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Weihnachtsmärchen für Erwachsene
Von Heike Schumacher
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Fotos von Ludwig Koerfer
Nach dem vielversprechenden Saisonstart mit Elektra wurde mit La Bohème mehr einem allgemeinen Publikumsgeschmack Rechnung getragen. La Bohème wurde ausdrücklich unadaptiert in Szene gesetzt. Die Inszenierung war gänzlich historisch-traditionell, Bühnenbild und Kostüme versetzten in das Paris Anfang des 19.Jahrhunderts, das Puccini als Spielort vorschrieb. Ein großer Regieentwurf war auch nicht zu erwarten, denn der renommierte Wiener Mozart-Sänger Waldemar Kmentt, der die Inszenierung in Aachen zu verantworten hatte, hatte sich schon im Vorfeld gegen das Regietheater ausgesprochen. Die Inszenierung war routiniert, aber eben auch sehr brav und etwas angestaubt.
Auch die pseudo-realistische Bühne von Hannes Rader machte den Eindruck eines wohlsortierten Puppenhauses des frühen bürgerlichen Zeitalters, bei dem noch nicht einmal der leise rieselnde Kunstschnee fehlte. Und so wurde es ein tragisches Weihnachtsmärchen für Erwachsene, gefüllt mit herrlicher Musik, aber ohne jedes psychologische Interesse an den doch ambivalent gemeinten Figuren. Ein Kassenschlager dürfte die Aachener Bohème aber zu Recht werden, denn es ist ein opulentes Fest der Stimmen.
Das hat die Oper vor allem - wie so häufig in Aachen - den hervorragenden Sängerinnen zu verdanken. Im Vordergrund stand Kyung-Hye La. Ihre Mimi ist die reine Lichtgestalt des Dramas, so zart, das man Angst um jeden Windhauch hat, so jung und doch so tapfer. Ein wunderbar leichter, lyrischer Sopran, zart und anmutsvoll und dennoch von überraschendem Volumen. Eine große Stimme, die für die Zukunft noch viel verspricht. Maja Tabatadze als schnippische Musetta brillierte ebenso durch ihren lockeren Koloratursopran als auch durch ihre Spielfreude und Bühnenpräsenz.
Gegen eine so hervorragende Damenriege hatten es die Herren schwer. Die große Partie des Rodolfo gelang Francesco Petrozzi im großen und ganzen überzeugend, hatte er doch keine Probleme in den Höhen und ließ auch spielerisch nichts vermissen. Jedoch in der lyrischen Mittellage blieb er stimmlich dünn und kam nicht gut über das Orchester hinweg. Die anderen drei Herren waren alle gleich überzeugend, stimmlich wie komödiantisch. Alles saß perfekt, kein Patzer ließ sich sehen oder hören.
Die hervorragende musikalische Leistung ist vor allem Boncompagni zu verdanken. Er führte Ensemble und vor allem Orchester souverän und ausdrucksstark durch alle Facetten des Puccinischen Meisterwerks, von den humorvoll-lebendigen Passagen des ersten Bildes bis zu den lyrisch-sentimentalen und tragischen der letzten Bilder. In die Reihe der hervorragenden Leistungen fügte sich auch der von Bernhard Moncado geleitete Opernchor, der wieder einmal hohe Qualität bewies. Auch der Forster Kinderchor war sängerisch und spielerisch ausgezeichnet. Beide Chöre zusammen mit der herrlich koketten Maja Tabadaze ließen die Straßenszene des zweiten Bildes zu einem der großen Höhepunkte der Oper werden. Das Publikum honorierte diese musikalisch ausgezeichnete Leistung mit unzähligem Szenenapplaus und Begeisterungsstürmen am Schluß.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Regie
Bühnenbild und Kostüme
Choreinstudierung
Einstudierung des Kinderchores
Kinderchor St. Katharina, Statisterie des Theaters Aachen Sinfonie Orchester Aachen
SolistenMimiKyung-Hye La
Musetta
Rodolfo, Dichter
Marcello, Maler
Schaunard, Musiker
Colline, Philosoph
Parpignol, Händler
Benoit, Hausherr
Alcindor, Staatsrat
Sergeant
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- Fine -