lassen will. Zwar ist das eine bekannte Komödiensituation (die deshalb auch nicht groß erörtert wird) – aber nur für „erfahrene“ Theaterbesucher und nicht für Kinder. Regisseurin Bettina Lell verlegt die Situation konsequent in ein spießiges 50er-Jahre-Milieu (die Personen heißen dann nicht Ecclitico und Bonafede, sondern Mario und Sperling – warum eigentlich, wo die italienischen Namen allein durch ihren Klang komödiantischer sind als die nichtssagenden deutschen Varianten?), mit vielen witzigen Anspielungen im Bühnenbild (Stephanie Nobis), aber auch das ist für Kinder praktisch nicht nachvollziehbar. So lange das Stück dem bewährten und bekannten Komödienschema folgt (und das tut es etwa die erste Hälfte der einstündigen Spieldauer), wendet es sich vor allem an Erwachsene. Dass den Kindern trotzdem nicht langweilig wird, liegt an der liebevollen, um Details bemühten Personenregie.

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Sperling (l.) glaubt sich mit Lisa und Mario auf dem Mond - und da gibt es sogar einen Mondkaiser.

Amüsanter für alle wird es, wenn das Mondspektakel beginnt und Handwerker Moppel (im Original der Diener Cecco) mit Staubwedel als Zepter als Mondkaiser für Schwung sorgt. Zuvor wird das Publikum winkend und rufend als Mondballett eingesetzt, was zwar in seinem dem Kasperletheater entlehnten „Seid-ihr-alle-da?“-Gestus nicht besonders originell ist, aber immerhin die abschweifenden Geister wieder auf das Stück konzentriert. Trotzdem erreicht die Aufführung nicht das Niveau der Vorjahresproduktion Papageno spielt auf der Zauberflöte. Ein Grund ist die Musik, die weitaus weniger prägnant ist als die der Zauberflöte, aber auch nicht in die Inszenierung eingebaut ist (was in Papageno ... sehr überzeugend gelungen war. Die Musiker sitzen nachtblau gewandet auf der Bühne, greifen aber nicht in das Geschehen ein. Dazu interpretieren sie die Musik derart gepflegt und zurückhaltend, dass oft nicht deutlich wird, warum hier überhaupt musiziert wird – die Musiknummern sind meist Durststrecken im ansonsten ganz gefälligen Spiel.

Vergrößerung in neuem Fenster Das Spiel ist aus: Der Mond war dann doch nur das eigene Wohnzimmer. So kann man sich täuschen. Sperling nimmt es erst nach einem Wutanfall mit Humor, Moppel, Lisa, Clara und Mario freuen sich dagegen schon aufs Heiraten. So ist das eben in der Oper, solte man seinen Kindern dazu erklären.

Das junge Sängerensemble ist zwar bemüht, entpuppt sich aber als allzu leichtgewichtige Besetzung. Susanne Seefing und Alexandra Rieger baten krankheitsbedingt um Nachsicht, aber durchweg fehlt die Energie, wird eher auf Sparflamme gesungen – das ist zur Rettung Haydns zu wenig. Fast entsteht der Eindruck, als solle unbewusst, die (nicht zwingend kindgerechte) Musik in die zweite Reihe geschoben werden. Passend dazu endet die Aufführung in der musikalischen Beliebigkeit: An das Finale wird eine Spieluhr mit „Guten Abend, gut' Nacht“ angehängt. Das hat ja auch - irgendwie - mit Mond zu tun .


FAZIT

Eine liebevolle Regie kann weitgehend darüber hinweg trösten, dass sich die Welt auf dem Mond nur als bedingt geeignet für ein Kindertheater erweist; die Musik ist dabei ein bisschen störend.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Askan Geisler

Inszenierung
Bettina Lell

Bühne und Kostüme
Stephanie Nobis

Dramaturgie
Johann Casimir Eule




Solisten

Sperling
Carlo Migy

Lisa
Susanne Seefing

Clara
Alexandra Rieger

Moppel
Thomas Burger

Mario
Martin Geißler



Weitere
Informationen

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Musiktheater im Revier
(Homepage)



Da capo al Fine

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