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Hier spielt selbst die Kulisse mit
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Rudolf Finkes
Die Zauberflöte ist zwar eine überaus beliebte und populäre Oper, aber keineswegs eine einfache: Zwar sieht das Stück gewaltig nach Märchenoper aus, aber wer hier gut und wer böse ist, das können wohl weder Musikwissenschaftler noch Regisseure überzeugend beantworten. Der merkwürdige Perspektivwechsel weg von der (erst guten, dann bösen) Königin zum (erst bösen, dann guten) Sarastro lässt sich so einfach nicht wegkonstruieren (wer das nicht glaubt, der versuche doch einfach mal, seinen Kindern oder Enkeln die Handlung mit wenigen Worten zu erklären). Eine Zauberflöte für Kinder aufzuführen ist also ein tückisches Unterfangen. Ein Korb für den Vogelfänger: Papageno wird wegen Falschplauderei von der Dame der Königin betraft
In Eberhard Streuls Bearbeitung Papageno spielt auf der Zauberflöte wird das Problem zielstrebig umgangen: Weder die Königin noch Sarastro treten auf. Sie existieren nur im Hintergrund, und man erfährt irgendwie, dass Sarastro Pamina gefangen hält und nur dann freilassen will, wenn sie mit Tamino drei Prüfungen übersteht. Schuld an dem ganzen Theaterzauber ist übrigens der allgegenwärtige Herr Mozart, der schließlich (mit purer Willkür) auf der Opernbühne die Puppen respektive Sänger tanzen lassen darf, wie er möchte. So viel Rahmenhandlung reicht aber völlig aus; jetzt darf Papageno schalten und walten, und es gibt einigen Theaterzauber zu sehen. Ein Strick für den Vogelfänger: Auf der Flucht werden Pamina und Papageno von dem finsteren Ganoven Monostatos und seinen Handlangern überrascht
Natürlich ist die Musik gekürzt; immerhin werden (vom Klavier begleitet) eine Reihe von Arien und Ensembles angespielt. Das Stück kommt mit drei Sängern (Jochen Bauer als Papageno, Thomas Heyer als Tamino und Monostatos sowie Alexandra Rieger als Pamina, Papagena und eine der drei Damen) aus, und es werden auch einige Passagen des Originaltextes gesprochen. In der Inszenierung von Bettina Lell fügt sich das zu einer runden Sache zusammen: Eine ausgewogene Mischung aus Märchen, kindgerechter Einführung in die Oper und vor allem buntem und sehr humorvollem Theater. Die Kinder aus dem Publikum werden in das Spiel einbezogen als Schlange, die den Wanderer Tamino (mit Rucksack und Kompass) jagt; als Gehilfen des Ganoven Monostatos, der Pamina und Papageno einfangen will; als Begleiter des hohen Paares bei Feuer- und Wasserprobe. Der geschickte Tempowechsel in der Inszenierung macht es aber auch möglich, dass auch die kleineren Kinder (die Aufführung ist für Kinder ab 5 Jahren gedacht) immer wieder konzentriert der Musik zuhören können. Ein Weib für den Vogelfänger: Papageno darf endlich seine Papagena in den Armen halten
Die Regie besticht auch in ihrer Liebe zum Detail. Da gibt es wandernde Bäume und Türme, glühende Augen in der Dunkelheit und vieles mehr. Auch Erwachsene und versierte Opernbesucher kommen auf ihre Kosten, und man wünschte sich einmal so viel fast überbordende Phantasie für eine richtige Inszenierung der Zauberflöte: In diesem Stück scheint selbst die Pappkulisse zu leben und mitspielen zu wollen. Sehr engagiert singen und spielen die Darsteller, allen voran Jochen Bauer als Papageno. Allein Askan Geisler, der als Mozart am Klavier begleitet, dürfte die Zahl der falschen Töne noch etwas reduzieren. Das aber fällt angesichts einer sonst fast perfekten Aufführung kaum ins Gewicht.
Für Opernliebhaber mit Kindern ein Muss. Für Opernliebhaber ohne Kinder eigentlich auch. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme Solisten*Besetzung der PremiereMozart Askan Geisler
Papageno
Pamina
Tamino
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