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Macbeth Oper in vier Akten Text von Francesco Maria Piave Fassung für das Théatre-Lyrique, Paris 1865, mit dem Schluß der ersten Fassung, Florenz 1847 Musik von Giuseppe Verdi (in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
Von Margot Leins
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Fotos von Rudolf Finkes
Die Macbeths verdienen (zumal angesichts der Wuppertaler Inszenierung) MitleidEin zwanghaft handelndes VerbrecherpaarEin schwarzer Bühnenraum - nur das untere Drittel interessiert; eine stahlgraue, nach vorne abschüssige, schiefe Ebene als Spielfläche; ein wolkenverhangener, nächtlicher Cinemascope-Breitwand-Himmel, der nach Bedarf - wonach immer sich dieser bemessen mag - als Hintergrund dienen oder die Spielebene auch seitlich umgreifen kann; dazu sehr sparsam eingesetztes weißes Licht, ab und zu Kerzen, Nebel. In diesem minimalistischen, durchaus reizvollen Bühnenbild versucht Annegret Ritzel Verdis szenisch eng strukturierte Komposition ins Bild umzusetzen, wobei ihr Interesse eindeutig auf der theatralischen und inhaltlichen, nicht der musikalischen Ebene liegt. Sie beruft sich auf neuere - auch psychologische - Forschungen, die belegen, daß Lady Macbeth und ihr Gatte (beide sind, wie auch König Duncan, historische Figuren) deshalb Mitleid erzeugen, weil sie selbst Opfer sind und zwanghaft handeln. So ist die Lady ein Opfer der Erbfolgeverhältnisse, da Duncan ihren Vater und ersten Mann umbringen ließ und sie so um ihren rechtmäßigen Thronanspruch gebracht hatte. Macbeth ist Opfer seines Aberglaubens bzw. der Hexen (die hier auch politisch im Zusammenhang mit subversiven jesuitischen Irritationsversuchen und dem 'Gunpowder-Plot' von 1605 - also um die Entstehungszeit der Shakespeare-Vorlage - gedeutet werden). Hinzu kommt, daß die Ehe der Macbeths kinderlos ist, was einen wunden Punkt Macbeths markiert (die Lady hatte schließlich einen Sohn aus erster Ehe). So erklärt sich, warum die in mehrfacher Hinsicht unbefriedigte Lady ihren Mann derartig verunglimpft bzw. zur Machtübernahme anstachelt und warum er seinerseits Bancos und Macduffs Nachkommen mit solchem Haß verfolgt. Aha ! Es liegt also nicht - wie bisher oberflächlich erklärt wurde - nur daran, daß Verdi 1847 bzw. 1865 dem 'Wilden Norden' musikalisch noch nicht gerecht wurde und die beiden Hauptfiguren schlicht deshalb sympathisch wirken, weil sie auch in gruseligen Momenten so 'schön' singen. (Übrigens trotz manch kühner musikalischer Experimente Verdis, die diese Oper von den bekannten früheren (Nabucco) und nachfolgenden (Rigoletto) abheben.) So weit - so gut. Nur: Was davon kann dem Publikum tatsächlich durch die Aufführung (!) vermittelt werden ?
Das Unheil nimmt ab dem ersten Bild seinen Lauf: Die Hexen sind glatzköpfige, aber eindeutig
weibliche Wesen, die sich z.T. mit Bärten und Woody-Allen-Brillen eher albern als verwirrend
maskieren und Kardinalsgewänder in klerikalem Rot überziehen. Endlich sitzend erinnern sie
kurzfristig auch an buddhistische Mönche, bis sie schließlich spitze, an die Inquisitoren
gemahnende Hüte überstülpen. Dieser Verkleidungs-Aktionismus im Nebel auf der schrägen
Spielfläche trägt sicher wesentlich dazu bei, daß hier nicht einmal von synchronem Chorgesang
die Rede sein kann. An anderen - freilich schauspielerisch weniger anspruchsvollen - Stellen
(etwa am Ende des ersten Akts oder bei der Bankettszene) trägt der Chor erfolgreich zur
Gesamtwirkung bei.
Anspruch und Wirklichkeit der Inszenierung klaffen weit auseinander. Selbst nach vorheriger Lektüre des Programmheftes bleibt vieles 'im Dunkeln' (auch wörtlich zu verstehen). Für Orchester, Dirigenten, Solisten, mehrfach auch den Chor und Kostüme lohnt dennoch ein Besuch der Aufführung.
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Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreinstudierung Solisten
Macbeth
Banco
Lady Macbeth
Kammerfrau der Lady Macbeth
Macduff
Malcolm, Duncans Sohn
Ein Arzt
Ein Diener von Macbeth
Ein Mörder
Erste Erscheinung
Zweite Erscheinung
Dritte Erscheinung
Fleance, Bancos Sohn
Statisterie der Sinfonieorchester Wuppertal
Weitere AufführungenSeptember '98:
November '98:
Dezember '98:
Im Halbdunkel schmiedet das Ehepaar Macbeth finstere Mordpläne Krone allein macht nicht glücklich: Macbeth schaut eher ratlos auf seine adrett gekleidete Gattin. Die Bankettszene: Lady Macbeth hält ihren Gatten mit ihrem Blick in Schach. Im dritten Akt wirken die Hexen doch schon ganz zutraulich... Von der Regie in den Wahnsinn getrieben ? Lady Macbeth geht um.
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