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Verdis vergessene Oper
Von Veronika Agnes Fáncsik
Kaum jemand hat bisher von Oberto, dem Grafen von San Bonifacio - wie es im Titel exakt heißt - gehört, der den jungen Giuseppe Verdi zu seinen ersten Versuche in Richtung Bühnenmusik animierte. Das ist auch kein Wunder, denn die Oper wurde seit ihrer - übrigens sehr erfolgreichen - Uraufführung in der Mailänder Scala 1839 insgesamt erst 14 mal aufgegriffen, und zwar hauptsächlich in Italien. Das Südostbayerische Städtetheater nahm jetzt erfreulicherweise die reizvolle Aufgabe auf sich, Verdis erste Oper zum ersten Mal überhaupt in Deutschland zu präsentieren. Mittelalterlich: Imelda (Stefanie Rhaue,l.), Cuniza (Anna Maria Dur) und der Damenchor
Die Handlung: Riccardo, der früher mit Leonora, der Tochter seines Feindes
Oberto, verlobt war, sie aber betrog, will
seine Hochzeit mit Cuniza feiern. Der verbannte
Oberto kommt empört zurück und will sich an Riccardo
rächen, wozu er um die Hilfe von Cuniza
bittet, die, enttäuscht von ihrem Verlobten, diesen nicht mehr heiraten will.
Oberto fordert Riccardo mit Beleidigungen zum
Duell heraus und wird dabei selbst getötet. Riccardo flüchtet schuldbewußt und vermacht Leonora
sein Reich. Nach den einleitenden Takten des Chores erscheint Riccardo (Angelo Simos) auf der ganz dem 13. Jahrhundert verpflichteten und etwas bescheiden ausgestatteten Bühne (Elke Schlottermüller): Etliche Säulen mal vorne, mal hinten, gelegentlich mit einigen Treppen versehen. Das erweist sich jedoch nicht unbedingt als Mangel der Inszenierung, da die oft symbolischen schauspielerische Aktionen die Situationen ohnehin deutlich machen. von links: Riccardo (Angelo Simos), Cuniza (Anna Maria Dur), Leonora (Ludmilla Bogdanova) und Oberto (Michel Larue)
In der ersten Szene wird Riccardo nicht nur dafür gefeiert, daß er Brot unter das Volk austeilt, sondern auch, daß er seine Tat mit einem stabilen hohen H bekräftigt, welches in der Partitur gar nicht verlangt ist. Ein blutiges Hochzeitskleid, ein Kranz, sogar ein Dolch begleiten den ersten Auftritt der von Riccardo betrogenen unglücklichen Leonora, die (statt der plötzlich erkrankten Ludmilla Bogdanova) von Simona Baldolini gesungen wird, und zwar überaus dynamisch und schwungvoll. Ihre tiefen Töne erklingen manchmal leider grob, sogar falsch (Verdi macht es der Sopranistin mit Tönen bis zum kleinen A nicht leicht), in der Höhe hat sie jedoch die Kraft und den Glanz, um die Rolle eindrucksvoll auszufüllen. Herauszuheben ist das Terzett aus dem ersten Akt, welches sie mit der (mittlerweile vom Betrug ihres Verlobten Riccardo wissenden) Cuniza (von Anna Maria Dur prachtvoll interpretiert) und dem (Rache für seine Tochter Leonora schwörenden) Oberto (in einer ebenfalls fabelhaften Interpretation von Michel Larue - beispielhafte Textverständlichkeit!) zusammen auf die Bühne bringt. Singen trotz aller Anfechtungen: Riccardo (Angelo Simos)
Im zweiten Akt gelingt Regiesseur Reitmeier eine schöne Metapher: Wenn Cuniza dem Glück entsagt, versenken die Hofdamen ihre Schmucksachen. Die Wut dieser Damen über Riccardos Verbrechen äußert sich, indem sie ihm die zur Hochzeit vorbereiteten weißen Blumen der Reihe nach vor die Füße werfen. Nach der großartigen Arie des Oberto (in der er mit seiner Baß-Baritonstimme sich sogar ein colorierendes eingestrichenes G leistet!) vor seinem Tod erscheint der Chor in unheilverkündendem Nebel und schwarzer Kleidung. Kompliment noch an das Orchester (Dirigent: Roger Boggasch), das zwar grundsätzlich ein wenig zu laut, jedoch präzise spielte, und dem Chor (besonders den Damen), der sauber intonierte.
Die Aufführung von Verdis erster Oper hinterläßt einen sehr positiven Eindruck; für Kenner und Nichtkenner nur zu empfehlen. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamRegieJohannes Reitmeier
Musikalische Leitung
Bühne
Kostüme
SolistenOberto Michel Larue
Leonora
Cuniza
Riccardo
Imelda
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- Fine -