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La clemenza di Scipione
Opera seria in drei Akten
nach einem anonymen Libretto
Musik von Johann Christian Bach

Konzertante Aufführung

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Einmaliges Gastspiel der "Festlichen Tage alter Musik", Knechtsteden
im Theater Mönchengladbach am 25. September 2000 und
im Theater Krefeld am 27. September 2000
(Erstaufführung in Knechtsteden am 23. September 2000)

Homepage der Theater Krefeld Mönchengladbach
(Homepage)

Eine musikalische Offenbarung

Von Gerhard Menzel



Johann Christian Bach, der nach einer Laufbahn als Kirchenmusiker in Mailand in nur zwei Jahren mit seinen Werken zu einem regelrechten "Opernstar" in Italien avancierte, wurde im Jahre 1762 nach London engagiert, das zu seiner Wahlheimat wurde. Nach seinen Erfolgen am King's Theatre blieb er bis zu seinem Tod 1782 ein fester Bestandteil des Londoner Musiklebens.

Bei der 1778 in London uraufgeführten Oper La clemenza di Scipione vertonte Bach ein anonymes Libretto, das nach dem Stile Pietro Metastasios gearbeitet war. Die Handlung, die das mildtätige Wirken des Feldherrn Scipio lobt und in allegorischer Form den damaligen absolutistischen Herrschern als Vorbild dienen sollte, verläuft geradlinig, die Rezitative sind vergleichsweise kurz und mit nur etwas über zwei Stunden Musik ist auch die Aufführungsdauer dieser Oper nicht besonders lang.

Neben der Beteiligung eines eigenständigen Chores in allen drei Akten (also nicht von den Solisten gesungen) fällt vor allem das Fehlen von jeglichen da-capo- und dal-segno-Arien auf, was dem ansonsten der "alten" Opera seria-Tradition verpflichteten Werk "moderne" Züge gibt.

Der subtile Einsatz der paarweise besetzten Holzbläser (Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott), die differenzierte Instrumentation des Orchesterparts und die kunstvoll gestalteten Vokalpartien weisen Johann Christian Bach als exzellenten und einfallsreichen Komponisten aus.

Dass diese Oper seit 1778 nun erstmals vollständig aufgeführt werden konnte (die erste Aufführung dieser Produktion fand am 23.9.2000 im Rahmen der 'Festlichen Tage Alter Musik in Knechtsteden' statt), ist vor allem Ernest Warburton zu verdanken, der das Aufführungsmaterial von La clemenza di Scipione herausgab. Dazu musste er die Secco-Rezitative allerdings neu komponieren, da das Autograph verschollen ist und die Druckfassung der Partitur - der zeitgenössischen Praxis entsprechend - keine Secco-Rezitative enthält. Auch die Trompeten- und Paukenstimmen der Ouvertüre wurden von ihm einfühlsam rekonstruiert.

Dass man immer wieder zu glauben meint, ein frühes Werk von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören, ist nicht verwunderlich, schließlich trafen sich Johann Christian Bach und Mozart nicht nur im Jahre 1765 in London (der 30 Jahre alte Bach war zu diesem Zeitpunkt schon eine "Berühmtheit", während Mozart als neunjähriges "Wunderkind" auf Europatournee war), sondern auch noch 1778 in Paris. Bachs Musik muss Mozart sehr beeindruckt haben, da sich in Mozarts Kompositionen immer wieder Anklänge an dessen "Stil" wiederfinden. Besonders ohrenfällig wird dieses in der Arie der Konstanze "Martern aller Arten" aus der Entführung aus dem Serail (1782), deren "Vorbild" in der Arie der Arsinda "Infelice! In van m'affanno" ("Ich Unglückliche! Vergeblich sind meine Qualen") mit obligater Flöte, Oboe, Violine und Violoncello aus Bachs vier Jahre früher uraufgeführten Oper La clemenza di Scipione unverkennbar ist.

Szenenfoto Aber nicht nur die Musik von Johann Christian Bach stellte sich als ganz hervorragend heraus, sondern auch deren fantastische Interpretation durch Hermann Max und seine beiden Ensembles, die Rheinische Kantorei und das Barockorchester ‚Das kleine Konzert'.

Max favorisiert einen hellen, strahlenden Klang, sowohl im Orchester, wie auch bei den leichten und schlank geführten Stimmen. Transparenz und Homogenität zeichneten nicht nur die lyrischen Momenten aus, sondern auch die zahlreichen dramatischen Ausbrüche, die kraftvoll und mit ungeheurer Intensität ausmusiziert wurden. Auch die Solisten Markus Schäfer, Linda Perillo, Christine Wolff, Hans Jörg Mammel und besonders Jörg Waschinski in der Sopranpartie des Luceio präsentierten sich als homogenes und ausdruckstarkes Ensemble.



FAZIT
Eine fantastische Präsentation eines interessanten Werkes der Opernliteratur.

Das Konzert am 25.9.2000 im Theater Mönchengladbach wurde von WDR aufgezeichnet und soll am 21. Januar 2001 um 20.05 Uhr auf WDR 3 im Radio gesendet werden.
Außerdem ist geplant, diese Produktion als CD herauszugegeben.
Darauf kann man sich nur freuen!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hermann Max


Rheinische Kantorei

Das kleine Konzert


Solisten

Scipio
Markus Schäfer

Arsinda
Linda Perillo

Idalba
Christine Wolff

Luceio
Jörg Waschinski

Marzio
Hans Jörg Mammel


Weitere Informationen
Theater Krefeld Mönchengladbach
(Homepage)




Da capo al Fine

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