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Arabella
Lyrische Komödie in drei Aufzügen
Musik von Richard Strauss
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal

Premiere im Pfalztheater Kaiserslautern am 10.Juni 2001



Logo: Pfalztheater Kaiserslautern

Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)

Misslungener Saisonabschluss mit Arabella

Von Sebastian Hanusa / Fotos von Foto Heieck



Arabella ist eine – komische - Oper über zwei Schwestern in der morbiden Spätzeit der österreichischen KuK-Monarchie, aber Wolfgang Quetes – Intendant des Pfalztheaters - hat das Stück zu einer flügellahmen, geistlosen Operette degradiert. Walzertakt und Wiener Lokalkolorit sind zwar allgegenwärtig, nur werden diese Mittel von Strauss und seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal verwendet, um eine Gesellschaft zu zeichnen, die während sie sich im Taumel seliger Operetten-Melodien wiegt, im Begriff ist, an ihren inneren Widersprüchen auseinander zu brechen. Die alte österreichische Aristokratie hat in jenen 1860ziger Jahren nur noch pro forma die Geschicke des Vielvölkerstaats in den Händen. Während soziale und nationale Spannungen das Ende der Monarchie ankündigen, berauscht man sich in Ballnächten an beseligenden Melodien.

Vergrößerung Weder nette Kostüme...

Rittmeister a.D. von Waldner ist der Spielsucht erlegen, seine Frau leistet sich okkulte Extravaganzen: Die Familie ist hochverschuldet, so dass der finanzielle und soziale Ruin droht. Dies führt zu der perversen Situation, dass die ältere Tochter Arabella unbedingt „gewinnbringend“ verheiratet werden muss, die jüngere Zdenka in der Gesellschaft nicht als Mädchen ausgestattet werden kann und in Jungen-Kleidern als kleiner Bruder „Zdenko“ ausgegeben wird. Nicht, dass Strauss und Hofmannsthal ein naturalistisches Trauerspiel geschrieben hätten. Aber auch eine komische Handlung benötigt einen konkreten dramatischen Konflikt, sofern es sich nicht nur um Klamauk handeln soll. Dieses schließt Strauss´ hochkomplexe Musik ebenso aus wie die differenzierten Charakterzeichnungen der Hauptfiguren. Aber indem Regisseur Quetes beides zugunsten oberflächlicher Heiterkeit ignoriert, produziert er pure Langeweile. Weder eine Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Situation und deren Relevanz für die heutige Zeit noch mit den dargestellten Charakteren findet in der Inszenierung ihren Niederschlag. Gerade dies würde dem Geschehen Leben einhauchen, komödiantischen Witz erzeugen. Statt dessen wird ein abgegriffenes Regie-Klischee an das nächste gereiht, sofern wird auf inszenatorische Arbeit nicht ganz verzichtet wird. In der Ballszene des zweiten Aktes steht der Chor fast unbeteiligt auf der Bühne - man denkt, er wartet auf die Straßenbahn, statt dass er einem gesellschaftlichen Skandal bewohnt –, während die Sänger ein beschränktes Repertoire an Verlegenheits-Gesten präsentieren. Man hat nicht den Eindruck, dass an den einzelnen Rollen viel gearbeitet worden wäre, da sich keine ersichtliche Verbindung zwischen dem Agieren auf der Bühne, der Musik und der Handlung einstellt.

Vergrößerung ...noch erregte Zwiesprache...

Die enge Zusammenarbeit zwischen Richard Strauss und seinem Librettisten Hofmannsthal hat eine engstmögliche Verzahnung von Text und Musik zur Folge. In der Kaiserslauterer Produktion hat der Ausfall der Inszenierung daher auch negative Rückwirkung auf die Musik. Das Orchester unter Leitung seines GMDs Francesco Corti spielt die extrem anspruchsvolle Partitur mit einer bewundernswürdigen Genauigkeit. Auch wenn man sich mitunter etwas mehr Gelöstheit der Interpretation gewünscht hätte, fiel wieder einmal dieses vermeindlich „kleine“ Orchester mit einem geschlossenen, sehr engagierten Auftreten auf. Nur fehlen - bis auf wenige Ausnahmen - in Arabella die großen, romantischen Linien, wie sie sich noch im zwanzig Jahre älteren Rosenkavalier finden. Selbst die Walzer-Klänge sind gebrochen, bilden nur noch die Folie einer sich auflösenden Musiksprache. Während die spannenden Momente dieser musikalischen Schnittstelle keinerlei szenische Beachtung gefunden haben, haben die Walzerreste nicht mehr genug Kraft gehabt um wenigstens etwas Operetten-Seligkeit in das Pfalztheater zu zaubern. Die vielfältigen, komplex verwobenen musikalischen Gesten greifen ins Leere, da ihnen das szenische Äquivalent vollkommen fehlt.

Vergrößerung ...können Arabella glücklich machen.

Auch die sängerischen Leistungen boten nicht durchweg Grund zur Freude. Überzeugen konnten die Sängerinnen als Arabella, Zdenka und Adelaide, die jede auf ihre Art stimmlich voll überzeugt haben. Während Andras Becker als Graf Waldner mit solider stimmlicher wie szenischer Leistung das gängige Bild dieses spielsüchtigen Durchschnittsvaters ausfüllen konnte, war Peter Kovacs als Mandryka ein totaler Ausfall. Er war der anspruchsvollen Partie einfach nicht gewachsen. Auch Stefan Vinke als Matteo bot wenig Grund zur Freude – sein Gesang war vollkommen indifferent, er sang mit unbeweglicher, fester Stimme ohne dass man von einer wahrnehmbaren Gestaltung sprechen könnte. Da half es nicht mehr, dass in den Nebenrollen Beachtliches zu hören war, dass Klaus Teepe ein unspektakuläres, aber ansprechendes Bühnenbild gebaut hatte.


FAZIT
Leider schließt die Saison in Kaiserslautern mit der bei weiten schlechtesten Produktion einer ansonsten gelungenen Spielzeit.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Francesco Corti

Inszenierung
Wolfgang Quetes

Bühne
Klaus Teepe

Kostüme
Götz Lanzelot Fischer

Choreinstudierung
Ulrich Nolte

Dramaturgie
Karin Holzmann

Musikalische Assistenz
Ulrich Pakusch

Regieassistenz und Abendspielleitung
Heide Stock



Chor und Statisterie
des Pfalztheaters
Orchester des Pfalztheaters


Solisten

*Besetzung der rezensierten Aufführung


Graf Waldner
Andreas Becker

Adelaide
Susan Mclean

Arabella
Anna-Katharina Behnke
Turid Karlson*

Zdenka
Violetta Kowal

Mandryka
Peter Kovacs

Matteo
Bernd Gilman
Stefan Vinke*

Graf Elemer
Bernd Gilman*
Jochen Schäfer
Stefan Vinke

Graf Dominik
Mathias Mann

Graf Lamoral
Christian Tschelebiew

Fiaker-Milli
Carmen Acosta
Hlín Pétursdottir*

Eine Kartenaufschlägerin
Gaby May
Geertje Nissen*

Welko
Hubertus Bohrer

Djura
Carlos Andueza

Jankel
Anatoli Bortscharnikow

Ein Zimmerkellner
Bernhard Schreurs

Spieler
Alois Eckes / Eric Erlandsen
Jacek Jacunski / Jan Szatkowski


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Pfalztheater Kaiserslautern
(Homepage)




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