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Programmheft Der kleine Horrorladen
New Musical in 2 Akten, 7 Szenen
Musik von Alan Menken
Buch und Liedertexte von Howard Ashman
Nach dem Film von Roger Corman

Premiere am 5. November 2000
im Musiktheater Gelsenkirchen


Logo:  Schillertheater NRW

Schillertheater NRW
(Homepage)

Die Fiese Mama vom Mindener Musical-Stern

Von Markus Bruderreck / Fotos von Rudolf Finkes


Von Saison zu Saison, wenn die neuen Spielpläne erscheinen, hofft der Opernfreund. Er hofft, dass das Gelsenkirchener Musiktheater, auch "Schillertheater NRW" genannt, einstmals wieder relevantes Musiktheater machen wird, das den Besuch lohnt. Den Gipfel der Langeweile und Einfallslosigkeit haben die Gelsenkirchener mit ihrem diesjährigen Programm erklommen. Intendant Ludwig Baum setzt auf die ollen, wenngleich auch wohlschmeckenden Mozart-Kamellen Hilsdorfs - Innovation? Null! Da kann man nur polemisch werden und hoffen, dass es unter neuer Leitung nächstes Jahr endlich vorwärts geht. Einstweilen muss noch ein Musical Geld heranschaffen, dass Gelsenkirchen natürlich nicht allein auf die Beine bringen konnte: "The Little Shop of Horrors", "Der kleine Horrorladen". Die Produktion vom Stadttheater Minden, Schillertheater und der "musical unltd. - Jürgen Morche Produktion" allerdings hat es in sich, ist hoch professionell und temporeich.

Szenenfoto Foto links:
Die drei Nachbarsmädchen in Aktion: Valerie Simmonds, Jessika Bierik und Angela Hercules Joseph

Die Story des abgedrehten Stücks: Im armseligen, verkommenen Blumenladen von Mr. Mushnick in New York arbeiten Audrey und Seymour, beides vom Schicksal eher gemiedene Charaktere. Als Mushnick ihnen wegen chronischer Geldknappheit kündigen will, bringt Seymour seine Neuerwerbung, die er von einem alten Chinesen erstanden hat. Die matschige, häßlich aussehende Pflanze wird "Audrey Zwo" getauft und ins Fenster gestellt. Bald "floriert" das Geschäft, und Seymour entdeckt, das "Audrey Zwo" erst so richtig lebendig wird, wenn er sein Blut für sie gibt. Bald reichen seine Ressourcen nicht mehr, er muss für handfesten Nachschub sorgen. Der erste, der an "Audrey Zwo" verfüttert wird, ist der Freund der "echten" Audrey, der sadistische Zahnarzt Scrivello, der sich vor seinen Wurzelbehandlungen mit Lachgas in die rechte Stimmung bringt. Schließlich verschlingt "Audrey Zwo" auch Mr. Mushnick, das Gröbste jedoch kann Seymour verhindern: Dass auch Audrey der Pflanze zum Opfer fällt. Zum Schluss dürfen er und Audrey ihren kleinen, spießigen Kleinbürgertraum verwirklichen: Happy End in der Reihenhaussiedlung.

Szenenfoto Foto rechts:
Noch scheint die Wwelt in Ordnung: Audrey (Jutta Habicht), Mr. Gravis Mushnick (Jürgen Morche) und Seymour Krelbourn (Christoph Banken) sind begeistert über den Erfolg mit Audrey Zwo (als "Baby" auf dem Tisch)

Mit dieser Inhaltsangabe jedoch ist kaum etwas gesagt über die Abgedrehtheiten des Stücks und die absurden Texte, die es auszeichnen. Vergleichbar mit der "Rocky Horror Picture Show", gehört es ins Genre der "Grusicals". Die Geschichte, wie aus Roger Cormans Filmvorlage aus dem Jahre 1961 über zwanzig Jahre später ein Erfolgsmusical wurde, dass schließlich 1986 noch einmal verfilmt wurde (u.a. mit Steve Martin und Rick Moranis), mag der Enthusiast im Musicalführer nachlesen. Auch Alan Menkens rockig-geschmackvolle und quietschlebendige Musik oder Howard Ashmans Buch zu preisen, muss an dieser Stelle nicht sein. Das Stück wird auch weiterhin amüsant und temporeich über die Bühnen gehen. Tiefgang allerdings sollte man wohl eher nicht suchen (in diesem Falle gilt stets: Schlag' nach bei Sondheim).

