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Netter Besuch aus dem Nebel
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Matthias Stutte
So lieb war der Holländer noch nie: Trotz strähnigen langen Haaren (Assoziationen an den "Meister" Guildo Horn stellen sich wohl eher unbeabsichtigt ein) ist Christoph Erpenbeck ein freundlicher junger Mann, der mit verhaltener Gestik sein mißratenes Äußeres permanent zu entschuldigen scheint. Mit wunderbar sonorer und jederzeit raumfüllender Stimme ist er eine vom Publikum umjubelte Entdeckung, nur: An Dämonie ist er wohl nicht zu unterbieten. In jedem Amsterdamer Coffeeshop - Erfahrungswerte fehlen der OMM-Redaktion zugegebenermaßen - finden sich vermutlich ungleich bedrohlicher wirkende Holländer. Nach dem Auftrittsmonolog brandeten verdiente Ovationsstürme über Erpenbeck hinweg. Schnell legte sich da mehr als nur ein Hauch von Sonntagskonzert über die Krefelder Bühne. Düstere Balade: Senta (Jnice Baird) liegt, Mary (Vuokko Kekäläinen, hinten) staunt und der Chor singt. Das Geschmiere an der Wand (rechts) stelt den Holländer dar.
Dass der fliegende Holländer nur eine Imagination Sentas ist, Projektionsfläche für ihre Wünsche und Phantasien, das ist keine ganz neue, aber durchaus bewährte Sichtweise. In diese Richtung geht auch die Neuinszenierung von Jens Pesel in Krefeld, die freilich viel zu unscharf und inkonsequent ist, als dass sich daraus ein schlüssiges Konzept oder ein spannender Theaterabend ergeben könnte. Da kommt ein fremder Mann, den Senta ungleich faszinierender findet als ihren totlangweiligen Erik. Kein Wunder, denn der wird als Karikatur eines Studienrates dargestellt - wie (leider) so oft, und es hat (wie so oft) die Konsequenz, dass man sich bei seinen Arien schnell zu langweilen beginnt. Hätte Wagner dem Erik wirklich so viel Musik geschrieben, wenn er ihn sich derartig bieder vorgestellt hätte ? Fröhliche Seefahrer
Es gibt viel Nebel, der pseudoromantische Stimmung verbreitet; dazwischen ist die Inszenierung teils pedantisch realistisch (im ersten Akt auf Dalands Schiff), teils karg abstrakt (Beginn des 2.Aktes). Die gelungenste Szene ist die Senta-Ballade. Senta hält ein Segeltuch (bereits im ersten Akt taucht dieses als "richtiges" Segel auf, sodass man es als bildliches Leitmotiv verstehen kann) erst wie ein Brautkleid, später wie ein Leichentuch. Leider wird das Motiv im dritten Akt dann nicht wieder aufgegriffen (was doch nahe gelegen hätte). Janice Baird als Senta hält es recht frei mit den vom Komponisten intendierten Tonhöhen, hat eine dramatische und doch sehr bewegliche Stimme. Sie sieht aus, wie man sich nordische Frauen seit ABBA vorstellt: Groß, blond und jederzeit lächelnd. Letzteres ist dann doch ein wenig nervend. Im dichten Bühnennebel verliert man leicht die Übersicht...
Im dritten Akt hat der bravorös singende Chor seinen großen Auftritt, und eigentlich ist das die einzige Szene, in der die Aufführung musikalisch an dramatischem Profil gewinnt (auch das Orchester, geleitet von Anthony Bramall, verharrt - von der Overture abgesehen - ansonsten im Mendelssohn- oder Lortzing-Tonfall, was der Partitur sicher nicht angemessen ist). Der Schluss überrascht mit einer unerwartet biederen Wendung: Wenn der Holländer Senta von seiner schaurigen Herunft berichtet, dann klingt das so, als wollte er sagen: "Liebling, vor unserer Hochzeit muss ich dir eines gestehen: Ich bin Raucher". Dann fallen sich beide in die Arme, und es gibt selbstverständlich keinen Liebestod: Den sieht der Rest der Gesellschaft nur als Diashow (Kupferstiche der Uraufführungsszenerie). ... aber der Holländer (Christoph Erpenbeck), der aus dem Gewölk auftaucht, entpuppt sich als ausgesprochen harmlos.
Die mal mehr, mal weniger hübsch anzusehende Inszenierung ist nicht weiter störend, und so zollte das Publikum dem insgesamt sehr schön musizierten Wagnerschen Melodienreigen viel Beifall. Das künstlerische Potential allerdings wurde damit nur zu einem Teil ausgeschöpft.
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ProduktionsteamMusikalische LeitungAnthony Bramall
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
SolistenDalandUlrich Schneider
Senta
Erik
Mary
Der Steuermann
Der Holänder
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- Fine -