Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
Musical ohne Musik
Von Anne-Kathrin Koch
/
Fotos von Olaf Struck
Im Zuge des frischen Winds, der durch das Theater Hagen seit dieser Saison weht, gestaltete sich der Abend vorerst als äußerst interessant: Eine halbe Stunde vor Aufführungsbeginn fand eine informative Einführung in das Stück und die Inszenierung statt. In Kürze wurde erklärt, dass die gesprochene Sprache als nicht konstruierte, sondern als lebendiges Kommunikationsmittel im Verlauf des Stückes thematisiert sei. Das Publikum solle gespannt auf den eigentlich offenen Schluss achten, der in Hagen besonders inszeniert sei. Mit hohen Erwartungen betraten wir den fast ausverkauften Saal und ließen uns in die Welt des Sprachforschers Higgins entführen. Aufwendige Kulissen und traumhafte Kostüme, die symbolisch den Unterschied zwischen arm und reich deutlich zeigten, machten uns den Einstieg in das Stück leicht. Doch das, was vorher in zehn Minuten erläutert war, zog sich in der absolut ungekürzten Fassung über dreieinhalb Stunden.
Wie in der Einführung schon betont wurde, ging es nur um die Sprache. Gesungene Texte wären wohl fehl am Platz gewesen, auch wenn die meisten Zuschauer in Erwartung der bekannten "Schlager" ins Theater gekommen sind. Doch das wurde durch besonders humoristische Texteinlagen und bewundernswerten Tänzen ausgeglichen. Im Falle der Eliza (Birge Funke) war das Fehlen des Gesangs sicherlich auch gut, denn die wenigen Töne, die von ihren Lippen kamen, klangen nicht gerade überzeugend. Ihre schauspielerischen Leistungen hingegen waren brillant. Äußerst charmant erst im berlinerischen Dialekt und später hochdeutsch spielte sie ihre Rolle sehr überzeugend. Ihre Ausstrahlung bestimmte das Stück. Wie auch die anderen Darsteller wohl eher nach diesen als den musikalischen Fähigkeiten ausgesucht waren. So mimte Werner Hahn alias Higgins den Sprachprofessor mit einer überaus deutlichen und gut artikulierten Sprache. Da er nur im Sprechgesang blieb, konnte man seine sängerischen Qualitäten schlecht bewerten. Das gilt zu weiten Teilen für den Rest des Ensembles. Zu erwähnen wäre noch der Chor, der mit einer hohen Klanqualität, präziser Aussprache und exakten Einsätzen glänzte.
Wäre das Philharmonische Orchester Hagen unter der Leitung von Antony Hermus nicht da gewesen, hätte man wirklich von einem Musical ohne Musik sprechen können. Doch die Musiker glichen die eher trockenen Handlungen auf der Bühne mit einer sehr schwungvollen Interpretation der Musik von Frederick Loewe aus. Vor allen Dingen Lautstärke bestimmte den Abend. Feinere dynamische Nuancen wären auch im "Mitgeklatsche" des Publikums untergegangen. Leider übertönten die Musiker somit aber die gesprochenen Texte. Doch das war eher ein Manko der nicht-singenden und somit zu leisen DarstellerInnen.
Das Publikum war sicherlich anfangs überrascht und vermisste eventuell die Lieder, aber um so heftiger wurde bei den orchestralen Zwischenspielen rhythmisch mitgeklatscht. Nach der Umstellung auf ein "Schauspiel" wurde auch viel gelacht und am Schluss für alle DarstellerInnen heftig applaudiert. Bravo-Rufe gab es für Eliza (Birge Funke), Higgins (Werner Hahn) und das Orchester. Aber viele verließen den Saal recht zügig aufgrund der langen Sitzerei.
|
ProduktionsteamInszenierungFrank-Bernd Gottschalk Dramaturgie Uta Schmidtsdorff
Musikalische Leitung
Choreographie
Ausstattung
Choreinstudierung
SolistenEliza Doolittle Birge Funke/ Elvira Soukop
Prof. Henry Higgins
Oberst Pickering
Freddy Eynsford-Hill
Mrs. Eynsford-Hill
Mrs. Higgins
Mrs. Pearce
Alfred P. Doolittle
Harry
Jamy
1. Obsthändler/ Mann aus Boxton
2. Obsthändler/ Polizist
3. Obsthändler/ Mann aus Selsey
4. Obsthändler/ Ein anderer Zuschauer
Zuschauer
Kneipenwirt/ Barmixer
Ärgerliche Frau/ Mrs. Hopkins
Butler
Lord Boxington
Lady Boxington
Blumenmädchen
Mrs. Higgins Zofe
|
- Fine -