Unter der Regie von Andreas Lachnit und der künstlerischen Leitung von Jürgen Morche ist eine Produktion entstanden, die in jeglicher Hinsicht nur zu loben ist. Das Bühnenbild Laurentio Tuturugas sowie die Kostüme Karen Friedrichs sind angemessen, wenn auch nicht besonders ausgefallen. Mit grau gesprenkelten Wänden herrscht das Schäbige vor, das durch das gitftige Grün und Blutrot von Audrey Zwo kontrastiert wird.

Szenenfoto Foto links:
Seymour Krelbourn (Christoph Banken) wächst Audrey Zwo langsam über den Kopf

Wenig gibt es an der Leistung des Ensembles zu kritisieren. Die Rollen sind optimal besetzt, die Produktion eingespielt. Die Audrey Jutta Habichts hat eine wunderbar große, klare Stimme, zudem gibt sie die Figur trotz des Lisplers nicht überdreht und allzu doof. Eine Sternstunde ist auf jeden Fall ihr Song "Im Grünen irgendwo". Ebenfalls glaubwürdig: Christoph Banken als Seymour und Jürgen Morche als Mushnick. Auch mit der Besetzung der drei Nachbarsmädchen steht und fällt die Produktion. Ideal die Besetzung auch hier: Valerie Simmonds, Jessika Bierik und Angela Hercules Joseph röhren und swingen, dass es eine wahre Freude ist. Hervorragend auch Marco Dotts Zahnarzt, der hemmungslos in seiner Rolle aufgeht.

Szenenfoto Foto rechts:
Nicht einmal vor Seymour Krelbourns (Christoph Banken) Freundin Audrey (Jutta Habicht) macht Audrey Zwo halt

Für einige Fans, die im ersten Rang ein Transparent ausrollten, lohnte wohl schon allein wegen seiner Performance der Besuch. Unter der Leitung von Pit Witt spielen nur vier Musiker, das allerdings hoch professionell und mit fetzigem Sound. Aki Grimm tut alles, um "Audrey Zwo" Leben einzuhauchen und ihre riesigen Lippen zum Gesang von Uli Wewelsiep zu bewegen: Wie man sah, war das nicht immer ganz einfach. Technische Beeinträchtigungen des Tones über die Mikroports gab es genauso wie eine nicht immer befriedigende Balance zwischen Sänger und Orchester. Der Stimmung aber tat das wenig Abbruch. Zum Schluss bei den Encores klatschte das Publikum sich in Rage, brachte es schließlich sogar zu einer Standing Ovation. Das Haus war gut gefüllt, wenn auch nicht ausverkauft. Ob die weiteren Vorstellungen ebenso gut ausgelastet sein werden, wird sich jedoch erweisen müssen.


FAZIT
Eine auf jeden Fall sehenswerte Produktion, für die wohl das Mindener Theater wesentlich mehr verantwortlich sein dürfte als das künstlerisch abgewirtschaftete Gelsenkirchener Haus. Ein absurder Spaß ohne viel Tiefgang, dennoch aber über zweieinhalb Stunden beste Unterhaltung mit einem optimalen Ensemble: Genau das Richtige für trostlose Winterabende!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Pit Witt

Inszenierung
Andreas Lachnit

Bühne und Kostüme
Laurentiu Tuturuga und Karen Friedrich

Choreographie
Angela Hercules Joseph

Regie- und Choreographieassistenz
Aki Grimm

Lichtgestaltung
Michael Kohlhagen

Produktionsassistenz
Gina Witt



MD, Klavier
Pit Witt

Keyboards, Klarinette, Saxophon
Peter Wilcek

E-Gitarre, Akustikgitarre
Stephan Witt

E-Bass, Kontrabass
Ralph Klinzmann

Schlagzeug
Andreas Bohnenkamp



Solisten


Audrey
Jutta Habicht

Seymour Krelbourn
Christoph Banken

Mr. Gravis Mushnick
Jürgen Morche

Orin Scrivello / Willy Wilkins
Marco Dott

Crystal
Valerie Simmonds

Chiffon
Jessika Bierik

Ronette
Angela Hercules Joseph

Audrey Zwo (Stimme)
Uli Wewelsiep

Audrey Zwo (Animation)
Aki Grimm

Masochist, Mr. Bernstein
Markus Kiefer

Schwester Adelheid
Peter Schuck


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Schillertheater NRW (Homepage)




Da capo al Fine

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