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Wenn das Handy zweimal klingelt...
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Matthias Stutte
Ganz im Zeichen des Telefons steht ein Abend im Mönchengladbacher "Studio": Zwei denkbar gegensätzliche Kammeropern für Sänger und Klavierbegleitung, deren Ausdrucksspektrum vom leichten Witz bis zu den ganz große Gefühlen reicht. Liebe zu dritt: Luzie (Jacqueline Stein), Klaus (Christoph Stegemann) und das Telefon
In Gian Carlo Menottis Opera Buffa Das Telefon von 1947 scheitert der Heiratsantrag eines jungen Mannes beinahe daran, dass die Angebetete permanent telefonieren muss - ihr Liebhaber muss selbst zum Handy greifen, um erhört zu werden. Menotti hat das mit hübsch anzuhörender Nähe zum Neoklassizismus vertont. Jacqueline Stein gestaltet die nur fernmündlich zu erreichende Dame mit viel Charme; ihr Partner Christoph Stegemann schätzt offenbar den intimen Rahmen des Studios noch falsch ein und singt zu laut und spielt übertrieben statt nuancenreich. Im witzigen, auf einige ironische Elemente beschränkten Bühnenbild von Alexandra Deutschmann inszeniert Joachim L. Bähr das Stückchen mit leichter Hand, wobei es ruhig noch eine Spur karikierender hätte sein dürfen. Leidend: Andrea Hanson
Die kleine Farce bildet aber nur den Aufgalopp zu Poulencs lyrischer Tragödie Die menschliche Stimme (die eingeschobenen 7 Lieder Das kurze Hölzchen von Poulenc wirken ein wenig deplaziert). Andrea Hanson steigert sich mit höchster Intensität in die Rolle der Frau, die am Telefon mit ihrem Liebhaber spricht, der sie verlassen hat. Der grandiose Text von Jean Cocteau, von Poulenc kongenial vertont, kann seine ungeheure Spannung entwickeln, auch wenn Frau Hansons Stimme eigentlich zu schwer für den kleinen Raum ist und sich nur in den große Ausbrüchen richtig entwickeln kann. Die Inszenierung ist immer dann stark, wenn sie sich ganz auf die Darstellerin konzentriert, und verflacht, wenn der Regisseur in Aktionismus verfällt- was leider recht oft passiert. So muss die Sängerin mit Briefen, Fotos und Bettwäsche um sich werfen und sich am Ende gar mit einer Schere erstechen, wo Frau Hansons Gestik allein viel eindringlicher wäre. Weiter leidend: Andrea Hanson
Solide begleitet Steffen Müller-Gabriel am Klavier das Geschehen, ohne die klanglichen Reize der Poulenc-Partitur voll auszuschöpfen. So galt der lang anhaltende Beifall (zu recht) vor allem Andrea Hanson. Es wäre der Produktion zu wünschen, dass sie mehr als nur die vorgesehenen vier Aufführungen erlebt.
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ProduktionsteamRegieJoachim L. Bähr
Musikalische Leitung /
Bühne und Kostüme
SolistenDas Telefon: LuzieJacqueline Stein
Klaus
Die menschliche Stimme:
Die Frau
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- Fine -