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Was für eine Cenerentola !
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Sarah Nagelschmidt
Es reicht noch lange nicht, eine Inszenierung, die woanders Erfolg gehabt hat, einzukaufen und zu hoffen, dass sich der Erfolg auch bei so einer "Übernahme" auf das eigene Ensemble einstellt.
Johannes Weigand, langjähriger Assistent von Achim Freyer und nun Oberspielleiter der Wuppertaler Oper, erweckte mit handwerklichem Können und hervorragendem Einfühlungsvermögen die anscheinend gut "konservierte" Produktion zu neuem Leben. Es sprüht und funkelt vor Witz und Ironie. Die überbordende und mitreißende Musik Rossinis wurde "gnadenlos" in Szene gesetzt. Auch die diversen Ruhepunkte, in denen schon die kommende "Explosion" lauert, werden spannungsvoll ausgekostet, bevor die für Rossini typischen Crescendi und Accellerandi das Geschehen wieder in Bewegung bringen und wie ein Sturm auch das hellauf begeisterte Publikum mitreißen. Dass man dazu nicht einmal großen äußeren Aufwand benötigt, beweist die einfache, aber äußerst wirkungsvolle Ausstattung von Maria Elena Amos, die von der Volksoper Wien übernommen wurde. Zwei gewölbte Wände mit jeweils fünf Türöffnungen (Grün für das schon Grünspan angesetzte, dem Verfall geweihte Schloss des Don Magnifico und Rot für das "prächtige" Schloss des Prinzen) genügen vollkommen, um alle Auf- und Abtritte geschickt zu arrangieren und dazu noch die Parallelität der Geschehnisse anzudeuten. Die herrlich verrückten Kleider der Töchter des Don Magnifico und die übrigen vor Farbe strotzenden "gesellschaftsfähigen" Kostüme bilden einen derben Kontrast zu Angelinas jammervollen Fetzen. Ihr Auftritt beim Fest, schon von Rossini musikalisch bedeutungsvoll vorbereitet, sprengt nicht nur die Schlosswände, sondern lässt alle in Ver- und Bewunderung erstarren. Ein famoser Auftritt. Am glücklichen Ende - nachdem das Gewitter alles überflüssige hinweggefegt hatte - überstrahlt dann schließlich ihr weißes Hochzeitskleid alle irdischen Eitelkeiten und lässt sie "göttergleich" über alle hinauswachsen. Nach ihrem eindrucksvollen Erscheinen auf dem Fest des Prinzen ist Angelina/Cenerentola (Susanne Blattert) auf der Flucht.
Klangbeispiel:
Susanne Blattert (Angelina/Cenerentola)
Adäquat zu der überaus pointierten und burlesken Inszenierung gerät auch die musikalische Interpretation des Stückes. Stefan Klieme am Pult des Sinfonieorchesters Wuppertal zündet schon gleich zu Beginn der Ouvertüre ein Feuerwerk, dass nicht nur die Türen des Bühnenbildes in Schwingung geraten lässt. Feuer, Esprit und viele dynamische und artikulatorische Feinheiten lassen Rossinis Musik spritzig und brillant dahersprudeln. Endlich finden Angelina/Cenerentola (Susanne Blattert) und Don Ramiro (Edgardo Zayas) zueinander.
Maßgeblich für den großen Premierenerfolg war allerdings die Besetzung der alles entscheidenden Titelpartie mit Susanne Blattert als Angelina (Cenerentola). Was sie an darstellerischen und musikalischen Qualitäten aufweisen kann, braucht auch international keine Konkurrenz zu scheuen. Mit einer gut sitzenden Mittellage ausgestattet besticht sie nicht nur durch wohlklingende "Höhenflüge", sondern führt ihre klare und geschmeidige Stimme auch bruchlos in tiefe Notenregionen, wo anderen schon lange die Luft ausgeht. Hinzu kommt ihre stupende Technik: blitzsaubere Koloraturen und perlende Parlandi scheinen bei ihr das leichteste von der Welt zu sein. Eine ausgeprägte Körpersprache und außerordentliche Bühnenpräsenz rundeten ein Rollenportrait ab, das vom Publikum zu Recht mit Ovationen bedacht wurde. Angelina/Cenerentola (Susanne Blattert) verzeiht großmütig sowohl ihren Stiefschwestern Clorinda (Sungmi Kim) und Tisbe (Tina Hörhold), als auch ihrem Stiefvater Don Magnifico (Dariusz Machej).
Klangbeispiel:
Susanne Blattert (Angelina/Cenerentola) und Ensemble
Daneben zu bestehen, war für die übrigen Protagonisten nicht gerade leicht. Trotzdem gelang es Thomas Laske als gewitzter Diener Dandini, Dariusz Machej als einfältiger Don Magnifico und Edgardo Zayas als distinguierter Don Ramiro, der Aufführung insgesamt ein musikalisch hohes Niveau zu verleihen. Auch Sungmi Kim (Clorinda) und Tina Hörhold (Tisbe) steuerten als "nervige" Töchter ihren Beitrag zu einer ausgezeichneten Aufführung bei. Nur die Stimme des kurzfristig für Raimund Fischer eingesprungenen Andreas Heichlinger als Erzieher des Prinzen, ließ einiges an dem "magischem" Ausdruck des Alidoro vermissen.
Der von Gabriele Pott einstudierte Chor der Wuppertaler Bühnen sorgte nicht nur für von Szenenbeifall begleitete Auftritte, sondern konnte auch durch vokale Präsenz auf sich aufmerksam machen.
Eine überaus mitreißende Inszenierung, spritzig präsentierte Musik und ein gutes Ensemble, gekrönt durch die erstklassige Cenerentola der Susanne Blattert. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Szenische Einstudierung
Ausstattung
Licht
Dramaturgie
Chor
SolistenAngelina (Cenerentola)Susanne Blattert
Clorinda
Tisbe
Don Ramiro
Dandini
Don Magnifico
Alidoro
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