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La vera costanza

Dramma gioscoso per musica
Libretto von Francesco Puttini
Musik von Josef Haydn

In italienischer Sprache

In Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Fachbereich Musik und darstellende Kunst

Premiere im Pfalztheater Kaiserslautern am 10.Mai 2001



Logo: Pfalztheater Kaiserslautern

Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)

Die „Beständigkeit“ in schnellen Schnitten

Von Sebastian Hanusa / Fotos vom Pfalztheater Kaiserslautern



Für Haydns „La vera constanza“ – deutsch „Die wahre Beständigkeit“ – hat Librettist Francesco Puttini auf eine von Boccaccios Dekameron-Novellen zurückgegriffen, in der ein adeliger Herr die „Beständigkeit“ seiner aus ärmsten Verhältnissen stammende Ehefrau mittels Demütigungen und vorgetäuschten Ermordungen der gemeinsamen Kinder erfolgreich erprobt, ehe es zum abschließenden Happy End kommt. Dass der Librettist einen Teil der Handlung vor den Beginn der Oper gelegt hat und das Libretto selbst mit einer Reihe buffonesker Nebenhandlungen ausgeschmückte, macht das Stück nicht nur zu einem Vertreter der „Opera semiseria“, sondern lässt die leicht konstruierte Vorlage erheblich an Bühnentauglichkeit gewinnen. Es macht gar nichts aus, dass die „ernste“ Handlung von einer dichten, schnell fortschreitenden Szenenfolge ein wenig verdeckt wird, dass ein munterer Reigen von Liebes- und sonstigem Durcheinander mehr die theatralische Konstellationen skizziert, als dass tiefgründige Psychologie betrieben würde.

Vergrößerung Es gab bösartige Kleinadelige...

Über die schnellen Schnittfolgen und unterstützt durch ein hervorragend harmonierendes Ensemble gelingt es Axel Kresin, einen geistreichen Ton und einen empfindsam-ironischen Gestus der Inszenierung zu finden. Die Sängerinnen und Sänger aus der Opernklasse von Claudia Eder – die Produktion entstand in Kooperation mit dem Musikbereich der Universität Mainz – reagieren sicher und überzeugend auf die schnell wechselnden Situationen und Stimmungen. Aus dem geschlossenen Gesamtergebnis darf auf eine angeregte Probenarbeit geschlossen werden.

In klassisches Rokoko gewandet wird eine quadratische, schräg gestellte Bühne bespielt, die gleichzeitig ein übergroßer, eingerissener und beschriebener Briefbogen mitsamt Federhalter ist und die sowohl symbolisch „gelesen“ als auch munter bespielt werden kann. Nur an einigen Stellen wurde etwas zuviel umhergelaufen, die Bühne rappelte dann lautstark, und man hatte Angst, das jemand vom Podest fällt.

Vergrößerung ... jagende Kleinadelige...

Dem regen Geschehen hat Josef Haydn eine wundervoll differenzierte, klar formulierte Musik untergeschoben, die ihr interpretatorisches Äquivalent im Dirigat von Michael Hofstetter, dem Zusammenspiel von Ensemble und musikalischem Leiter fand. Leider wird das Orchester aus Studenten der Mainzer Universität Haydns Esprit wenig gerecht, relativ oft waren Ungenauigkeiten in dieser so auf Präzision angelegten Musik zu hören. Besonders die Holzbläser waren mitunter auf der Suche nach der Intonation.

Vergrößerung und liegende Paare in dieser Oper.

Bezüglich der Sänger war es interessant zu hören, wie die gemeinsame Lehrerin in Stimmführung und Timbre ihrer Schülerinnen und Schüler hörbar war. Die Stimme mit der dramatischsten Anlage bei gleichzeitig sehr einheitlichem, wohlklingendem Timbre hatte Stephanie Renda als Baronesse Irene, überdies überzeugte sie mit einem grandiosen, rollenkonformen Divenhabitus. Thomas Jakobs als Marchese Ernesto fiel mit etwas steifem Spiel – er führte den Degen etwas ungelenk - und einem sehr scharfen Ton in der Stimme an ihrer Seite etwas ab. „Rosina“ Dorothea Marx steigerte sich im Verlauf der Oper, durchweg überzeugend waren ihre lyrischen Passagen, die dramatischen Gesten mußte sie sich anscheinend erst frei singen. Ähnliches kann man für Thomas Löffler als Conte Errico sagen, sowohl in sängerischer als auch in schauspielerischer Hinsicht. Auch wenn die Rolle des Grafen eine Vielzahl innerer und äußerer Wirrnisse birgt, schien der latente Irrsinn in seinem Auftreten um Nuancen zu stark. Bei Nicole Becker als Lisetta war jeder Blick eine theatralische Offenbarung, alles Gesungene traf den buffonesken Ton ihrer Rolle, sie führte ihre Stimme mit einer selbstverständlich wirkenden Leichtigkeit. Dem gegenüber trat Michael Zahn mit einem eruptiven Baß auf, spielte mit Witz die dankbare Rolle des Wurzen, José Wolf als Masino hat eine lyrische, schöne Stimme, die sicher noch ein größeres Entwicklungspotenzial in sich birgt.


FAZIT
Eine geist- und temporeiche Produktion mit rokokoeskem Esprit. Nur das Orchester fällt neben der gelungenen Arbeit von Ensemble und Produktionsteam ab.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Michael Hofstetter

Inszenierung
Axel Kresin

Bühne
Martin Reszler

Kostüme
Annette Hereaus

Dramaturgie
Karin Holzmann

Musikalische Assistenz
Andreas Arnecke

Regieassistenz und Abendspielleitung
Katharina Daboul



Instrumentalsolisten
des Fachbereichs Musik der
Johannes Gutenber-Universität
Mainz


Solisten

*Besetzung der rezensierten Aufführung


Conte Errico
Thomas Löffler

Rosina
Dorothea Marx*
Rona Izrael

Baronesse Irene
Stephanie Renda*
Franziska Beurle

Marchese Ernesto
Thomas Jakobs*
Marc Dostert

Villotto
Michael Zahn*
Bum Suk Yan

Lisetta
Nicole Becker*
Won Huh

Masino
José Wolf*
Roland Furch


Weitere Informationen
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Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)




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