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Die Krönung der Poppea
Musikalisches Drama in einem Prolog und drei Akten
Dichtung von Giovanni Francesco Busenello
Musik von Claudio Monteverdi
Deutschsprachige Erstaufführung der Fassung von Alan Curtis
Deutsche Übersetzung von Olaf M. Roth

Premiere der Theater Krefeld Mönchengladbach
Mönchengladbach am 10. Juni 2000

Vorstellungsdauer: ca. 3 1/4 Stunde


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Theater Mönchengladbach
(Homepage)

Leidenschaft und Macht im Spiel der Spiele des Lebens



Von Meike Nordmeyer / Fotos von Matthias Stutte



Liebe und Leidenschaft, skrupelloser Ehrgeiz, Macht und Machtmißbrauch - eine lodernde Mischung, die da vorgeführt wird in Monteverdis Oper. Entstanden ist ein zündendes Werk, zündend für die gerade beginnende Operngeschichte. Wie lebendig und wirkungsvoll das Werk heute noch aufgeführt werden kann, zeigte sich am Theater Mönchengladbach.

Foto: MG: Krönung Poppea

Die Wärter beklagen sich.
(Markus Heinrich und Frank Valentin)

Besonders lebendig ist das Bühnenbild von Christoph Rasche gelungen. Rasche entwarf ein Simultangebilde, einen Bühnenaufbau, wie er im Mittelalter üblich war. Gleichzeitig zu sehen und daher stets präsent sind die verschiedenen Orte des Geschehens: die Gemächer der Poppea, ein öffentlicher Platz mit Park, die Gefilde Neros, sein Palast und die Hallen, in denen er sich eigentlich um die Staatsgeschäfte zu kümmern hätte, und schließlich der Aufenthaltsort Senecas, der hier - Ort der Contemplation überhaupt- als Zen-Garten dargestellt ist.


Foto: MG: Krönung Poppea

Der große Nero (Walter Planté) bei seiner Poppea (Barbara Cramm) und hinter ihm
die Lücke, die er hinterläßt.

Nero ist der in den Staatgeschäften abwesende Herrscher, denn er kümmert sich vornehmlich um seine Liebesleidenschaft mit Poppea, so beklagen es auch die Wärter, die vor Poppeas Haus des nachts Wache schieben müssen. Der so in Rom abwesende Nero ist stets anwesend durch die Lücke, die er hinterläßt und die ein Machtvakuum ergibt. Das Bühnenbild macht diese Lücke sichtbar, Neros Gestalt bleibt ausgeschnitten aus dem Stadtbild von Rom.


Foto: MG: Krönung Poppea

Vor gefährlichen Verwicklungen wird Poppea (Barbara Cramm) von der Amme (Antje Gnida) gewarnt.

Magisch traumhafte, phantasiereiche Bilder werden auf der wandelbaren Bühne geschaffen. Das Spiel hat dabei Werkstatt- und Projektcharakter, wie es eben richtigem Theater eigen ist. Ein Vorhang, der mit der Farbe rot die Farbe der Liebe trägt, wird vielfältig benutzt: zum Verdecken, zum Aufdecken und zum Verwickeln. Durch die Präsenz des Vorhanges wird der Raum vor ihm zur kleinen Bühne auf der Bühne, zur Projektionsfläche, auf der sich die Personen präsentieren können, was sie auch fleißig nutzen. Stets bleibt sichtbar in dieser Aufführung der Poppea, daß es eben eine Aufführung eines Spiels ist, so wie zugleich auch thematisiert wird, daß das ganze Leben ein Spiel um Macht und das dazugehörige Überzeugen und Präsentieren ist. Das ganze Geschehen bleibt aber auch deswegen ein Spiel, weil es die Götter mit den Menschen spielen. Eine Wette der Götter über den Ausgang dieser Geschichte steht da am Anfang. Die Götter, hier alle weiblich, schauen nun genüßlich zu beim Treiben der Menschen, sie bewegen sich nicht nur auf der Bühne, sondern nehmen auch immer wieder als Zuschauer platz. Gespielt wird hier also auf allen Ebenen, so offen und gelungen vielfältig ist die Inszenierung von Reto Nickler. Vielgestaltig sind die Verschränkungen von Leidenschaft und Macht im Spiel des Lebens, diese Inszenierung wird der Oper Monteverdi vollauf gerecht.


Foto: MG: Krönung Poppea

Nero in großer Herrscherpose gibt
Weisung, Poppea nun endlich zu krönen.

