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Bewegte Suche nach dem häuslichen Glück
Regisseur Uwe Hegenröder gestaltete in Münster eine frische, humorvolle Inszenierung der Verkauften Braut. In einem halbrunden, schlichten Bühnenraum steht in der Mitte ein rotes Häuschen, das sich dreht und so immer wieder andere Räume zum Bespielen freigibt. Alles dreht sich um dieses Haus, um die Suche nach dem häuslichen Glück, das durch Heirat eingerichtet werden soll. Gezeichnet sind die Figuren der Geschichte und das ländliche Dorfmilleu als Idylle mit leicht parodistischem Anstrich, mit gewissem ironischen Ton, der sehr schön getroffen ist. Das macht wirklich Spaß anzusehen. Besonders witzig gelingt die Figur des Heiratsvermittlers Kezal durch das engagierte Spiel von Martin Blasius. Die Personenführung der Regie ist stets sehr bewegt. Marie zwischen ihren Eltern: Lucy Coleby als Mutter und Radoslaw Wielgus als Vater. Leider ist dieser gut getroffene humorvolle Erzählstil aber nur im ersten Teil der Inszenierung durchgängig zu finden. Nach der Pause mit Beginn des 3. Aufzuges folgt dann eine "echt" ausstaffierte Zirkusszene. Ein sicherlich schön zusammengestelltes Tableu wird gezeichnet: die Seiltänzer Gebrüder Merlin und der Hiltruper Kinderzirkus kommen zu Ehren und zeigen ihr Können. Doch gelangt man hier stark in Richtung einer Ausstattungsoper und hält damit den Ton des ersten Teil nicht mehr. Ein Bruch ist da zweifellos entstanden. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte dann auch entsprechend ernster und glatter weitererzählt. Der erste Teil konnte durch Originalität und Einfallsreichtum mehr überzeugen. Erst der ironische Hinweis zum Schluß findet wieder den Bogen zum Anfang zurück. Hatte Marie sich mit dem von den Eltern bestimmten Ehemann Wenzel eine trostlose Ehe ausgemalt - ihre Vorstellung wird als Szene im Haus dargestellt - so zeigt sich zum Schluß mit ihrem Wunschmann Hans auch nicht gerade das große Glück, das frei vom trüben Ehealltag wäre: Beide sitzen schließlich in ihrem Häuschen am Eßtisch, und er verschanzt sich hinter der Zeitung, während sie starr ihre Suppe löffelt. Marie mit ihrem geliebten Hans. Hier als Hans zu sehen: Thorsten Scharnke. Die Regie weiß die Geschichte insgesamt sehr lebendig und kurzweilig zu gestalten und dazu wird in Münster auch eine gelungene musikalische Ausführung der Oper geboten. Birgit Beckherrn vermittelt überzeugend die Partie der Marie. Mit ihrem volltönigen, dunkel grundierten Timbre hält sie die Spannung der Figur und zentriert das Geschehen um sich. Nur in der Höhe erklingen die Töne gelegentlich etwas scharf. Für die Figur des Hans mußte kurzfristig zur rezensierten Aufführung ein Gast einspringen: Ralf Simon sang die Partie mit schöner, wohlgeführter Stimme, die allerdings mitunter etwas nach innen gezogen ist und sich daher nicht immer frei entfalten kann. Simons Auftritt entsprach im übrigen optisch ausgezeichnet dem Rollentyp des Hans. Auch das übrige Ensemble konnte sehr zufrieden stellen. Mit Humor und Elan wurde der Kezal von Martin Blasius und der Wenzel von Boris Leisenheimer gestaltet. Das Orchester entwickelte unter der Leitung von Christian Voß ein sehr temperamentvolles, stimmiges Spiel.
Der treffliche ironische Ton einer ländlichen Idylle ist von der Regie leider nur im ersten Teil ausgearbeitet worden. Die Geschichte wird aber insgesamt farbig und frisch erzählt, mit sehr bewegter Personenführung. Gemeinsam mit der guten Leistung aller beteiligten Musiker konnte so ein rundum gelungener, unterhaltsamer Opernabend erarbeitet werden.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühne
Kostüme
Chor
Dramaturgie
SolistenKruschinaRadoslaw Wielgus
Gudmilla
(Auf den Bildern in Besetzung mit Lucy Colbey zu sehen)
Marie
Micha
Háta
Wenzel
Hans
(kurzfristig als Gast für Thorsten Scharnke)
Kezal
Direktor einer Wandergruppe
Esmeralda
Ein "Indianer" der Truppe
Eine Seiltänzerin
Zwei Schweine
Uwe Klix / Andreas Krumbeck
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- Fine -