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Die Beständigkeit in schnellen Schnitten
Von Sebastian Hanusa
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Fotos vom Pfalztheater Kaiserslautern
Über die schnellen Schnittfolgen und unterstützt durch ein hervorragend harmonierendes Ensemble gelingt es Axel Kresin, einen geistreichen Ton und einen empfindsam-ironischen Gestus der Inszenierung zu finden. Die Sängerinnen und Sänger aus der Opernklasse von Claudia Eder die Produktion entstand in Kooperation mit dem Musikbereich der Universität Mainz reagieren sicher und überzeugend auf die schnell wechselnden Situationen und Stimmungen. Aus dem geschlossenen Gesamtergebnis darf auf eine angeregte Probenarbeit geschlossen werden.
In klassisches Rokoko gewandet wird eine quadratische, schräg gestellte Bühne bespielt, die gleichzeitig ein übergroßer, eingerissener und beschriebener Briefbogen mitsamt Federhalter ist und die sowohl symbolisch gelesen als auch munter bespielt werden kann. Nur an einigen Stellen wurde etwas zuviel umhergelaufen, die Bühne rappelte dann lautstark, und man hatte Angst, das jemand vom Podest fällt.
Dem regen Geschehen hat Josef Haydn eine wundervoll differenzierte, klar formulierte Musik untergeschoben, die ihr interpretatorisches Äquivalent im Dirigat von Michael Hofstetter, dem Zusammenspiel von Ensemble und musikalischem Leiter fand. Leider wird das Orchester aus Studenten der Mainzer Universität Haydns Esprit wenig gerecht, relativ oft waren Ungenauigkeiten in dieser so auf Präzision angelegten Musik zu hören. Besonders die Holzbläser waren mitunter auf der Suche nach der Intonation.
Bezüglich der Sänger war es interessant zu hören, wie die gemeinsame Lehrerin in Stimmführung und Timbre ihrer Schülerinnen und Schüler hörbar war. Die Stimme mit der dramatischsten Anlage bei gleichzeitig sehr einheitlichem, wohlklingendem Timbre hatte Stephanie Renda als Baronesse Irene, überdies überzeugte sie mit einem grandiosen, rollenkonformen Divenhabitus. Thomas Jakobs als Marchese Ernesto fiel mit etwas steifem Spiel er führte den Degen etwas ungelenk - und einem sehr scharfen Ton in der Stimme an ihrer Seite etwas ab. Rosina Dorothea Marx steigerte sich im Verlauf der Oper, durchweg überzeugend waren ihre lyrischen Passagen, die dramatischen Gesten mußte sie sich anscheinend erst frei singen. Ähnliches kann man für Thomas Löffler als Conte Errico sagen, sowohl in sängerischer als auch in schauspielerischer Hinsicht. Auch wenn die Rolle des Grafen eine Vielzahl innerer und äußerer Wirrnisse birgt, schien der latente Irrsinn in seinem Auftreten um Nuancen zu stark. Bei Nicole Becker als Lisetta war jeder Blick eine theatralische Offenbarung, alles Gesungene traf den buffonesken Ton ihrer Rolle, sie führte ihre Stimme mit einer selbstverständlich wirkenden Leichtigkeit. Dem gegenüber trat Michael Zahn mit einem eruptiven Baß auf, spielte mit Witz die dankbare Rolle des Wurzen, José Wolf als Masino hat eine lyrische, schöne Stimme, die sicher noch ein größeres Entwicklungspotenzial in sich birgt.
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ProduktionsteamMusikalische LeitungMichael Hofstetter
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Dramaturgie
Musikalische Assistenz
Regieassistenz und Abendspielleitung
Solisten*Besetzung der rezensierten AufführungConte Errico Thomas Löffler
Rosina
Rona Izrael
Baronesse Irene
Franziska Beurle
Marchese Ernesto
Marc Dostert
Villotto
Bum Suk Yan
Lisetta
Won Huh
Masino
Roland Furch
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- Fine -