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Der blaue Vogel


Oper in fünf Akten von Harald Banter
Libretto von Dorothea Renckhoff

Uraufführung im Theater Hagen
am 4. September 1998


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)

Postmoderner Saisonstart mit universaler Botschaft:

Habt Euch lieb!

Von Stefan Schmöe / Fotos von Paul Leclaire
/



Foto: Hagen - Der blaue Vogel

Traditionell beginnt das Theater Hagen die neue Saison mit einer Uraufführung - und so steht in diesem Jahr Der blaue Vogel von Harald Banter, langjährigem Mitarbeiter des WDR, ,auf dem Programm. Das Libretto von Dorothea Renckhoff basiert auf dem Märchen "L'Oisseau bleu" von Marie-Cathrin d'Aulnoy (1650 - 1705). Da geht es um einen Prinzen, der sich in eine schöne Prinzessin verliebt und versehentlich eine hässliche heiratet - deren Nachstellungen ihn zwingen, sich zunächst in einen blauen Vogel, später in einen Kometen zu verwandeln. So ganz leicht durchschaubar ist das im Einzelnen nicht.



Foto: Hagen - Der blaue Vogel

Die Musik Harald Banters knüpft in klanglicher Opulenz an Debussy und Ravel an, ist aber in gemäßigter Modernität durchaus eigenständig. Das Märchenkolorit ist recht gut erfasst, über einige banale Exotismen muss man hinweghören. Das homogene Hagener Ensemble setzt das ordentlich um, sodass man auf den Mitschnitt des WDR gespannt sein darf. Das Hagener Publikum, das sich bei Uraufführungen auch schon ausgesprochen rüde verhalten hat (man denke an Beauty 1996), war begeistert.



Foto: Hagen - Der blaue Vogel Vielleicht liegt es am Libretto, dass die Musik einen recht "harmlosen" Eindruck hinterläßt. Zwar versucht die Librettistin allzu einfacher Märchenlogik zu entgehen, aber die Oper hat vor allem im ersten Teil zu sehr episodischen Charakter und fügt sich nicht so recht zu einer Einheit. Kaum eine Figur vermag sich da zu profilieren. Der Eindruck mag anders sein, verstünde man etwas vom Text, den die Sänger entschieden zu undeutlich präsentieren.



Foto: Hagen - Der blaue Vogel

Die Inszenierung von Peter P. Pachl, die ein Panoptikum skurriler Gestalten vorstellt, verstärkt die divergierenden Elemente. Pachl verweigert jedes Bezugssystem: Keine Spur von einem Realismus, an dem man Zeitkritik hätte festmachen können, aber auch innerhalb der Märchenwelt gibt es kaum erkennbare Zusammenhänge. Stärker als mitunter wilder Aktionismus sind die ruhigen Szenen, in denen Videosequenzen (Hank Irwin Kittel) eingeblendet werden, etwa ein Vogekopf.



Foto: Hagen - Der blaue Vogel

Ansonsten führt die Ausstattung von Hank Irwin Kittel eine Vielzahl von ebenso aufwendigen wie nichtssagenden Kostümen vor, und das Bühnenbild - eine streng geometrische Säulenreihe, die sich nach hinten verjüngt - macht einen unwillkürlich an den nächsten Sperrmüll denken. Allerlei symbolische Dinge geben erst nach und nach den Weg in die Bühnentiefe frei, und zuletzt verformt sich die klapprige Architektur zur Schwinge eines Vogels. Man ahnt die gute Idee. Mehr nicht.



Foto: Hagen - Der blaue Vogel So bleibt als vollständig entpolitisierte Botschaft der postmodern verschwommene Wunsch nach mehr Liebe in der Welt. Aufgrund des akzeptablen Unterhaltungsniveaus läßt sich das als Erfolg für das Theater Hagen verbuchen, das für sein Engagement für zeitgenössische Musik ohnehin kaum genug gelobt werden kann. Allein der Rezensent verspürt ganz kurz einen Hauch von Sehnsucht nach der Avantgarde.


FAZIT

Überraschender Publikumserfolg für das zeitgenössische Musiktheater: Wirres Geschehen auf der Bühne mit interessanter Musik


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Produktionsteam

Regie
Peter P. Pachl

Musikalische Leitung
Georg Fritzsch

Ausstattung und Videosequenzen
Hank Irwin Kittel

Choreinstudierung
Konrad Haenisch



Das Philharmonische
Orchester Hagen



Opernchor, Mitglieder
des Extrachores
und Statisterie des
Theater Hagen


Solisten

König Silencieux
Werner Hahn

Florine, seine Tochter
Peggy Steiner

Herzogin Grognon
Iris Lehmann

Truitonne
Gesa Hoppe

Prinz Ariston
Volker Thies

Der fremde Prinz
Arndt Grothe

Der Narr
Stefan Adam

Seidenhändler
Savo Pugel

Gräfin Montholon
Edeltraud Kwiatkowski

Adèle
Yamina Maamar/
Schirin Partowi

Sophie
Sandra Borgert

Baron Kellermann
Klaus Nowaczyck

Alfred, sein Sohn
Richard van Gemert

Bellemaine
Heide Marie Heimhard


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen (Homepage)


Hinweis: Ein Mitschnitt
der Premiere ist am 19.12.99
ab 20.05 Uhr bei WDR 3
im Radio zu hören



Da capo al Fine

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