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Die Hochzeit des Figaro

Opera buffa in vier Aufzügen
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Dichtung von Lorenzo Da Ponte
Deutsche Übersetzung von Nicolas Brieger und Friedemann Layer



Premiere an den Städtischen Bühnen Münster
am 21. Dezember 1997


Von Meike Nordmeyer / Fotos von Michael Hörnschemeyer



Energiekrise in Münster -
Premiere der Hochzeit des Figaro ohne Schwung

Die Inszenierung von Matthias Davids siedelt die Geschichte des Figaro in den 20er Jahren an, das wird allerdings allein deutlich an den Kostümen und einigen Möbelstücken. Unabhängig davon befinden sich die Personen in einem schön gestalteten, leicht schrägen Raum, der weit über den Orchestergraben hinausragt. Er wird im Laufe des Stückes nur wenig verändert und bildet daher den Rahmen der verwickelten Vorfälle. Beides, Raum und Zeit, paßt wohl zusammen, bleibt aber völlig neutral, gibt der Geschichte keinen eigenen Akzent. So werden auch die verschiedenen Protagonisten nicht besonders charakterisiert. Die Personenführung indessen ist sehr belebt, und einige witzige Einfälle weist die Inszenierung auf. Sie bleibt aber leider dennoch ohne Schwung, weil der Gesang und das Orchester das Spiel auf der Bühne immer wieder ausbremsen.

Das Orchester entwickelte die Ouvertüre durchaus belebt, schien damit aber alles gegeben zu haben, denn es ließ anschließend leider jegliche Energie vermissen. Trotz des engagierten Dirigates von Peter Schlamilch gab es keinerlei Schwung mehr aus dem Orchestergraben zu vernehmen. Schlamilch nutzte im übrigen sehr die bühnenbildnerisch bedingte Nähe zu den Sängern und stand in außergewöhnlich intensivem Blickkontakt mit ihnen, so daß sehr genau zusammen musiziert wurde.

Leider fehlte aber auch den Sängern der nötige Elan und das war besonders fatal für die hochwertigen Ensembles der Oper, sie konnten nicht zu Leben erweckt werden. Auch an der Ausführung der Rezitative müßte noch einiges verbessert werden. Die Titelfigur ist mit Peter Eglitis nicht ideal besetzt. Die Partie des Figaro erklingt dunkel und behäbig, und Eglitis spielt eher polternd grob den Eifersüchtigen. Er vermag der Figur des Figaro darüber hinaus kein besonderes Profil zu geben. Der Graf hingegen wird von Willem Laakmann sehr humorvoll dargestellt, und durch seine sehr gute Diktion kann der Witz des deutschen Textes zur Geltung kommen. Zwei Solistinnen ragen allerdings durch besondere Leistung aus dem Ensemble heraus: Katharina von Bülow gestaltet die Partie des Cherubino sowohl musikalisch wie auch durch ihr engagiertes Spiel überzeugend, und die Gräfin wird nobel gesungen von Ines Krome, die auch mit ihrem ganzen Auftreten glänzt.

Foto: MÜNSTER/Die Hochzeit des Figaro Im letzten Akt schwingt sich die Inszenierung übrigens etwas überraschend zur stilisierten statt erzählenden Darstellungsform auf. Im Garten auf dem Feste befinden sich ausschließlich Gäste in Gestalt, d.h. auf der Bühne vor allem in entsprechenden Kostümen, von Susanna und der Gräfin. Diese Figuren vervielfachen formelhaft die gestische Darstellung der Gefühle. So richtig vermag diese plötzlich eingesetzte Bühnensprache nicht zu überzeugen, sie wirkt vor allem in der Ausführung etwas bemüht. Die Inszenierung findet schließlich nach würdigem Auftritt der Gräfin ein bewegtes Ende.



FAZIT:

Mozarts Hochzeit des Figaro kann seine natürliche mitreißende Wirkung leider nicht entfalten, weil der musikalischen Ausführung die nötige Energie gänzlich abgeht. Die Inszenierung bietet einige schöne Einfälle aber macht die fehlende Spannung nicht wett.


Logo: Städtische Bühnen Münster

Musikalische Leitung
Peter Schlamilch

Inszenierung
Matthias Davids

Ausstattung
Knut Hetzer

Choreinstudierung
Peter Heinrich


Solisten

Graf Almaviva
Willem Laakmann

Gräfin Almaviva
Ines Krome

Susanna
Eva Lillian Thingbo

Figaro
Peter Eglitis

Cherubino
Katharina von Bülow

Marcellina
Suzanne McLeod

Don Basilio
Wolfgang Theis

Don Bartolo
Mark Coles

Antonio
Georg Zeppenfeld

Barbarina
Dominique Lepeudry

Zwei Mädchen
Annette Walaschewski
Andrea Mutert



Statisterie der Städtischen
Bühnen Münster

Chor der Städtischen
Bühnen Münster

Cembalo: Edward Rushton




Weitere Aufführungen

Januar '98: 10., 11.,
14., 16.,
27., 31.
Februar '98: 10., 11.,
27.



Foto: MÜNSTER/Die Hochzeit des Figaro

Willem Laakmann (Graf Almaviva),
Eva Lillian Thingbo (Susanna),
Ines Krome (Gräfin Almaviva)
und Peter Eglitis (Figaro)





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