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Staub in allen SälenVon Sebastian Hanusa / Fotos von Bettina Stöß
Der Plot hat eher das Zeug zu einem kleinbürgerlichen Trauerspiel und Smetanas Untertitel "komisch" muß wohl - wie Regisseurin Karoline Gruber betont - eher sarkastisch verstanden werden. Leider blieb die sarkastische Schärfe in der Saarbrücker Produktion aus, misslang der Versuch einer abgründig-ironischen Lesart der vorgeblichen Spieloper: Einem augenscheinlich aktuellen Trend folgend war die Szene in ein Retro-Mix aus Versatzstücken der 50er bis 70er Jahre verlegt, und Saarland-konform wiesen die böhmischen Bauernstuben starke Heinz-Becker-Anklänge auf. Die Komödiantentruppe wurde in eine pelzhaarige Rockband verwandelt und ihr Auftritt in eine nur in der Person Muffs (Stefan Röttigs) wirklich überzeugendes Go-Go-Nummer. All dies ist mittlerweile weder sonderlich neu, noch war es originell oder geistreich gemacht.
Damit auch der letzte Zuschauer begreift, was mit Marie gespielt wird, musste noch eine symbolische Vergewaltigung während des Orchestervorspiels zum zweiten Akt eingebaut werden. Dieser Holzhammer mag vielleicht nötig gewesen sein, denn die Personenführung kam, so solide sie auch handwerklich gemacht war, selten über bekannte Klischees und einen arg konventionellen Stil hinaus. Einschränkend muss erwähnt werden, dass Rudolf Schasching, eigentlich für den Hans vorgesehen, direkt vor der Premiere gesundheitsbedingt ausfiel. Der Vorstellungsbeginn verzögerte sich um eine Stunde und der hervorragend disponierte Gast Stefan Vincke sprang kurzfristig ein. Dies mag die Ensemble-Leistung beeinträchtigt haben, aber auch einer der Gründe für die ennuyierende Wirkung der Aufführung gewesen sein.
Eine besondere Schwachstelle der Produktion war Patrick Simper als Heiratsvermittler Kecal. Er überzeichnete jenen schmierigen Typen - von der Regie als ländlicher Zuhälter dargestellt - zu einer albernen Karikatur seiner selbst. Das war weder witzig, noch hatte es etwas von jenem schmierig-skrupellosen Schacher mit dem Liebesglück der jungen Leute. Auch stimmlich erklang wenig Ersprießliches: Die schwarze Tiefe von Simpers Stimme drohte in einer amorphen Bass-Resonanz unterzugehen, eine musikalische Ausgestaltung der Partie scheiterte zumeist an einer konturlosen Mittelage. Musikalisch ließ der Rest des Ensembles wenig zu wünschen über. Neben dem schon erwähnten Stefan Vinke mit seinem kraftvollen und angenehmen Tenor fiel insbesondere Peggy Steiner als Marie auf. Seit Beginn der Spielzeit in Saarbrücken, ist es erfreulich, bei der jungen Sopranistin eine deutliche stimmliche Entwicklung festzustellen. Ihr Timbre scheint sich zunehmend abzurunden, ein Zuwachs an klangfarblicher Differenziertheit ist feststellbar. Ihre große Arie im dritten Akt wurde zu einem der wenigen Höhepunkte des Abends. Auch der Rest des Ensembles, sowie Orchester und der schon gewohnheitsmäßig gut einstudierte Chor boten eine solide, handwerklich einwandfreie Leistung.
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ProduktionsteamMusikalische LeitungMarkus R. Bosch Inszenierung Bühne Kostüme Choreinstudierung Dramaturgie Regieassistenz und Abendspielleitung
Solisten*Besetzung der rezensierten AufführungKruschina Otto Daubner Ludmila
Marie
Micha
Háta
Maria Pawlus*
Wenzel
Hans
Stefan Vincke*
Kecal
Direktor
Esmeralda
Hye-Sil Yoon
Muff
Terence Vanden Berg
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- Fine -