Das Rheingold
Vorabend zu
Der Ring des Nibelungen
Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend
Musik und Dichtung von Richard Wagner
Premiere im Grossen Haus der Städtischen Bühnen Münster
am 24. Februar 1999
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Michael Hörnschemeyer
Ein furioser Auftakt
Foto 1:
Alberich (Renatus Mésznár) bestaunt skeptisch von oben das Rheingold, während sich die Rheintöchter Woglinde(Eva Lillian Thingbø), Wellgunde (Katharina von Bülow) und Floßhilde (Janet Collins) in seinem Glanze schwelgen.
Die ersten Takte aus dem Graben tönten zwar etwas hölzern und ungelenk, aber so nach und nach entwickelten die Symphoniker ein durchaus respektables und mitreissendes Orchestergemälde, das den hervorragenden Gesamteindruck des Abends begründete. Will Humburg tat aber auch wirklich alles, um dieses Rheingold zu einem tatsächlichen Erlebnis werden zu lassen; und das mit Erfolg! Er legte grossen Wert auf mannigfaltige Abschattierung des Klanges, auf flexibel und sinnreich gestaltete Tempi und gab dadurch dem gesamten Werk eine besondere, durchaus persönliche Note.
Foto 2:
Wotan (Ralf Lukas) versucht alles, um seine Macht zu vermehren, während das seine Gemahlin Fricka (Suzanne McLeod) scheinbar gar nicht intetessiert.
Auch sängerisch wurde einiges geboten: von den Göttern dominierte vor allem Ralf Lukas, der einen beachtlichen Wotan gestaltete. Thorsten Scharnke, der schon im Freischütz als Max aufhorchen liess, bestätigte seine Leistung als listiger Loge. Auch Mark Bowman-Hester als Mime und ganz besonders Georg Zeppenfeld als Fasolt überzeugten durch Textverständlichkeit und optimalen Einsatz ihrer stimmlichen Mittel.
Foto 3:
Alberich (Renatus Mésznár) schleudert Wotan (Ralf Lukas) seinen Fluch entgegen. Im Hintergrund Thorsten Scharnke (Loge).
Der Star des Abends aber war der Alberich von Renatus Mésznár. Ebenfalls im Freischütz schon herausragend, dominierte er jetzt als Fluchender und Unheilverkünder. Diese Zukunftsaussichten bestätigend, gelang es Janet Collins als Erda, auch auf ihre klangschöne, ausdrucksstarke Stimme aufmerksam zu machen, die sie auch im homogenen Rheintöchterterzett als Floßhilde, neben Eva Lillian Thingbø (Woglinde) und Katharina von Bülow (Wellgunde), vorbildlich einzusetzen wusste.
Foto 5:
Loge (Thorsten Scharnke) macht sich Gedanken über seine Zukunst, während die Rheintöchter ihrem Gold nachtrauern und die Göttergesellschaft gen Walhall schreitet.
Szenisch gelingt es Roland Aeschlimann (Bühne) und Renate Schmitzer (Kostüme), einen optisch reizvollen Rahmen zu schaffen, in dem, bzw. vor dem (die Bühne abgrenzenden Gazevorhang) Peter Beat Wyrsch die Figuren meist geschickt und intensiv gestaltend agieren lässt. Auch wenn einige szenische Komponenten (z.B. der Riesenwurm oder die Tauschaktion Gold gegen Freia) missglückt sind oder zumindest etwas unfertig wirkten, gelang doch eine insgesamt stimmige und spannende Interpretation. Bis zur "Vollendung" des Rings ist ja auch noch eine Weile Zeit, in der man schliesslich noch weiterarbeiten kann.
FAZIT:
Ein gelungener Auftakt, der sowohl szenisch, als auch musikalisch auf die weiteren Ringteile gespannt macht.