Viel Aktion, viel Bewegung der Personen ist auf der Bühne zu sehen, sie wird von allen Sängerdarstellern ausgezeichnet gespielt. Ein sicheres, ein glanzvolles Ensemble ist auf der Bühne vertreten. Nur in den Nebenrollen gibt es leichte Einschränkungen, die Hauptpartien überzeugen indes sehr. Als bestens einstudiert erweisen sich die Ensemble-Szenen, die zahlreichen wunderbaren Duette werden absolut stimmig zusammen gesungen und mit dem Orchester zusammen die Musik entwickelt. Außergewöhnlich viel Raum bleibt für zarte Töne, besonders Barbara Cramm als Poppea und Kirstin Hasselmann als Drusilla bezaubern hier, sie behalten die Zartheit auch in der Höhe und bieten in ihrem Spiel und Gesang starke Charakterbilder. Die Poppea von Barbara Cramm ist zwar von grausamen Ehrgeiz aber auch von starker, sich zärtlich äußernder Liebe besessen. Desweiteren beeindruckt Ulrich Schneider als Seneca mit großer und sehr kultiviert geführter Stimme. Walter Planté bietet als Nero tenoralen Schmelz, fast etwas zu schön für einen Nero. Etwas Anstrengung war bei ihm zum Schluß durchzuhören, klüger wäre es vielleicht gewesen, sich gelegentlich auch zurückzunehmen.
Alle Sänger singen recht deutlich, die pfiffige, gut gearbeitete Übersetzung, die moderne Sprache verwendet und sehr genau auf die Musik hin gearbeitet ist, konnte so zur Geltung kommen und dem Geschehen war bestens zu folgen. Ebenso war die genaue Personenzeichnung, die der Notentext von Monteverdi so plastisch bietet, dadurch glänzend nachzuvollziehen.

Das Orchester begleitete die Sänger hervorragend, Sänger und Orchester waren immer punktgenau zusammen, gemeinsam wurde die Musik geatmet und die Inszenierung umgesetzt. Der Orchestergraben wurde hochgefahren für das Orchester in sehr kleiner Besetzung mit historischen Instrumenten wie Blockflöte, Theorbe, Barockgitarre, Gambe.
Dirigent Ulrich Wagner bot ausgehend von der Urtextausgabe von Alan Curtis eine reiche Ausarbeitung der Partiturvorgabe. Melodiestimmen wurden ergänzt, farbig eingesetzt und ein ausgezeichnetes musikalisches Spektrum entwickelte sich damit. Konzentriert wurde von den Musikern diese Fassung ausgeführt, mit enormer, nicht nachlassender Spannung und mit beachtlich genauer Intonation. Mit viel Feinsinn leitete Wagner seine Musiker. Das Schlußduett von Poppea und Nero wußte er mit feinsten Pianissimo im Orchester zu unterlegen. An Zartheit war dieses Duett vor allem durch die Töne von Cramm als Poppea wohl schwerlich zu übertreffen. Ein packender Abend ging so atemberaubend zu Ende.


FAZIT
Eine bewegende Umsetzung der Oper von Monteverdi - Inszenierung und musikalische Ausführung sind bestens gelungen und stimmen fein zusammen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ulrich Wagner

Inszenierung
Reto Nickler

Bühnenbild
Christoph Rasche

Kostüme
Katharina Weissenborn

Dramaturgie
Wolfgang Mika



Mitglieder der Niederrheinischen
Sinfoniker, Gastmusiker
und Mitglieder des
United Continuo Service


Solisten

Fortuna / Octavia / Amore secondo
Janet Bartolova

Virtus / Venus
Debra Hays

Amor / Pallas Athene
Michaela Mehring

Poppea
Barbara Cramm

Nero
Walter Planté

Ottone
Mikhail Lanskoi

Drusilla
Kirstin Hasselmann

Seneca / Konsul
Ulrich Schneider

Darnigella
Marianne Thijssens

Arnalta
Antje Gnida

Amme der Kaiserin Octavia
Kerstin Pajic-Dahl

Valetto / Erster Soldat / Tribun
Markus Heinrich

Lucan / Zweiter Soldat /
Hauptmann der prätorianischen
Wache / Tribun
Frank Valentin

Lictor / 3. Freund Senecas / Konsul
Yasuyuki Toki

Amore terzo / 1. Freund Senecas
Naomi Yahagi

2. Freund Senecas / Tribun
Andreas Lenkeit







Weitere Informationen
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Theater Krefeld
Mönchengladbach

(Homepage)





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