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Die verkaufte Braut

Komische Oper in drei Akten
Text von Karel Sabina
Deutsch von Kurt Honolka
Musik von Bedrich Smetana

Premiere im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken am 12. Mai 2002


Homepage des Staatstheaters Saarbrücken
(Homepage)

Staub in allen Sälen

Von Sebastian Hanusa / Fotos von Bettina Stöß


Die Handlung ist alles andere als komisch. Der arme Kruschina hat seinem reichen Kumpel Mischa gegen Geld Tochter Marie verkauft - als Braut für dessen Sohn Hans. Dieser wiederum wird von seiner Stiefmutter vom elterlichen Hof vergrault und weiß sich nur mit einer bauernschlauen List die dann tatsächlich geliebte Marie zu verschaffen und die Konkurrenz des stotternden Halbbruders Wenzel auszustechen. Marie wird zur Ware degradiert und selbst der geliebte Hans hält es nicht für nötig, seine Braut über ihren vermeindlichen Verkauf und das listig gewonnene Heiratsversprechen zu informieren. Sie wird letztlich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Vergrößerung Die Brauteltern als Heinz und Hilde Becker.

Der Plot hat eher das Zeug zu einem kleinbürgerlichen Trauerspiel und Smetanas Untertitel "komisch" muß wohl - wie Regisseurin Karoline Gruber betont - eher sarkastisch verstanden werden. Leider blieb die sarkastische Schärfe in der Saarbrücker Produktion aus, misslang der Versuch einer abgründig-ironischen Lesart der vorgeblichen Spieloper: Einem augenscheinlich aktuellen Trend folgend war die Szene in ein Retro-Mix aus Versatzstücken der 50er bis 70er Jahre verlegt, und Saarland-konform wiesen die böhmischen Bauernstuben starke Heinz-Becker-Anklänge auf. Die Komödiantentruppe wurde in eine pelzhaarige Rockband verwandelt und ihr Auftritt in eine nur in der Person Muffs (Stefan Röttigs) wirklich überzeugendes Go-Go-Nummer. All dies ist mittlerweile weder sonderlich neu, noch war es originell oder geistreich gemacht.

Vergrößerung Das junge Glück!

Damit auch der letzte Zuschauer begreift, was mit Marie gespielt wird, musste noch eine symbolische Vergewaltigung während des Orchestervorspiels zum zweiten Akt eingebaut werden. Dieser Holzhammer mag vielleicht nötig gewesen sein, denn die Personenführung kam, so solide sie auch handwerklich gemacht war, selten über bekannte Klischees und einen arg konventionellen Stil hinaus. Einschränkend muss erwähnt werden, dass Rudolf Schasching, eigentlich für den Hans vorgesehen, direkt vor der Premiere gesundheitsbedingt ausfiel. Der Vorstellungsbeginn verzögerte sich um eine Stunde und der hervorragend disponierte Gast Stefan Vincke sprang kurzfristig ein. Dies mag die Ensemble-Leistung beeinträchtigt haben, aber auch einer der Gründe für die ennuyierende Wirkung der Aufführung gewesen sein.

Vergrößerung Zu guter letzt: Humor, der von Herzen kommt...

Eine besondere Schwachstelle der Produktion war Patrick Simper als Heiratsvermittler Kecal. Er überzeichnete jenen schmierigen Typen - von der Regie als ländlicher Zuhälter dargestellt - zu einer albernen Karikatur seiner selbst. Das war weder witzig, noch hatte es etwas von jenem schmierig-skrupellosen Schacher mit dem Liebesglück der jungen Leute. Auch stimmlich erklang wenig Ersprießliches: Die schwarze Tiefe von Simpers Stimme drohte in einer amorphen Bass-Resonanz unterzugehen, eine musikalische Ausgestaltung der Partie scheiterte zumeist an einer konturlosen Mittelage.

Musikalisch ließ der Rest des Ensembles wenig zu wünschen über. Neben dem schon erwähnten Stefan Vinke mit seinem kraftvollen und angenehmen Tenor fiel insbesondere Peggy Steiner als Marie auf. Seit Beginn der Spielzeit in Saarbrücken, ist es erfreulich, bei der jungen Sopranistin eine deutliche stimmliche Entwicklung festzustellen. Ihr Timbre scheint sich zunehmend abzurunden, ein Zuwachs an klangfarblicher Differenziertheit ist feststellbar. Ihre große Arie im dritten Akt wurde zu einem der wenigen Höhepunkte des Abends. Auch der Rest des Ensembles, sowie Orchester und der schon gewohnheitsmäßig gut einstudierte Chor boten eine solide, handwerklich einwandfreie Leistung.


FAZIT
Mehr verstaubte Klischees denn Sarkasmus und bittere Ironie lassen Karoline Grubers Verkaufte Braut zu einer ziemlich müden Nummer werden.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Markus R. Bosch

Inszenierung
Karoline Gruber

Bühne
Karel Spanhak

Kostüme
Henrike Bromber

Choreinstudierung
Andrew Ollivant

Dramaturgie
Alexander Jansen

Regieassistenz und Abendspielleitung
Christian Carsten


Der Opernchor des
Saarländischen Staatstheaters
Mitglieder des Extrachors
des Saarländischen Staatstheaters
Das Saarländische Staatsorchester



Solisten

*Besetzung der rezensierten Aufführung


Kruschina
Otto Daubner

Ludmila
Naira Glountchadze

Marie
Peggy Steiner

Micha
Volker Philippi

Háta
Sylvia Didam /
Maria Pawlus*

Wenzel
Rupprecht Braun

Hans
Rudolf Schasching /
Stefan Vincke*

Kecal
Patrick Simper

Direktor
Rudi Horstmann

Esmeralda
Elena Botschkova /
Hye-Sil Yoon

Muff
Stefan Röttig* /
Terence Vanden Berg


Weitere Informationen
Staatstheater Saarbrücken (Homepage)



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