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Ein starkes StückVon Gerhard Menzel / Foto von Klaus Lefebvre
Dabei benutzte Spohr für seine Oper nicht Goethes Dramatisierung des damals "modernen" Faust-Stoffes (dessen Werk von 1806 sich um 1816 noch nicht etabliert hatte), sondern das Libretto des einflussreichen Wiener Journalisten und Literaten Josef Karl Bernard. Vor allem durch seine Umarbeitung des Stückes von der ursprünglich zweiaktigen "romantischen Oper" im Stil des in Wien seinerzeit erfolgreichen volkstümlichen Singspiels mit gesprochenen Dialogen (UA 1816) zur dreiaktigen "großen romantischen Oper" mit auskomponierten Rezitativen (1852), die auch der Kölner Produktion zu Grunde liegt, stellt dieser Faust ein großen Schritt dar, von der musikalischen Welt Mozarts und Cherubinis hin zu Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer.
Klangbeispiel: aus Nr. 13 Chor, Rezitativ und Anfang der Kavatine des Röschen (Banu Böke)
Ralf Weikert präsentierte mit dem Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker - trotz einiger "Wackler" zwischen Bühne und Graben - eine erstaunlich gute, engagierte und klanglich ausgefeilte Interpretation von Spohrs stark motivgeprägten und instrumentatorisch farbigen Komposition. Neben den das Werk dominieren Ensembleszenen, in denen sich auch der von Horst Meinardus einstudierte Chor profilieren konnte, sorgten vor allem einige Soloszenen für erhöhte Aufmerksamkeit. Neben dem fast ständig präsenten Protagonistenduo Mel Ulrich (Faust) und Gidon Saks (Mephistofeles) sangen sich vor allem Regina Schörg als Kunigunde und Banu Böke als Röschen in die Herzen des Publikums.
Eine begeisternde musikalische Interpretation alleine macht allerdings noch keine gelungene Opernproduktion aus - wie man ja immer wieder feststellen kann. Dass dieser Faust aber so einen überzeugenden Eindruck hinterlässt, ist eben auch dem Inszenierungsteam um Torsten Fischer (Bühne: Herbert Schäfer, Kostüme: Dietlind Konold, Licht: Hans Toelstede) zu danken.
Weniger war auch in diesem Falle wieder einmal mehr. Das von Herbert Schäfer entworfene Bühnenbild wurde dominiert von einer riesigen Treppenkonstruktion, die sowohl schnelle Auf- und Abgänge des Chores gewährleistete, als auch, dank der ausgeklügelten Lichtregie von Hans Toelstede, für die jeweils notwendige Atmosphäre sorgte. Es gab zwar reichlich viel Nebel, aber die geschickt durch eine Vorhang-Blendentechnik, unterschiedliche Spielebenen und nur wenige Requisiten ermöglichten schnellen Szenenwechsel sorgten für eine spannende, oft auch ironisch gefärbte, dramatische Entwicklung des Geschehens.
Die schon musikalisch vorgegebene "Verwandschaft" von Faust und seinem schwarzgeflügelten alter ego Mephistopheles, die von Spohr beide mit Baritonen besetzt sind, wird durch die Personenführung von Torsten Fischer noch unterstrichen. Mel Ulrich (Faust) und Gidon Saks (Mephistofeles) warten zwar mit unterschiedlich timbrierten und damit rollendeckenden Stimmen auf, lassen zuweilen allerdings etwas an Durchschlagskraft vermissen. Trotzdem wirkte ihre darstellerische Präsenz überzeugend.
Klangbeispiel: Nr. 20 Finale (Ende)
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht
Chor
Solisten
Faust
Mephistofeles
Röschen
Graf Hugo
Kunigunde
Gulf
Franz
Sycorax
Kaylinger
Wohlhaldt
Wagner
Moor
* Mitglied des Kölner Opernstudios
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- Fine -