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Puccinis Musik rettet die Aufführung
Von Anne-Katrin Koch
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Fotos von Rudolf Majer-Finkes
Schon im Foyer wurden wir auf das Bohème- Leben im Paris des frühen 19. Jahrhunderts eingestimmt. Eine grosse Staffelei, Wein und Baguette bestimmten das Bild. Außerdem schmückte sich das Personal mit Tricolore Rosetten. Dieser symbolträchtige Zug fand sich auch in der Inszenierung als roter Faden wieder.
Foto 1: War nicht nur die Kleidung klischeehaft, auch das Bühnenbild arbeitete mit übertrieben platten Mitteln. Die anfänglich behelfsmässige Mansarde hing später als Bild an der Wand, die romantischen bzw. dramatischen Szenen glichen eher einem Musical als einer Puccini-Oper. Das ganze Stück artete bestimmt nicht nur gewollt zu einer Komödie aus. Zu dem teils gelungenen Witz kamen kleinere Patzer wie das gewaltsame Ausdrücken von Mimis Kerze, die die nachfolgende Romantik ins Lächerliche zogen. Da half auch kein projezierter Sternenhimmel mehr - das Publikum lachte. Auch manche gewollte Komik war nicht immer zu verstehen: Was machte Schaunard ständig auf Rollschuhen? War das nachfolgende Gipsbein ein Muß?
Foto 2: Schauspielerisch haben mich alle Akteure überzeugt. Jede Rolle war dem Typ entsprechend vergeben. Besonders erwähnenswert wäre da Elise Kaufman alias Musetta, die mit ihrem großen Auftritt passend das leichte, aber temperamentvolle Mädchen spielte. Der für den erkrankten Arturo Valencia eingesprungene José Montero alias Rodolfo hatte wohl einen schlechten Tag, denn mehrere Patzer musikalischer und schauspielerischer Art störten das Gesamtbild. Gesangstechnisch gesehen haben sich Mimi (Edit Lehr) und Marcello (Adam Hollmann) herausragend gegeben. Beide überzeugten mit einer klaren, weittragenden Stimme und einer großen dynamischen Bandbreite. Einfach zauberhaftwirkte das Duett im dritten Bild.
Foto 3: Das Orchester, unter der Leitung von Christoph König, begeisterte das Publikum mit einer Vielseitigkeit, die jede Stimmung der Oper exakt auffing. Mal mit einer Leichtigkeit, die an Kammermusik erinnerte, mal impulsiv und das Publikum aufrüttelnd sorgten die Wuppertaler Sinfoniker für stete Abwechslung. Die Musik rettete das Stück; sie schwelgte dahin und machte den Part über dem Orchestergraben fast überflüssig. So half das Orchester bei einem Patzer von José Montero mit einem Riesen-crescendo, das fast einstudiert wirkte, aus und übertönte die überschlagende Stimme. Insgesamt stimmte die Zusammenarbeit: Christoph König griff immer das Geschehen auf der Bühne auf und setzte es musikalisch perfekt um. Das nicht ganz ausverkaufte Haus zeigte sich mäßig begeistert. Besonderen Beifall gab es für Mimi (Edirt Lehr) und Marcello (Adam Hollmann), für den Rest der Truppe blieb er eher verhalten. Leider störten während einiger Arien vereinzelte Klatscher.
Rezension der Premiere in Gelsenkirchen vom 13. September 1998
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ProduktionsteamInszenierungGabriele Rech
Musikalische Leitung
Spielleitung
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
Dramaturgie
SolistenMimiEdit Lehr
Musetta
Rodolfo
Schaunard
Marcello
Colline
Parpignol
Benoît
Alcindoro
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- Fine -