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Salome


Drama in einem Akt von Oscar Wilde
Musik von Richard Strauss

Premiere im Theater Hagen
am 27. Februar 2000


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)

Beim Barte des Propheten!

Von Stefan Schmöe / Fotos von Olaf Struck



Szenenfoto So muss ein Prophet aussehen: Stefan Adam als Jochanaan

Auf den ersten Blick fühlt man sich an "Ben Hur" oder "Quo Vadis" erinnert. Auf den zweiten dann doch eher an das "Leben des Brian" oder die "Ritter der Kokosnuss", also die parodistische Variante des cineastisch-historischen Genres, von Bühnen- und Kostümbildnerin Dorin Kroll so wohl nicht intendiert. In Hagen ist Salome, auf den schon genannten ersten Blick jedenfalls, ein opulenter Kostümschinken: Allen voran darf Jochanaan einen Bart tragen, wie ihn nur wirkliche Propheten tragen dürfen. Aber auch die Statisterie verbreitet mit irgendwie orientalisch-antiken Gewändern (Lustknaben etc.) wohlige Dekadenz.

Szenenfoto Als wäre es Nero nach dem Brand von Rom: Günter Neumann als Herodes

Trotzdem erstarrt die Aufführung nicht in Ausstattungstheatralik, denn Regisseur Ernö Weil hat akribisch an der Personenregie gearbeitet und durchaus spannende Szenen auf die Bühne gestellt. Das Vierecksverhältnis Page - Narraboth - Salome - Jochanaan ist sehr plastisch gezeichnet: Menschen, die Liebe suchen, die sich aneinander klammern (und den jeweils Liebenden übersehen) - aber der sture Prophet will das in seinem Fanatismus nicht wahrhaben. Der Regisseur stempelt niemanden eindeutig als gut oder böse ab (nur die Herodias ist wie überall ein überzeichnetes Luxusweibchen). Besonders Günter Neumann kann, schauspielerisch wie musikalisch, den zerissenen Charakter des Herodes glänzend zum Ausdruck bringen.

Szenenfoto Genervte Stieftochter: Sabine Türner als Salome

Bewußt statisch dagegen legt Stefan Adam den Jochanaan an, und da er von der Rampe singen darf, hat seine volltönende Stimme auch den erforderlichen donnernden Tonfall. Sabine Türner, mit jugendlicher Ausstrahlung (die den offenbar unvermeidlichen Striptease erträglich werden läßt) bewältigt die Rolle der Salome ganz beachtlich, auch wenn sie sich nicht immer gegen das Orchester durchsetzen kann. Das spielt freilich ganz hervorragend auf, homogen im Gesamtklang, aber auch mit der Fähigkeit zur virtuosen Attacke (besonders in den Holzbläsern). Dirigent Georg Fritzsch entwickelt die Steigerungen in sehr natürlicher Weise: Effektvoll, aber nicht reißerisch.

Szenenfoto Ein bluttriefendes Haupt für die junge Dame: Salome erhält, was sie unbedingt haben zu müssen glaubte

Insgesamt also eine sehr gute Aufführung, auch wenn die Regie zuletzt nur noch den schaurigen Realismus sucht. Das Theaterblut tropft kräftig vom Haupt des Propheten. Über das Seelenleben seiner Titelfigur weiß der Regisseur leider nicht mehr viel zu sagen. So endet die Aufführung letztendlich doch als Ausstattungstheater. Oder ins Positive gewendet: Das letzte Wort hat die Musik - und die ist wahrlich spannend genug.


FAZIT

Auch wenn die Regie gelegentlich vor lauter Kostümierung den Überblick verliert: Vor allem Dank einer hervorragenden Orchesterleistung, aber auch einiger starker Szenen der Inszenierung (und ordentlichen Sängern) eine gelungene Produktion.


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Produktionsteam

Regie
Ernö Weil

Musikalische Leitung
Georg Fritzsch

Ausstattung
Dorin Kroll



Das Philharmonische
Orchester Hagen



Statisterie des
Theater Hagen


Solisten

Salome
Inga Fischer/
Sabine Türner*

Herodes
Günter Neumann*/
Hans-Herrmann Ehrich

Herodias
Yamina Maamar

Jochanaan
Stefan Adam

Narraboth
Volker Thies

Page der Herodias
Marylin Bennett

1. Jude
Jürgen Dittebrand

2. Jude
Richard van Gemert

3. Jude
Peter Bisang

4. Jude
Savo Pugel

5. Jude
Dag Neuhaus

1. Nazarener
Arnd Grothe

2. Nazarener
Horst Fiehl

Cappadocier
Klaus Nowaczyk

Soldaten
Thorsten Grümbel,
Erik Frithjof

Sklavin
Gesa Hoppe*/
Peggy Steiner


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen (Homepage)




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